LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons - Freund, P: LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons
hässlichen Affen unseres Gärtners.« Er hielt den Beutel
hoch, damit Laura seinen Inhalt genauer betrachten konnte. »Und da das Vieh seinem Herrn nicht von der Seite weicht, deutet alles darauf hin, dass Ellerking ebenfalls hier gewesen ist. Was perfekt ins Bild passen würde, wie du zugeben musst!«
Laura presste die Lippen zusammen. Ihr Bruder hatte recht: Jedes Mal, wenn der Rote Tod in die Welt der Menschen zurückgekehrt war, hatte der Nachtalb sich um ihn gekümmert!
Die überraschende Entdeckung spornte Lukas an, sodass er die Suche mit neuem Elan fortsetzte. Nur wenig später wurde er erneut fündig: Hinter einem Haufen alter Steine stieß er auf zwei große Plastikkanister. Obwohl die spärlichen Überreste ihres Inhalts längst angetrocknet waren, handelte es sich zweifelsohne um Blut. Ein kleines Schild auf der Seite der Kanister verriet ihren Besitzer: »Fleischerei Lose, Drachenthal«, las Lukas seiner Schwester vor, und dann strahlte er übers ganze Gesicht. »Na, bitte. Damit dürfte ja klar sein, wer das Ritual hier durchgeführt hat.«
»Das denke ich auch. Fragt sich nur – was haben die Gofen damit bezweckt?«
»Schau’n wir einfach mal. Fragen sind schließlich dazu da, beantwortet zu werden.«
Angespornt von seinem Eifer, verstärkte auch Laura ihre Such-Bemühungen. Und prompt hatte sie Erfolg: Zunächst entdeckte sie nah bei der Einfriedungsmauer eindeutige Reifenspuren, die vermutlich von einem kleinem Lastwagen oder einem Lieferwagen stammten. Als sie Lukas darauf hinwies, nickte der beifällig.
»Das war ja fast zu erwarten, oder? Es würde mich nämlich sehr wundern, wenn sie von einem anderen Fahrzeug stammen würden als von dem uns bestens bekannten schwarzen Lieferwagen, glaubst du nicht auch?«
Und ob sie das glaubte!
Bei fast allen seinen Ausflügen auf die Erde hatte Konrad Köpfer sich nämlich dieses geheimnisvollen Wagens bedient, der offensichtlich keinen Fahrer benötigte, sondern sich ganz allein in Bewegung setzte und, wie von Geisterhand gesteuert, seinen Weg selbst durch den dichtesten Verkehr fand.
Kurz darauf stieß Laura dicht vor den Überresten des Feuers auf einen unregelmäßigen dunklen Fleck, der sich kaum sichtbar auf dem Boden abzeichnete. Er war von Aschespuren überlagert, die sowohl vom Feuer herrühren als auch eine andere Ursache haben konnten. Laura kniete nieder, um alles näher zu betrachten, wurde daraus allerdings nicht so richtig schlau. »Schau mal, Lukas. Weißt du vielleicht, was das sein könnte?«
Der Bruder eilte sofort herbei, kniete sich neben sie und begutachtete die Spuren ausgiebig. »Ich bin mir nicht sicher«, sagte er schließlich. »Aber es könnte sich ebenfalls um Blut handeln. Es sieht so aus, als hätte sich jemand verletzt, und sein Blut ist dann hier auf den mit Asche bedeckten Boden getropft. Allerdings muss da an der Stelle etwas gelegen haben.« Damit deutete er auf den schmalen Streifen blanker Erde, der weder mit Asche überzogen noch verfärbt war. »Keine Ahnung, was es gewesen sein könnte.«
In diesem Moment geschah es: Die Welt um Lukas herum verblasste und alle Geräusche verstummten, bis er nur noch ein überirdisches Sirren wahrnahm. Die Bilder vor seinen Augen verschwammen und wurden von einer schattenhaften Vision überlagert: Lukas sah eine puppengroße geflügelte Gestalt aus schwarzem Holz, die im Schein eines Feuers auf dem Boden lag. Dann eine Urne, aus der Asche auf die dunkle Figur gestreut wurde, und einen Lederbeutel mit glitzerndem grauem Pulver, mit dem genauso verfahren wurde. Und schließlich ein Messer mit flammenförmiger Schneide, das nackte Unterarme aufritzte – fünf an der Zahl. Blut trat aus den Wunden, tropfte zu
Boden – und traf genau in den weit offenen Mund der unheimlichen schwarzen Statue!
Lukas stöhnte vor Entsetzen auf und fasste sich an die Schläfen, als würde sein Schädel von einem heftigen Schmerz durchbohrt – aber da war die Vision genauso schnell wieder vorbei, wie sie gekommen war. Sein Gesichtsfeld hellte sich wieder auf und alles war genauso wie zuvor.
»Alles okay?« Laura legte ihm die Hand auf die Schulter und musterte ihn besorgt. »Hast du wieder … Schatten gesehen?«
»Zum Glück!« Lukas atmete erleichtert auf. »Das ist mir nämlich ewig nicht passiert, und ich hatte schon befürchtet, dass das fantastische Erbe von Oma Lena bei mir nicht stark genug ausgeprägt wäre. Aber jetzt bin ich wieder beruhigt.« Er sah die Schwester fragend an.
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