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Laura, Leo, Luca und ich

Laura, Leo, Luca und ich

Titel: Laura, Leo, Luca und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Maiwald
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Golfhandicap von 17.
    Unsere Töchter Lilli und Trixi sind jetzt drei Jahre beziehungsweise fünf Monate alt. Wenn sie nur ein bisschen Sportlichkeit von Laura geerbt haben, dann kann ich mich bald zur Ruhe setzen. So wie Peter Graf. Bloß mit weniger Alkohol und einem besseren Steuerberater.

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Minnie loves Milan
    I ch bezeichne mich mal nonchalant als Fußballfan alter Schule. Als Elfjähriger war ich schon allein im Stadion (ohne Familie, ohne Freunde) und kann mich noch gut an ein Freitagabend-Flutlichtspiel erinnern, bei dem Eintracht Braunschweig Borussia Dortmund 5: 0 schlug. Die uralte Arena an der Hamburger Straße war natürlich ausverkauft, ich stand in der Südkurve, die Spieler warfen Vierfachschatten wie Götter aus dem All, und noch Tage später rauschte das Blut in meinen Ohren. Wer in der Prä-Teen-Ära so etwas miterlebt hat, bevor Dinge wie Pickelcreme und Mädchen das Leben ungebührlich ausfüllen, ist für sein Leben geprägt. Aber, und auch das gehört zur Entwicklung eines Menschen: Fußballfanatismus verliert mit der Zeit das Kindisch-Absolutistische. Ich bin immer noch Eintracht-Fan, weine aber nicht mehr, falls sie mal verlieren, und gebe auch nicht mehr ausschließlich dem Schiedsrichter die Schuld an der Niederlage. Immerhin: Die Seite eintracht. com gehört neben google. de, spiegel. de, wikipedia. de, golf. de und pgatour. com zu meinen wenigen Bookmarks.
    |58| Ich habe das italienische Getue um den Fußball immer für eine ziemliche Farce gehalten. Da wird schon viel Lust an der Theatralik dran sein, dachte ich mir. Ganze Komödien in Italien bauen beispielsweise auf dem einen dramatischen Gegensatz auf, dass die eine Hauptperson ein Inter-, die andere ein Milan-Fan ist. In Deutschland könnten zwei Liebende nicht heiraten, weil der eine Erzbischof ist und die andere eine stadtbekannte Heiratsschwindlerin. In Italien kommen zwei Liebende nicht zusammen, weil einer zu Fiorentina hält, der andere zu Juve. Das fand ich, gelinde gesagt, übertrieben.
    Minnie, meine Schwiegermutter, ist Milan-Fan. Kann man sein, dachte ich bei mir. Ich wurde sofort gefragt, zu welchem Lager ich gehörte, denn nachdem ich mich schon als Deutscher und Lutheraner geoutet hatte, verfügte ich über nicht mehr viel Kredit. Ich gestand, dass so recht kein italienischer Club mein Herz erwärmen könne, denn zu echtem Fan-Tum gehöre ja wohl mehr, als sich wie von einer Speisekarte für etwas Passendes zu entscheiden. Ich erwähnte allerdings, dass eine meiner frühen Fernsehfußballerinnerungen die schwarz-weiß gestreiften Trikots von Juventus Turin wären. Ich fände diese Trikots irgendwie schick, sagte ich noch. Minnie lief in allen Farben an und griff zum Telefon. Sie rief Laura an, die gerade im Büro war, und beschimpfte sie in meinem Beisein, dass sie nun auch noch einen
Juventino
in die Familie geschleppt hätte.
    Nun ist Juve, im Gegensatz zu all dem, was man von |59| deutschen Fußballkommentatoren immer wieder hört, keineswegs der beliebteste, sondern eher der unbeliebteste Club Italiens, und zwar nicht erst seit dem widerlichen Moggi-Skandal, der im Juni 2006 aufflog. Klar, er ist mit sagenhaften 28   Meisterschaften (von denen nun zwei zumindest am Grünen Tisch aberkannt wurden) ja auch der erfolgreichste, dennoch hinkt der Vergleich mit dem FC Bayern. Während bei den Bayern wenigstens die eigene Hütte voll ist, hat das Stadio delle Alpi einen fatalen Zuschauerschnitt von 12   000 – den mit Abstand niedrigsten von allen europäischen Spitzenmannschaften. Und wo wir schon beim Abschnitt »Vorurteile leicht gemacht« sind: Wenn in Italien tatsächlich die Kultur des Catenaccio gepflegt wird, des Mauerns und Verteidigens, Beißens und Kratzens, dann verwundert es, dass, um es sich mal aus unserer Sicht anzuschauen, die Italiener die Deutschen mit 4: 3 (1970, W M-Halbfinale ) und 3: 1 (1982, W M-Finale ) abfrühstückten und auch im W M-Halb finale 2006 offensiv spielten und 2: 0 gewannen. Vor allem die sonst so hervorragenden Sportredakteure der ›Süddeutschen Zeitung‹ sind ein klein wenig voreingenommen, bezichtigten sie bei der WM die Italiener doch auch beim 2: 0 gegen Tschechien, immerhin laut damaliger FIF A-Rangliste zweitbeste Mannschaft der Welt, des Catenaccios. Trotz der schwersten Vorrundengruppe haben die Italiener bei der WM insgesamt 12   Tore geschossen, mehr als Brasilien, Frankreich, Spanien, Portugal. Aber klar: Catenaccio.
    Zurück in die Familie. Um Minnies

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