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Laura - Venezianisches Maskenspiel

Titel: Laura - Venezianisches Maskenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vara
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hatte im selben Moment nicht nur die Sänger, sondern auch jeden anderen Menschen in diesem Theater und dieser Stadt vergessen. Er schmeckte so wunderbar. Nach Mann und ein bisschen nach dem Wein. Seine Lippen waren weich und im nächsten Moment fest, als er sie fordernd auf ihren Mund presste – und dann wieder wie ein Hauch, der über ihre Wangen glitt. Er ließ sich Zeit, biss sie zärtlich in die Unterlippe, zog diese zwischen seine Zähne, saugte daran. Gleich darauf schien er sie auskosten zu wollen, tastete sich dann wieder über ihre Lippen, liebkoste ihre Mundwinkel, kitzelte ihre Unterlippe und schob seine Zunge endlich tiefer auf der Suche nach ihrer. Sie seufzte in seinen Kuss hinein, dem sich noch andere anschlossen. Sehr gekonnte Küsse, erregende, die ihre Haut prickeln ließen als wäre sie in Champagner, diesen neuartigen perlenden Wein der ihr jedes Mal so schnell zu Kopf stieg, getaucht und ein Gefühl süßer Schwäche in ihrem Körper verbreiteten. Auch seine Hände waren nicht untätig, glitten über ihren Rücken, streichelten ihren Nacken. Plötzlich zog er die Perücke von ihrem Kopf und begann, ihr hochgestecktes, zu Zöpfen geflochtenes Haar zu lösen, bis es locker über ihre Schultern fiel. Seine Fingerspitzen tasteten wohlüberlegt über ihre Kopfhaut, bevor sich seine Hand so tief in ihrem Haar vergrub, dass sie nicht mehr den Kopf hätte abwenden können, selbst wenn ihr das in diesem Augenblick noch in den Sinn gekommen wäre.
    „Mon amour, wie sehr habe ich diesen Moment herbeigesehnt.“
    „Ich auch“, flüsterte Laura. Er hatte ja keine Ahnung wie sehr. Vom Saal her drang ein schwacher Lichtschein durch die schweren Vorhänge, der sie gerade nur die Konturen seines Körpers erkennen ließ. Sie fühlte sich schwindlig, der Raum drehte sich um sie, und sie war froh, dass sie in ihrem Begleiter einen steten Punkt hatte, an dem sie sich festhalten konnte, und der wiederum auch sie festhielt. Sein linker Arm lag um ihre Taille, umfing sie, während seine Finger zart über ihren Rücken streichelten und seine rechte Hand von ihrem Nacken abwärts glitt, über ihren Hals, ihre Schultern und ihren Arm. Sie erschauerte, als er dabei zuerst wie unabsichtlich über ihren Busen strich, bevor seine schlanken Finger sich damit beschäftigen, über die Seite ihrer Brust zu streicheln, sehr bedacht und erregend, bis schließlich seine Hand nach vorne wanderte und sie zärtlich umfasste. Sie atmete tiefer ein, presste sich an seine Hand, bot sich ihm dar. Was hätte sie in diesem Moment darum gegeben, sich mit ihm an einem verschwiegenen Ort aufzuhalten, ohne Hunderte von Leuten ganz in ihrer Nähe, ohne Sänger, die trotz der Schönheit ihres Gesangs den Moment der Verzauberung störten. Wie sehr wollte sie seine Hände auf ihrer bloßen Haut fühlen, spüren, wie er über ihren Körper strich, von ganz oben bis ganz unten, und dann dort verweilte, wo es alleine schon bei diesem Gedanken sehnsüchtig heiß wurde. Aber das war hier ja leider unmöglich.
    Sie hatte von romantischer Liebe geträumt, heimlichen Schwüren ewiger Neigung, aber nun fand sie, dass es noch andere Dinge gab, die zu erleben durchaus reizvoll waren. Sie dachte an ihre verspätete Hochzeitsnacht mit Domenico, an ihre Scheu, ihre Angst und ihren Widerstand einem Mann anzugehören, der sie geheiratet hatte, obgleich er sie nicht liebte. Jetzt jedoch war es anders. Das war kein liebloser Ehemann, der seine Pflicht an ihr erfüllte, sondern ein Liebhaber, der sie begehrte.
    Der Kastrat auf der Bühne setzte soeben zu einem wunderbaren Liebeslied an, seine Stimme kletterte in ungeahnte Höhen. Laura hielt den Atem an, als ihr Cavaliere seine Finger in ihren Ausschnitt gleiten ließ und nach ihrer Brustspitze suchte, die sich schon längst unter seinen Zärtlichkeiten aufgestellt hatte. Das Mieder lag jedoch zu eng an, um seinen Fingern die benötigte Bewegungsfreiheit zu bieten. So beugte er nur den Kopf und küsste jedes Stück ihres Dekolletés, beginnend mit den Grübchen über ihren Schlüsselbeinen bis zum Ansatz des Kleides, das zum Glück tiefer ausgeschnittenen war, als ihr gestrenger Gatte dies erlaubt hätte. Es war eines der wenigen, die ihm an diesem denkwürdigen Tag, wo er in ihrem Ankleidezimmer getobt hatte, nicht in die Hände gefallen waren. Sie war immer noch verwundert, wenn sie an diese Szene dachte, denn nur Stunden davor hätte sie geschworen, mit dem phlegmatischsten und zurückhaltendsten Ehemann der

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