Laura Leander 05 - Laura und der Ring der Feuerschlange
zweiten Mal vor dem Zugriff der Feinde bewahrt hatte, erleichtert an. »Danke«, hauchte sie. »Vielen Dank, dass Ihr mich gerettet habt.«
»Gern geschehen, Laura.« Ein sanftes Lächeln ging über die ebenmäßigen Gesichtszüge des Geflügelten. »Aus diesem Grund bin ich doch hier! Ich soll dich vor den Übergriffen der Dunklen Mächte bewahren, die sich nicht den uralten Gesetzen beugen wollen.«
In diesem Moment war ein Klirren aus dem Zimmer zu hören, als ob ein metallener Gegenstand zu Boden gefallen wäre. Laura blickte durchs Fenster, konnte die Ursache für das Geräusch jedoch nicht entdecken. Sie wandte sich wieder ihrem Retter zu. »Wie heißt Ihr?«, fragte das Mädchen. »Und wieso hat die Feuerschlange Euch Wolkentänzer genannt?«
»Mein Name ist Auriel.« Das engelsgleiche Wesen nickte dem Mädchen freundlich zu. »Ich gehöre zum Volk der Wolkentänzer, das die kleinen Inseln im Sternenmeer bewohnt. Schon seit Anbeginn der Zeit werden wir so genannt, weil unsere Schwingen es uns erlauben, uns hoch in die Lüfte zu erheben und mit dem Wind und den Wolken zu tanzen.«
Laura staunte den Geflügelten an. Sie wollte gerade etwas sagen, als Auriel ihr gebot zu schweigen.
»Nur Geduld«, sagte er. »Du wirst schon bald verstehen! Jetzt ist es an der Zeit, dass ich mich zurückziehe. Und auch du solltest schleunigst von hier verschwinden, Laura. Gegen Ryganis teuflischen Helfer kann ich wenig ausrichten. Es ist ein seelenloses Wesen, das nicht aus meiner Welt stammt!« Damit deutete er zu dem großen Nussbaum mitten im Garten. Auf einem der fast kahlen Äste kauerte eine unheimliche Schattengestalt – die große schwarze Katze! Die glühenden Augen auf das Mädchen gerichtet, stieß das Tier heißen Feueratem aus dem geöffneten Maul.
Während Auriel die leuchtenden Engelsflügel ausbreitete, um dem pechschwarzen Biest den Weg zu versperren, warf das Mädchen rasch einen Blick durchs Fenster.
Im Schlafzimmer wurde eben die Tür aufgerissen. Michael Luzius betrat hastig den Raum und blieb stehen. Fassungslos starrte er auf die im Bett liegende Frau.
Lena rührte sich nicht. Ihre Augen waren gebrochen, ihre ehemals blonden Haare grau geworden.
»Rasch, Laura«, mahnte der Wolkentänzer. »Beeile dich!«
Schon hetzte das unheimliche Katzenvieh mit langen Sätzen auf das Haus zu. Laura schloss die Augen, um sich in Trance zu versetzen.
Das Biest hatte bereits die Hintertreppe erreicht und jagte dann über den Balkon zu Lenas Schlafzimmer. Es war kaum noch fünf Meter von Laura entfernt, als es absprang und mit einem gewaltigen Satz auf das Mädchen zuschnellte. Schon sah es so aus, als würden die scharfen Krallen des Ungeheuers Lauras Wangen zerfetzen, da löste sich das Mädchen in Luft auf wie ein zarter Wolkenschleier, der im Wind verweht. Als die Katze gegen die Hauswand prallte und aus ihrer Kehle erneut der gequälte Schmerzensschrei eines Menschen drang, befand sich Laura längst in dem Wirbel aus gleißendem Licht, der sie in ihre Zeit zurückführte.
A uf dem mächtigen Rücken des Sturmdrachen durchmaß Alienor die Lüfte von Aventerra. Seit Tagen schon waren sie unterwegs, und noch immer war ihr Ziel, das große Sternenmeer, nicht in Sicht. Auf einer der vielen kleinen Inseln, die im nachtblauen Ozean weit im Norden von Aventerra lagen, waren die Blitzlinge und Donnerwommer zu Hause, wie der Drache Silberschwinge dem Mädchen anvertraut hatte. Obwohl sie ziemlich klein von Gestalt waren – von der Spitze ihres kurzen Schwanzes bis zum gezackten Kamm auf ihrem Kopf maßen sie kaum mehr als eine Elle –, zählten die geflügelten Wesen zu den engsten Verwandten der Drachen. Deshalb standen sie unter dem Schutz des silbrig schimmernden Sturmdrachen, der nicht nur über die Winde und Stürme gebot, sondern auch über alle Wesen, die in den Lüften heimisch waren.
Als das Mädchen einige Zeit später nach vorn spähte, bemerkte es in weiter Ferne eine schimmernde tiefblaue Ebene, die von zahllosen goldenen Tupfern durchwirkt zu sein schien.
War das das große Sternenmeer?
Im gleichen Moment wandte Silberschwinge ihm den linken Drachenkopf zu, während der rechte die Flugbahn im Auge behielt. »Sieh nur, Alienor«, rief er durch das Rauschen des Windes. »Dort unten!«
Alienor blickte in die angezeigte Richtung und entdeckte ein halbes Dutzend Flugspinnen. Auf den Rücken der haarigen Monster, die die Vorderbeine mit den Flughäuten kraftvoll auf und ab bewegten, saßen schwarz
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