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Laura Leander 05 - Laura und der Ring der Feuerschlange

Laura Leander 05 - Laura und der Ring der Feuerschlange

Titel: Laura Leander 05 - Laura und der Ring der Feuerschlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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nicht. Ihre Finger trommelten unruhig auf das Lenkrad, während sie den rechten Fuß auf das Gaspedal presste. »Jetzt mach schon!«, stöhnte sie, als könnte sie den betagten Motor dadurch zu größerer Leistung anspornen.
    Das Mädchen zog kurz die Brauen hoch, bevor es sich abwandte und die Nase gegen die Seitenscheibe drückte. Gelangweilt starrte es auf das silbrige Band des Baches, der munter durch das Tal dahinfloss und ebenso viele Schleifen hatte wie die Straße, die ihn über weite Strecken begleitete.
    Nachdem der rote VW Käfer um die nächste Kurve geschlittert war – wieder quietschten die Reifen wie aus Protest über das irrwitzige Tempo gequält auf! –, öffnete sich das Tal zu einem weitläufigen, beinahe kreisrunden Kessel, der fast vollständig von einem See bedeckt war – dem Nebelsee. Das jenseitige Ufer war flach und von einem breiten Schilfgürtel gesäumt, während das diesseitige dicht an der Straße steil abfiel.
    Das Mädchen blinzelte und starrte wortlos auf die spiegelglatte Wasserfläche, die sich gut drei Meter unterhalb des Autos erstreckte. Sie glitzerte im Licht der überraschend milden Oktobersonne. Goldene Lichtreflexe tanzten darauf, als hätten sich gleich mehrere Elfenvölker zu einem spätnachmittäglichen Ringelreihen verabredet. Die Kleine verzog den Mund zu einem kaum merklichen Lächeln, bis sie eine Veränderung auf der Wasserfläche bemerkte. Ihre Augen wurden groß vor Verwunderung, und sie gab einen erschrockenen Laut von sich.
    Anna Leander blickte hektisch zur Seite. »Was ist denn los, Laura? Was hast du denn?«
    »Guck mal, Mama!«, sagte das Mädchen aufgeregt und deutete mit dem Zeigefinger auf das Wasser. »Da, mitten im See.«
    Anna Leander spähte schnell zur Seite – die nächste Kurve war noch ein gutes Stück entfernt – auf das gleißende Gewässer. Doch da war nichts außer einem verwirrenden Geflimmer von Sonnenreflexen zu erkennen. Nach einem erneuten Blick auf die Straße schaute sie die Tochter verwundert an. »Tut mir leid, Laura, aber ich habe keine Ahnung, was du meinst. Ich sehe nichts!«
    Laura Leanders Augen suchten hektisch die glitzernde Wasserfläche ab. »Ähm«, sagte sie dann und räusperte sich, bevor sie leise vor sich hin murmelte: »Komisch – ich hab das doch deutlich gesehen.«
    »Ja, was denn?« Die Mutter klang genervt. »Jetzt sag schon, was da gewesen sein soll!«
    »Ähm… Da war…«, begann das Mädchen zögernd – und besann sich dann doch anders. »Nichts… Ähm… Wahrscheinlich hab ich mich getäuscht.«
    »Mensch, Laura!« Anna Leander verdrehte die Augen. »Manchmal kannst du einem schon den letzten Nerv –«
    In diesem Moment sah sie die Hunde.
    Zwei Riesenviecher, pechschwarz wie die Nacht, standen mit einem Male mitten auf der Fahrbahn.
    »Neeinnn!«, schrie Anna Leander auf, während sie vom Gas ging und mit aller Gewalt auf die Bremse trat. Doch es tat sich nichts. Der rote Käfer schoss mit unverminderter Geschwindigkeit auf die beiden Doggen zu, die regungslos an Ort und Stelle verharrten und das Auto unverwandt anstarrten. Anna glaubte abgrundtiefen Hass in ihren Augen zu erkennen, die sie wie glühende Kohlen anfunkelten.
    Da erst sah auch Laura die Hunde – und schon auf den ersten Blick erkannte sie, dass es sich um die gleichen Biester handelte, die sie vor einem Jahr attackiert hatten. Weshalb die schwarzen Ungeheuer nach nur einem Biss von ihr abgelassen und wie von Furien gehetzt Reißaus genommen hatten, konnte sie sich immer noch nicht erklären. Es war ihr wie ein Wunder erschienen, auch wenn die Bisswunde so schlimm war, dass sie im Krankenhaus genäht werden musste.
    Und diese schrecklichen Hunde, die noch Wochen nach dem Vorfall in ihren Albträumen aufgetaucht waren, befanden sich nun höchstens zwanzig Meter vom Auto entfernt!
    Noch fünfzehn!
    Zehn!
    »Halt dich fest, Laura!«, schrie Anna Leander, während sie das Lenkrad reflexartig nach rechts riss, um die Kollision mit den Monstern zu vermeiden.
    Durch die plötzliche Richtungsänderung wurde Lauras schmächtiger Körper wie von einer Riesenfaust in den Gurt gepresst. Das Heck des Wagens brach aus, und das Auto geriet ins Schleudern. Verzweifelt versuchte Anna gegenzulenken und das Gefährt auf der Fahrbahn zu halten, doch es half alles nichts: Sie verlor die Kontrolle über den Wagen, der nun im wilden Zickzack über den unbefestigten Seitenstreifen schlingerte, nur um Haaresbreite am Stamm einer wuchtigen Eiche vorbeischrammte,

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