Laura Leander 04 - Laura und der Fluch der Drachenkönige
opfschüttelnd schaute Lukas vom Computermonitor auf. »Du hast Recht, Philipp. Es sieht tatsächlich so aus, als würde von Freudenperts Buch kein einziges Exemplar mehr existieren!«
»Sag ich doch!« Fast anklagend blickte Mr. Cool den Jungen an. »Oder glaubst du, ich hätte den ganzen Nachmittag nur Däumchen gedreht? Was meinst du, bei wie vielen Antiquariaten, Bibliotheken und Museen ich angerufen habe? Von den Sammlern alter Bücher ganz zu schweigen! Aber es war kein Exemplar mehr aufzutreiben – nicht mal in den besten Uni-Bibliotheken!« Er sprang auf und begann unruhig in Lukas’ Zimmer auf und ab zu wandern. »Ich hab allerdings auch nichts anderes erwartet.«
Lukas schielte ihn über den Rand seiner Brille an. »Und warum?«
»Das liegt doch auf der Hand, oder?« Mr. Cool wirkte leicht genervt. »Du hast doch selbst recherchiert, dass nur fünfzig Stück von dem Teil gedruckt worden sind. Und zwar im vorletzten Jahrhundert, vor fast einhundertundzwanzig Jahren! Es würde mich deshalb auch nicht wundern, wenn die inzwischen alle längst verrottet wären.«
»Kann ich mir nicht vorstellen«, brummte Lukas und schob die Brille von der Nasenspitze zurück. »Das Buch in Papas Regal war zwar nicht gerade taufrisch, aber durchaus noch gut erhalten. Warum sollte es dann nicht auch noch ein paar andere geben?«
Mr. Cool brummte ein paar unverständliche Worte. Seiner Miene nach zu urteilen, schien er Lukas’ Überzeugung jedoch nicht zu teilen.
Lauras Bruder furchte die Stirn. »Was ist denn mit diesem Antiquar, der sich vage an das Buch zu erinnern glaubte?«
»Du meinst Kasimir Kardamom?«
»Genau. Hat er sich noch mal gemeldet?«
»Yo.« Philipp nickte. »Wir sollen morgen Vormittag bei ihm vorbeikommen, hat er gesagt. Er muss erst noch in seinen Unterlagen nachschauen, und das dauert seine Zeit.«
D er Talkessel war fast kreisrund. Steppengras mit scharfkantigen Halmen überwucherte den welligen Boden, aus dem sich vereinzelte Büsche und Sträucher erhoben. Inmitten des Runds lag ein kleiner Teich, der wohl von einer unterirdischen Quelle gespeist wurde und einen Bach füllte, der sich bis zur engen Eingangsschlucht schlängelte. Das Leuchtende Tal war nahezu vollständig von Felswänden eingeschlossen, die im Osten des Kessels eine steil aufragende, schier unüberwindliche Barriere bildeten. Erst auf den zweiten Blick bemerkte der Junge die provisorischen Unterkünfte, die an ihrem Fuß errichtet worden waren: einige hastig aus Balken, Brettern und grobem Tuch zusammengefügte Hütten. Als einer der Schwarzen Krieger, die dort müßig herumlungerten, die Neuankömmlinge erspähte, gab er seinen Kumpanen einen Wink, worauf der gesamte Trupp die Pferde bestieg und auf sie zusprengte. Während seine Männer in einiger Entfernung anhielten, zugehe der Anführer sein pechschwarzes Streitross, aus dessen Nüstern schwefliger Dampf aufstieg, erst unmittelbar vor den Sklavenjägern.
»Seid mir gegrüßt, Herr Aslan«, sagte Kroloff unterwürfig. »Wir haben Nachschub für Euch.«
»Ich bin ja nicht blind«, entgegnete der Anführer der Schwarzen Garde mürrisch und sprang aus dem Sattel. Während er die Reihe der Sklaven abschritt, musterte er jeden Jungen eindringlich.
Dann wandte er sich an Kroloff. »Brav, sehr brav!« Die triefende Ironie in seiner Stimme jedoch verriet, dass er sich über den Sklavenjäger lustig machte. »Wie es aussieht, habt ihr gut auf sie aufgepasst.«
»Natürlich.« Kroloff bellte wie ein tollwütiger Hund. »Genau so wie Borboron uns angewiesen hat. Die armen Kerle können von Glück sagen, wenn ihr sie nur halb so gut behandelt wie wir.«
Wie von einem Giftschleicher gestochen, schoss Aslan auf den Sklavenjäger zu. »Hüte deine Zunge, du wölfischer Hohlkopf!«, herrschte er ihn an. »Ein falsches Wort noch – und deine Männer und du können dem Pack hier Gesellschaft leisten.«
»Das würde Euch wohl kaum helfen«, zischte Kroloff eher für sich.
Dem Anführer der Schwarzen Garde waren seine Worte jedoch nicht entgangen. »Was hast du gesagt?«, brüllte er.
»Dass wir Euch sehr gerne helfen würden – das habe ich gesagt, Herr Aslan«, erklärte der Wolfsköpfige und verneigte sich.
Der Schwarze Krieger musterte ihn von oben bis unten, bevor er in herrischem Ton befahl: »Trollt euch! Jetzt verschwindet endlich.«
Kroloffs Augen funkelten düster, doch er wagte keinen Widerspruch. »Mit Eurer Erlaubnis werden wir uns gerne zurückziehen«, sagte er
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