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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Titel: Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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sagte meine Mutter. – Aber er wird wirklich ein recht großer Junge, begann mein Vater wieder.
    Ja, für sein Alter ist er wirklich sehr groß, sagte meine Mutter.
    Ich kann mir nicht (mit Nachdruck auf »nicht«) denken, wem er nachschlägt, sagte mein Vater.
    Ja, das kann ich mir auch nicht recht denken, erwiderte meine Mutter.
    Hm! – machte mein Vater.
    Die Unterhaltung stockte eine Weile.
    Ich selbst bin sehr klein, sagte mein Vater ernst.
    Sie sind sehr klein, Herr Shandy, bemerkte meine Mutter.
    Hm! machte mein Vater abermals und rückte sein Kissen etwas von meiner Mutter weg; – dann drehte er sich zur Seite und die Unterhaltung stockte von Neuem 3½ Minuten lang.
    Wenn er diese Hosen bekommt, rief mein Vater in einer höheren Tonart, wird er ganz viehmäßig darin aussehen.
    Ja, er wird anfangs sehr linkisch darin aussehen, erwiderte meine Mutter.
    Und es wird noch gut gehen, wenn dies das Schlimmste dabei ist, setzte mein Vater hinzu.
    Ja, da muss es gut gehen, sagte meine Mutter.
    Eigentlich, versetzte mein Vater, – indem er anfangs eine Pause machte, – eigentlich wird er gerade so aussehen wie anderer Leute Kinder.
    Gerade so, sagte meine Mutter.
    Was mir übrigens leid tun würde, bemerkte mein Vater; und hier gab es wieder eine Stockung in der Unterhaltung.
    Man sollte ihm lederne machen lassen, sagte mein Vater, und drehte sich wieder herum.
    Sie wären am dauerhaftesten, sagte meine Mutter.
    Aber man könnte sie nicht füttern, entgegnete mein Vater.
    Nein, das könnte man nicht, sagte meine Mutter.
    Barchenthosen wären deshalb besser, bemerkte mein Vater.
    Ja, das sind die allerbesten, erwiderte meine Mutter.
    Mit Ausnahme von zitzenen, sagte mein Vater. – Ja, die sind noch besser, versetzte meine Mutter.
    Man darf ihn jedoch nicht damit umbringen, grollte mein Vater.
    Ja nicht, sagte meine Mutter; – und abermals stand die Unterhaltung still.
    Ich bin übrigens fest entschlossen, brach mein Vater zum vierten Mal das Stillschweigen, dass er keine Taschen bekommen soll.
    Das wäre ganz unnötig, sagte meine Mutter.
    Ich meine in Jacke und Weste, rief mein Vater.
    Das mein' ich auch, versetzte meine Mutter.
    Wenn er indessen einen Kreisel oder Brummtopf bekommt – die armen Bürschchen! es ist gleichsam wie Krone und Szepter für sie – so sollte er sie irgendwo hinstecken können.
    Bestellen Sie das, wie es Ihnen gut dünkt, Herr Shandy, entgegnete meine Mutter.
    Aber halten Sie es für praktisch? setzte mein Vater eindringlich hinzu.
    Gewiss, sagte meine Mutter, wenn es Ihnen recht ist, Herr Shandy.
    Da haben wir's! rief mein Vater, der jetzt die Geduld verlor. Wenn es mir recht ist! – Sie werden den Unterschied zwischen dem was angenehm und dem was passend ist, niemals begreifen, Frau Shandy, nie werde ich im Stande sein, Ihnen das beizubringen. – Dies geschah Sonntag Nachts; – und weiter sagt dies Kapitel nichts.
     
    180. Kapitel
    Nachdem mein Vater die Hosenfrage mit meiner Mutter erörtert hatte, – zog er Albertus Rubenius hierüber zu Rate, und Albertus Rubenius ging hierbei (womöglich) zehn Mal ärger mit meinem Vater um, als dieser mit meiner Mutter umgegangen war; denn da Rubenius einen Quartband eigens De Re Vestiaria Veterum geschrieben hatte, – so wäre es seine Sache gewesen, meinem Vater hierüber einige Aufklärung zu geben. – Statt dessen hätte mein Vater ebensogut die sieben Cardinaltugenden aus einem langen Bart herausziehen können – als ein einziges Wort hierüber aus Rubenius.
    Über jeden anderen Teil der Kleidung der Alten gab Rubenius meinem Vater alle Aufklärung – so eine vollständige und befriedigende Schilderung
    der Toga oder des losen Oberkleids,
    der Chlamys,
    der Ephode,
    der Tunica oder Jacke,
    der Synthesis,
    der Paenula,
    der Lacerna mit ihrem Cucullus,
    des Paludamentum,
    der Praetexta,
    des Sagum oder Soldatenwamms,
    der Trabea, deren es nach Suetonius drei Arten gab.
    Aber was hilft mir das, sagte mein Vater, wenn ich etwas über Hosen haben möchte?
    Rubenius legte ihm auch alle Arten von Schuhen auf den Tisch, die bei den Römern Mode gewesen waren:
    den offenen Schuh,
    den geschlossenen Schuh,
    den Schlappschuh,
    den Holzschuh,
    den Soccus,
    den Halbstiefel und
    den Soldatenschuh mit Nägeln, den Juvenal anführt.
    Ferner die Überschuhe,
    die hölzernen Überschuhe,
    die Pantoffeln,
    die Riemenschuhe,
    die Sandalen mit Nesteln.
    Dann gab es noch
    den Filzschuh,
    den leinenen Schuh,
    den gestickten Schuh,
    den geflochtenen

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