Laura Leander 04 - Laura und der Fluch der Drachenkönige
einfach nach.«
Die schräg in den Angeln hängende Eingangstiir öffnete sich quietschend. Dahinter lauerte die Dunkelheit wie ein Raubtier. Laura wollte umdrehen, als sie zwei Fackeln entdeckte, die in geschmiedeten Wandhaltern steckten. Fragend wandte sie sich an ihren Begleiter. »Hast du Zündzeug dabei?«
»Wozu?« Venik grinste breit. »Hast du schon vergessen, dass ich Magier bin?« Damit trat er vor eine der Fackeln hin, nahm sie ins Visier und schnippte mit den Fingern – und mit einem satten W uusshh loderte die Flamme auf. Der Junge drehte sich um und verbeugte sich tief. »Bitte schön, meine Dame, ganz zu Ihren Diensten!«
Nachdem Laura die zweite Fackel an der ersten entzündet hatte, durchsuchten sie das Gebäude. Die Räume im Obergeschoss waren leer. Eine dicke Staubschicht auf dem Fußboden zeigte an, dass sie schon lange nicht mehr betreten worden waren. Zu ihrer großen Überraschung jedoch entdeckten die beiden schließlich zwei Räume im Erdgeschoss, die offenbar als Wohnung dienten. Das Mobiliar war zwar mehr als altertümlich, aber dennoch gut in Schuss.
Dasselbe traf für die Küche zu. Sie war vollständig eingerichtet – angefangen von Schüsseln, Tiegeln und Pfannen bis hin zu Besteck und Feuerholz fehlte es darin an nichts – und erweckte den Eindruck, als könne der Besitzer jeden Moment durch die Tür treten, um mit dem Kochen zu beginnen. Als Laura sich bückte, um das Schürloch zu öffnen, spürte sie die Wärme, die von der Asche aufstieg – offensichtlich war der altertümliche Herd vor nicht allzu langer Zeit benutzt worden. Die Vorratskammer neben der Küche war denn auch voller Lebensmittel – Kartoffeln, Gemüse, Eier, Speck, Würste, Brot und vielerlei mehr –, neben dem Herd stapelte sich das Feuerholz.
»Der unbekannte Bewohner scheint gerade unterwegs zu sein«, sagte Laura, als vom Flur die aufgeregten Laute des Swuupies erklangen.
Schmatzfraß hockte am Ende des Gangs und kratzte an einer dicken Holztür, die mit schmiedeeisernen Beschlägen gesichert war – der Eingang zum Turm.
»Bestimmt«, erklärte Venik in überzeugtem Ton, fuhr dann aber flüsternd fort: »Vielleicht wohnt er hier drin? Schließlich haben wir da noch nicht nachgeguckt.« Er zerrte an der Tür, doch sie war abgeschlossen. Alles Ziehen und Rütteln half nichts, sie ließ sich nicht einen Millimeter öffnen.
Plötzlich musste Laura grinsen. »Worauf wartest du denn noch, verehrter Magier?«, fragte sie herausfordernd.
Die Miene des Jungen verfinsterte sich. »Als ob wir Magier uns mit derlei profanen Dingen abgeben würden«, brummte er. »Außerdem darfst du nicht vergessen, dass ich meine Ausbildung noch nicht abgeschlossen habe.«
Laura wollte schon zu einer spöttischen Erwiderung anheben, als ihr einfiel, dass sie Venik dankbar sein musste, weil er sie auf ihrer schwierigen Mission begleitete. »Eigentlich geht es uns ja nichts an, was sich hinter der Tür befindet«, sagte sie deshalb und klopfte ihm besänftigend auf die Schultern. »Wir haben einen anstrengenden Tag hinter uns – und unsere Reittiere auch. Lass sie uns versorgen und eine Kleinigkeit essen, bevor wir uns schlafen legen. Und vielleicht kehrt dieser geheimnisvolle Bewohner ja auch während der Nacht zurück.«
Damit machte sie kehrt, um zur Küche zurückzugehen, erstarrte jedoch plötzlich. »Seltsam«, flüsterte sie und deutete auf den Fußboden.
In der Staubschicht auf den groben Steinfliesen zeichneten sich deutlich sichtbare Fußspuren ab. Sie kamen Laura bekannt vor, obwohl sie nicht auf Anhieb sagen konnte, von welchem Tier sie stammten.
Verwundert wandte sie sich an den Jungen. »Erkennst du diese seltsamen Abdrücke?«
»Hmm«, antwortete Venik. »Ich bin mir nicht sicher, aber eigentlich müssten das… Ich meine, wenn sie nicht so groß wären, dann würde ich sagen…«
»Jetzt mach doch schon!«, drängte Laura.
»… dass das Mäusespuren sind!«
»Mäusespuren?« Lauras Gesichtszüge entgleisten. »Unmöglich! So riesige Mäuse gibt es doch gar nicht.«
»Woher willst du das wissen?« Ein hintergründiges Lächeln spielte um die Lippen des Magiers. »Vergiss nicht: Wir befinden uns auf Aventerra – und nicht auf dem Menschenstern!«
K apitel 17 Nächtliche
Begegnungen
r. Cool zielte nur ganz kurz, bevor er mit dem Queue die weiße Kugel anstieß. Diese traf die schwarze im perfekten Winkel, sodass die, wie an der Schnur gezogen, in die Seitentasche des Billardtisches traf. »Yo«,
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