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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Titel: Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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wurde.
    Da dies der denkwürdigste Angriff im ganzen Kriege, – das tapferste und hartnäckigste Gefecht von beiden Seiten – und auch das blutigste war (denn es kostete die Alliierten an diesem Morgen über 1100 Mann), – so bereitete sich mein Onkel Toby mit einer mehr als gewöhnlichen Feierlichkeit darauf vor.
    Als mein Onkel am Abend zuvor zu Bette ging, befahl er, man solle seine Rémailleperücke, welche mit der inneren Seite nach außen viele Jahre lang in der Ecke eines alten Feldkoffers gelegen hatte, der neben seinem Bette stand, herausnehmen und für den nächsten Morgen bereit auf den Kofferdeckel legen. Das erste Ding, was mein Onkel Toby, nachdem er das Bette verlassen hatte, noch im Hemde tat, war, dass er die raue Seite nach außen kehrte und sie aufsetzte. – Nachdem dies geschehen war, ging er an seine Hosen; kaum hatte er den Hosenbund zugeknöpft, so band er sein Degenkuppel um und hatte bereits den Degen halb hineingesteckt, – als ihm beifiel, dass er sich vorher rasieren sollte, und dass es sehr unpassend wäre, wenn er dies mit dem Degen an der Seite täte, – er nahm ihn deshalb ab. – Als er nachher die Uniform und die Weste anziehen wollte, fand mein Onkel Toby das gleiche Hindernis an der Perücke, – so wurde auch diese abgenommen. – Auf diese Art wurde es, teils aus diesem teils aus jenem Grunde, wie dies immer geschieht, wenn man sehr pressiert, – zehn Uhr (somit eine halbe Stunde später als gewöhnlich), bis mein Onkel Toby ausrückte.
     
    186. Kapitel
    Mein Onkel Toby war kaum um die Ecke der Eibenhecke herum, welche seinen Küchengarten von seinem Rasen trennte, als er sah, dass der Korporal den Angriff ohne ihn begonnen hatte.
    Erlauben Sie mir, dass ich hier halte und Ihnen ein Bild von dem Apparat des Korporals und von dem Korporal selbst auf dem Höhepunkt seines Angriffs entwerfe, gerade so wie es meinem Onkel Toby in die Augen fiel, als er sich dem Schilderhause zuwendete, wo der Korporal an der Arbeit war, – denn die ganze Natur hat nichts dergleichen aufzuweisen, – und selbst eine Vereinigung alles dessen, was in ihren Werken grotesk und sonderbar ist, vermochte nichts Ähnliches zu Stande zu bringen.
    Der Korporal –
    Tretet leicht auf seinen Staub – ihr Männer des Genie's, – denn er war euer Anverwandter.
    Macht sein Grab von Unkraut rein, ihr Männer der Herzensgüte, – denn er war euer Bruder. – O Korporal! wenn ich dich jetzt hätte, – jetzt, wo ich im Stande wäre dir ein Mittagessen und meinen Schutz zu gewähren, – wie wollte ich dir wohl tun! Du solltest deine Monteromütze jede Stunde des Tags und jeden Tag der Woche tragen; – und wenn sie abgenützt wäre, wollte ich dir ein Paar ganz gleicher Mützen machen lassen. – Aber ach! ach! ach! jetzt, da ich dies trotz der hochwürdigen Herren tun könnte, – ist die Gelegenheit dahin, – denn du selbst bist dahin; – dein Genius ist zu den Sternen hinaufgeflogen, von woher er kam; – und dein warmes Herz mit all seinen edeln und offenen Gefäßen ist in eine Scholle dieses Jammertales zusammengeschrumpft!
    Doch was – was ist dies gegen jenes künftige, von mir gefürchtete Blatt, wo ich auf das samtene Leichentuch blicke, das geschmückt ist mit den militärischen Insignien deines Herrn, – des ersten, – des besten aller Erschaffenen; – wo ich dich, den treuesten Diener, sehe, wie du mit zitternder Hand seinen Degen und die Scheide kreuzweis über den Sarg legst, und dann aschgrau wieder zur Türe gehst, um sein Trauerpferd am Zügel zu nehmen, und damit seinem Leichenwagen zu folgen, wie er dich angewiesen hat; – wo mein Vater trotz all seiner Systeme von seinem Schmerz vernichtet ist; wo ich ihn sehe, wie er trotz all seiner Philosophie beim Betrachten des lackierten Wappenschilds zwei Mal seine Brille von der Nase nimmt, um den Tau abzuwischen, den die Natur darauf gehaucht hat; wo ich sehe, wie er den Rosmarin mit einer trostlosen Miene hinabwirft, die mir ins Ohr schreit: – O Toby! in welchem Winkel der Welt finde ich deines Gleichen?
    Ihr gütigen Mächte! die ihr einst die Lippen des Stummen in seiner Not geöffnet und die Zunge des Stammelnden richtig sprechen gemacht habt – zeigt mir, wenn ich an jenes gefürchtete Blatt komme, keine karge Hand.
     
    187. Kapitel
    Der Korporal, welcher am Abend vorher beschlossen hatte, das große Desideratum zu ersetzen und irgend etwas ausfindig zu machen, wodurch ein ununterbrochenes Feuer auf den Feind während der

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