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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Titel: Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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einfachste aus der Welt, war folgendes: Sobald eine Stadt blockiert wurde, – nahm er (doch schon vorher sobald nur die Absicht verlautete) den Plan derselben vor (es mochte eine Stadt sein, welche es wollte) und vergrösserte denselben im Maßstab seines Rasenplatzes; hierauf übertrug er mittelst einer großen Rolle von Packzwirn und einer Anzahl kleiner an den verschiedenen Winkeln in den Boden geschlagener Pfähle die Linien von seinem Papier auf den Boden; nahm dann die Profile, um die Tiefe und Böschungen der Graben, – die Abdachung des Glacis und die genaue Höhe der verschiedenen Banketts, Wälle u. s. w. zu bestimmen, worauf der Korporal die Ausführung begann, die trefflich von Statten ging. – Die Natur des Bodens, – die Natur der Beschäftigung selbst, – und vor Allem die Gutmütigkeit meines Onkels Toby, der vom Morgen bis in die Nacht dasaß, und mit dem Korporal freundlich über vergangene Taten sprach, – machte, dass die Arbeit nur dem Namen nach eine solche war.
    War dann die Festung auf diese Art vollendet und in den gehörigen Verteidigungsstand gesetzt, – so wurde sie berannt, – und mein Onkel Toby und der Korporal begannen ihre erste Parallele zu ziehen. – Ich bitte mich in meiner Geschichte nicht durch die Bemerkung zu unterbrechen, dass die erste Parallele wenigstens dreihundert Toisen von dem Kern der Festung entfernt sein sollte; – und dass ich nicht einen Zoll hierfür übrig gelassen habe; – denn mein Onkel Toby nahm sich die Freiheit seinen Küchengarten beizuziehen, um seine Werke auf dem Rasen desto grösser machen zu können. So zog er seine erste und zweite Parallele in der Regel zwischen zwei Reihen seines Weisskohls und seines Blumenkohls; die Zuträglichkeit und Unzuträglichkeit dieser Maßregel wird ausführlich in der Geschichte von den Feldzügen meines Onkels Toby und des Korporals erörtert werden, von welcher das, was ich jetzt schreibe, nur eine Skizze ist, und diese letztere wird, wenn ich richtig rechne, auf drei Seiten beendigt sein (doch nichts Gewisses weiß man nicht). – Die Feldzüge selbst nehmen ebensoviel Bücher in Anspruch, und deshalb fürchte ich, wenn ich sie, wie ich einmal beabsichtigte, dem Kern des Werkes einverleiben wollte, so hieße dies ein zu großes Gewicht von einer einzigen Stoffgattung an eine so schwache Arbeit wie die vorliegende ist, hängen; – sie werden deshalb wohl besser besonders gedruckt. – Doch wollen wir dies noch näher überlegen; – einstweilen empfangen Sie die nachfolgende Skizze derselben: 
     
    183. Kapitel
    Wenn die Stadt mit ihren Werken fertig war, begann mein Onkel Toby und der Korporal die erste Parallele zu eröffnen, – nicht aufs Geratewohl – sondern von denselben Punkten aus, und in denselben Entfernungen, wie die Alliierten die ihrige begonnen hatten; wobei sie ihre Laufgräben und Angriffsarbeiten nach den Nachrichten gestalteten, die mein Onkel Toby den Zeitungen entnahm, so dass sie die ganze Belagerung über gleichen Schritt mit den Alliierten hielten.
    Wenn der Herzog von Marlborough ein Logement machte, – machte mein Onkel Toby ebenfalls eines: – und wenn die Face einer Bastion zusammengeschossen oder irgend ein Verteidigungsmittel zerstört wurde, – nahm der Korporal seine Hacke und tat dasselbe, – und so fort; – wobei sie allmählich Boden gewannen und sich eines Werkes nach dem andern bemächtigten, bis die Stadt in ihre Hände fiel.
    Für Einen, der sich an der Glückseligkeit Anderer erfreut, gab es keinen herrlicheren Anblick auf der Welt, als wenn er an einem Posttag, wo der Herzog von Marlborough eine gangbare Bresche im Hauptwall der Festung hergestellt hatte, – hinter der Hagenbuchenhecke stand und zusah, wie angenehm erregt mein Onkel Toby, mit seinem Trim hinter sich, anrückte – der Erstere mit der Zeitung in der Hand, – der letztere mit einem Spaten auf der Schulter, um den Inhalt jener auszuführen. – Welch' ein ehrlicher Triumph lag in den Blicken meines Onkels Toby, wenn er dann auf den Wall stieg! welch' inniges Vergnügen schwamm in seinem Auge, wenn er oberhalb dem Korporal stand und diesem, während er arbeitete, den Zeitungsabschnitt zehn Mal vorlas, damit er die Bresche nicht zufällig um einen Zoll zu weit oder zu enge machte! – Wenn aber die Chamade geschlagen wurde, und der Korporal meinem Onkel die Bresche hinauf half und ihm mit der Fahne in der Hand folgte, um diese auf den Wall zu pflanzen – Himmel! Erde und Meer! – doch was

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