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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Titel: Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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Schuh,
    den calceus incisus und
    den calceus rostratus.
    Rubenius zeigte meinem Vater, wie gut sie alle saßen, – wie man sie band, und mit welchen Bändern, Strippen, Schnüren, Riemen, Schleifen, Nesteln und Haken.
    Aber ich will etwas über Hosen hören, sagte mein Vater. Albertus Rubenius belehrte meinen Vater, dass die Römer verschiedenartige Stoffe fabrizierten: – die einen schlicht, – die andern gestreift, – wieder andere, wo die Wolle mit Seide und Gold durchwirkt war: – dass leinene Stoffe erst gegen den Verfall des Reichs hin in allgemeinen Gebrauch kamen, als sich viele Ägypter in Italien niederließen und jene in Mode brachten:
    Dass Personen von Stand und Vermögen sich durch die Feinheit und Weisse ihrer Kleider auszeichneten, welch' letztere Farbe (neben dem Purpur, der bei feierlichen Gelegenheiten getragen wurde) sie am meisten liebten und an Geburtstagen und bei Volksfesten trugen; – dass aus den besten Historikern jener Zeiten hervorgehe, dass die Römer ihre Kleider häufig zum Walker schickten, um sie reinigen und wieder weiß machen zu lassen; – dass aber geringere Leute, um sich diese Ausgabe zu sparen, im Allgemeinen braune Kleider von etwas gröberem Stoffe trugen, – bis sich zu Anfang der Regierung des Augustus der Sklave kleidete wie sein Herr, und fast jeder Kleiderunterschied aufhörte, mit Ausnahme des Latus Clavus.
    Und was ist unter dem Latus Clavus zu verstehen? fragte mein Vater.
    Rubenius sagte ihm, dass dies noch ein streitiger Punkt unter den Gelehrten sei: – dass Egnatius, Sigonius, Bossius, Ticinensis, Bayfius, Budäus, Salmasius, Lipsius, Lazius, Isaak Casaubon, und Joseph Scaliger, ein Jeder wieder eine andere Ansicht aufstellte, – und er selbst ebenfalls: – dass Einige einen Knopf darunter verstanden, – andere den Rock selbst, – wieder andere die Farbe; – dass der große Bayfius in seiner Garderobe der Alten (Kap. 12) aufrichtig sage, er wisse nicht was es sei, – ob eine Fibula, – oder ein Knopf, – ein Knopfloch, – ein Buckel – ob Schnallen oder Halter.
    Mein Vater verlor das Pferd, aber nicht den Sattel. – Es sind Haften und Haken, sagte mein Vater, – und so befahl er, dass man mir Hosen mit Haften und Haken machen solle.
     
    181. Kapitel
    Wir treten nun auf einen neuen Schauplatz.
    Lassen wir also die Hosen in den Händen des Schneiders, bei dem mein Vater mit seinem Stocke stand und dem er, als er sich an die Arbeit machte, eine Vorlesung über den Latus Clavus hielt, wobei er genau bezeichnete, an welcher Stelle des Hosenbunds derselbe angebracht werden sollte.
    Lassen wir meine Mutter – (die echteste aller Pococurante's ihres Geschlechts) – in ihrer Sorglosigkeit deshalb, wie überhaupt bei allem was sie betraf; – das heißt gleichgültig ob etwas so oder anders geschah – wenn es nur überhaupt geschah.
    Lassen wir auch Dr. Slop meine Unehre vollständig ausnützen.
    Lassen wir den armen Le Fever wieder gesund werden und von Marseille nach Hause kommen, so gut er kann; – und zuletzt – denn dies ist das Schwerste –
    Lassen wir womöglich mich selbst liegen; – aber das ist unmöglich, – ich muss schon mit Ihnen bis an das Ende des Werkes gehen.
     
    182. Kapitel
    Wenn der Leser nicht eine klare Vorstellung von den anderthalb Viertelsmorgen Landes hat, die am Ende des Küchengartens meines Onkels Toby lagen, und der Schauplatz so mancher seiner süßesten Stunden waren, – so bin wahrlich ich nicht daran Schuld, – sondern seine Phantasie, – denn ich habe ihm ja eine so genaue Beschreibung davon gegeben, dass ich mich fast schämte.
    Als das Schicksal eines Abends in die großen Begebenheiten der Zukunft vorwärts schaute, – und sich zu Gemüte führte, wozu dieser kleine Fleck durch ein in Eisen gegrabenes Decret bestimmt war, – winkte es der Natur: – dies genügte. Die Natur warf einen halben Spaten voll ihrer mildesten Erdmischung darauf, mit gerade so viel Lehm darin, dass die Formen der Winkel und Einschnitte gut hervortreten mussten, – und mit so wenig Lehm, dass er nicht am Spaten hängen blieb und so ruhmvolle Werke bei schlechter Witterung nicht kotig machte.
    Mein Onkel Toby kam, wie wir dem Leser bereits mitgeteilt haben, mit Plänen von fast allen befestigten Städten in Italien und Flandern hierher. Der Herzog von Marlborough oder die Alliierten mochten sich vor einer Stadt lagern vor welcher sie wollten, mein Onkel Toby war stets darauf vorbereitet.
    Sein Verfahren hierbei, das

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