Laura Leander 04 - Laura und der Fluch der Drachenkönige
vieles mächtiger waren als alle anderen Waffen: das Schwert Hellenglanz und das Schwert Pestilenz. Ersteres haben sie uns, den Kriegern des Lichts, zum Geschenk gemacht und das zweite unseren Feinden, den Dunklen Mächten.«
»Aber…« Der junge Ritter sah seinen Herrn verständnislos an. »Warum haben sie das getan?«
»Ich kann darüber nur Vermutungen anstellen. Entweder wollten die Drachenkönige damit beweisen, über wie viel Macht sie mit diesem Sterneneisen verfügen. Oder sie haben darauf gehofft, dass die gegensätzlichen Kräfte zur Besinnung kommen, sobald die Schwerter ihnen vor Augen führen, wie viel Unheil solche Waffen anzurichten vermögen. Sollte das ihre Absicht gewesen sein, so haben sie sie verfehlt.« Er schüttelte sich, als könne er die bedrückende Erkenntnis abwerfen. »Wie auch immer: Nicht lange danach haben die Dunkelalben sich auf die Seite des Schwarzen Fürsten geschlagen. Seither sind sie Borboron treu ergeben. Bedauerlicherweise…«
Paravain und Morwena hielten den Atem an. »Ja?«
»… wissen nur die Dunkelalben das Schwert des Lichts wieder zusammenzuschmieden.«
K apitel 9 Der
Graumahr
ukas senkte den Blick. Er wusste, dass es auf die Fragen des Kommissars keine befriedigende Antwort geben konnte. Die Lage war so hoffnungslos, dass er das Unheil, dass sich über ihnen zusammenbraute, fast körperlich zu spüren meinte.
Erneut wandte Bellheim sich an den Professor. »Und warum haben Sie, Herr Direktor, Laura Leander nicht vermisst gemeldet, als Ihnen ihr Verschwinden aufgefallen ist? Denn dass sie plötzlich nicht mehr da war, wird Ihnen ja nicht entgangen sein. Zumal Sie eine enge Beziehung zu ihr pflegten, wie mir berichtet wurde.«
Morgenstern räusperte sich und sah ihn mit gespielter Unschuld an. »Sie haben doch selbst erwähnt, welche Erklärung Luka –!«
»So ein Unsinn!«, fiel der Kommissar ihm ins Wort. »Ihnen musste doch klar sein, dass es sich dabei um eine dreiste Lüge handelte. Frau Sayelle Leander-Rüchlin hatte Sie schließlich über die Dauer ihrer Geschäftsreise in Kenntnis gesetzt, wie Sie uns selbst bestätigt haben.«
Professor Morgenstern wich dem Blick des Kripobeamten aus und sah zu Boden wie ein ertappter Lügner.
»Was sollte das Mädchen also zu Hause?«, fuhr Bellheim unerbittlich fort. »Dort war doch niemand. Und wie sollte Laura überhaupt nach Hohenstadt gekommen sein? Mitten in der Nacht und ohne Auto?«
Morgenstern erwiderte nichts. Auch ihm schien längst aufgegangen zu sein, dass jede weitere Erklärung seine Lage nur verschlechtern würde.
»Nein, Herr Professor. Lukas mag diese fadenscheinige Geschichte von der Erkrankung seiner Schwester seinen Mitschülern aufgetischt haben, aber Ihnen mit Sicherheit nicht!« Bellheim beugte sich vor. Sein Blick glich dem eines Luchses, der im sicheren Versteck auf ein argloses Opfer lauert. »Umso merkwürdiger ist es, dass Sie sich bei niemandem nach Laura Leander erkundigt haben. Weder bei einem der Kollegen noch bei einem der Schüler. Und Sie haben es auch nicht für nötig erachtet, Lauras Mutter von Lauras Verschwinden zu unterrichten und eine Vermisstenanzeige zu erstatten, wie es jeder verantwortungsbewusste Internatsleiter getan hätte. Warum das alles, Herr Professor?«
»Das habe ich Ihnen doch bereits erklärt!« Verzweiflung verlieh der Stimme von Aurelius einen brüchigen Klang. »Weil ich es schlichtweg vergessen habe – so einfach ist das.«
»Entschuldigen Sie bitte – aber für wie blöd halten Sie mich eigentlich?« Der Kommissar war richtig laut geworden. Seine geschwollene Halsschlagader pochte. »Sie sind doch viel zu gewissenhaft, um so etwas zu vergessen! Wie wir unseren Akten entnehmen konnten, haben Sie bereits mehrere Schüler oder Schülerinnen Ihrer Lehranstalt als vermisst gemeldet, nicht wahr? Bislang sind auch alle wieder gesund und munter ins Internat zurückgekehrt. Doch diesmal, so fürchte ich, wird das nicht der Fall sein.«
Der Professor warf dem Beamten einen scheuen Blick zu, als wolle er ihn nicht noch mehr in Rage versetzen. »Warum nicht, wenn ich fragen darf?«
»Weil es einen Grund dafür geben muss, warum Sie sich laufend in Widersprüchen verstricken. Und weil es viel zu viele Ungereimtheiten gibt.« Bellheim schnaufte und zog den Hosenbund hoch, der trotz des breiten Gürtels unter den Bauch gerutscht war. »Ich muss gestehen, dass ich noch nicht so recht durchschaue, was hier gespielt wird. Aber das werde ich schon noch
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