Laura Leander 06 - Laura und das Labyrinth des Lichts
retten.«
»Das will ich doch hoffen«, murmelte der Fhurhur. Er stieß Lukas bis dicht vor den Kamin, dann fasste er unter seinen Kapuzenumhang, zog eine goldene Phönixfeder hervor und warf sie ins Feuer. Die Flammen loderten auf – da packte der Schwarzmagier den Jungen bei den Schultern und schubste ihn hinein! Lukas verschwand spurlos.
Draußen auf dem Balkon erklang ein markerschütternder Schrei.
Laura wehrte sich mit aller Kraft. Sie strampelte und schlug wild um sich, doch die starken Arme des Schwarzen Fürsten umklammerten sie wie stählerne Zwingen, und Laura konnte sich nicht daraus befreien. Ungeachtet ihrer wütenden Proteste schleppte Borboron sie in den Thronsaal und stieß sie mit solcher Wucht auf einen Stuhl, dass ihr die Knochen im Leib knirschten. Dann verpasste er ihr zwei schallende Ohrfeigen, eine links und eine rechts – was Laura schließlich zur Besinnung brachte.
»Das wirst du noch bereuen, du Schwein!«, zischte sie. Ihr war längst klar, dass sie den Raum nicht lebend verlassen würde. Da kam es auf eine Beschimpfung mehr oder weniger auch nicht an.
Tatsächlich hatte es den Anschein, als wolle Borboron sie an Ort und Stelle töten. Schon zuckte seine rechte Hand zum Griff des Schwertes – es war nicht Pestilenz, wie Laura erkannte! –, da fiel der Fhurhur ihm in den Arm.
»Das wäre das Dümmste, was wir tun könnten, Herr!«
Der Schwarze Fürst ließ die Waffe stecken. »Und warum?«, fragte er verwundert.
»Die Uralte Offenbarung besagt, dass das Kind des Dunklen Blutes und das des Hellen Lichts untrennbar verbunden sind. Laura und ihr Bruder eint nicht nur das Blut, das in ihren Adern fließt, sondern auch überaus starke gegenseitige Gefühle.«
Mit gerunzelter Stirn setzte der Tyrann sich auf seinen Thronsessel. »Ja, und?«
»Wenn wir das Mädchen töten, laufen wir Gefahr, dass Lukas es spürt«, erklärte der Schwarzmagier. »Dann hätte er keinen Grund mehr, uns zu Diensten zu sein. Nur der sehnsüchtige Wunsch, seiner Schwester das Leben zu retten, macht ihn zu unserem willfährigen Gehilfen.«
»Ihr Schweine!« Laura war außer sich und wollte dem schmächtigen Burschen an die Gurgel fahren.
Borboron reagierte sofort und hielt sie fest. Ihr Zorn schien ihn nur zu belustigen. »Was sagt man denn dazu? Sie gebärdet sich ja wie ein wütender Giftschleicher!«
»Allerdings!« Der Fhurhur schnaufte aufgebracht. »Für eine Traumgestalt ist sie äußerst lebendig.«
Der Magier hatte längst begriffen, wie alles zusammenhing, zumal ihm der Sehende Kristall kurz vorher noch die Laura gezeigt hatte, die durch sein schwarzmagisches Elixier in den Todesschlaf gefallen war.
Sein Gebieter dagegen brauchte eine Weile, um das zu verstehen. Als er dann auch noch erfuhr, dass Lauras Traumgestalt sich nur durch das Elixier von ihrem Körper gelöst hatte, machte er dem Schwarzmagier heftige Vorwürfe.
Der Fhurhur winkte gelangweilt ab. »Das mussten wir in Kauf nehmen, Herr«, behauptete er. »Ohne Elixier kein Todesschlaf – und nur dieser hat ihren Bruder veranlasst, sich freiwillig in unsere Gewalt zu begeben.« Wie ein Raubvogel streckte er Laura den Kopf entgegen und grinste hämisch. Zwischen seinen faltigen Lippen strömte ein Pesthauch hervor, der ihr fast den Atem raubte. »Der Narr ahnt nicht einmal, dass er das prophezeite Kind des Dunklen Blutes ist. Er glaubt doch, dass Beliaal ihm hilft, dein Leben zu retten. In Wahrheit aber wird er die Welt ins Ewige Nichts stürzen, genau wie in der Uralten Offenbarung angekündigt!«
Lauras Sinne drohten zu schwinden. Die Worte des Fhurhur verdeutlichten ihr erst das volle Ausmaß seiner teuflischen Intrige, und sie starrte ihn voll Abscheu an. Nur am Rande bekam sie noch mit, wie Borboron sich an seinen Ratgeber wandte.
»Was fangen wir mit ihr an?«, fragte er. »Soll ich sie in den Kerker werfen lassen?«
»Auch davon würde ich abraten«, antwortete das scharlachrote Männchen. »Es ist durchaus möglich, dass ihr Bruder die damit zusammenhängenden Qualen ebenfalls spürt.«
»Aber was dann?«
Der Fhurhur überlegte angestrengt. »Eure Schwarze Garde soll sie in einer Einöde aussetzen«, erklärte er schließlich. »Der mühsame Übertritt nach Aventerra hat Lauras Kräfte erschöpft. Es wird geraume Zeit dauern, bis sie erneut zu einer Traumreise fähig ist. Bis dahin ist sie längst verdurstet.«
Borboron wirkte unschlüssig. »Und wenn dem nicht so ist?«
Der Schwarzmagier blickte mürrisch drein
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