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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Titel: Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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können – noch mehr über die Macht der Necromantie, seine Taten herabzuwürdigen – oder die Macht von Dulcinea's Namen einen Glanz auf dieselben zu werfen, zu sagen gewusst, als mein Vater über die Namen Trismegistus und Archimedes einer- und Nyky und Simkin andererseits zu sagen wusste. Wie viele Cäsars und Pompejuse, pflegte er zu sagen, haben nur in diesen Namen die Begeisterung gefunden, sich ihrer würdig zu machen. Und wie viele, setzte er dann hinzu, hätten ein wackeres, menschenwürdiges Dasein geführt, wäre nicht ihr Geist, ihr Charakter zu einem Nichts herabgedrückt worden, weil sie Nicodemusiert waren!
    Ich sehe an Ihrem Blick (oder wie es eben der Zufall gab), mein Herr, pflegte mein Vater zu sagen – dass Sie sich nicht recht mit meiner Ansicht einverstanden bekennen – und ich muss gestehen, pflegte er hinzuzusetzen, – dass sie für diejenigen, welche die Sache nicht gründlich erwogen haben – mehr wie eine Grille als wie eine solide, auf die Vernunft begründete Anschauung erscheint; – und doch, mein lieber Herr, wenn ich mir schmeicheln darf, Ihren Charakter zu kennen, so bin ich moralisch überzeugt, ich würde wenig riskieren, wenn ich Ihnen nicht als Partei – sondern als Richter, einen Fall vorführen würde, und dürfte gewiss Ihrem eigenen gesunden Verstand und Ihrer ehrlichen Untersuchung der Sache alles Vertrauen schenken. Sie sind frei von den vielen engherzigen Vorurteilen der Erziehung der meisten Menschen – und wenn ich mir erlauben darf, tiefer in Ihr Wesen einzudringen – von einer Freiheit des Geistes, die darüber erhaben ist, eine Ansicht nur deshalb gering zu schätzen, weil es ihr an Anhängern fehlt. Würden Sie Ihren Sohn – Ihren lieben Sohn – von dessen holdem, offenem Gemüt Sie so große Hoffnungen sehen dürfen – ich frage Sie, würden Sie Ihren Billy, – Judas haben taufen lassen? – Würden Sie das, mein lieber Herr, pflegte er zu sagen, indem er Ihnen dabei mit der artigsten Bewegung die Hand auf die Brust legte – und sich mit jenem sanften, unwiderstehlichen Piano der Stimme an Sie wandte, das ein solches argumentum ad hominem durchaus erfordert – würden Sie, mein Herr, wenn ein Jude von Pate diesen Namen für Ihr Kind in Vorschlag gebracht und Ihnen zugleich damit seine Börse angeboten hätte, würden Sie Ihre Zustimmung zu einer solchen Entweihung des Kindes gegeben haben? – O mein Gott! rief er dann und schaute nach oben, wenn ich Ihr Herz recht kenne, mein Herr, – so wären Sie dessen nicht fähig gewesen; – Sie würden jenes Ansinnen vielmehr mit Füßen getreten – würden dem Versucher die Mittel der Versuchung mit Abscheu an den Kopf geworfen haben.
    Ihre Seelengrösse hierbei, die ich bewundere, jene edle Verachtung des Geldes, die Sie bei der ganzen Angelegenheit an den Tag legen, ist wahrhaft schön; und was sie noch schöner macht, das ist die Erwägung, aus der sie hervorgeht; – die väterliche Liebe machte die Hypothese zur überzeugenden Wahrheit, dass die Hypothese, wenn Ihr Sohn Judas genannt würde – der schmutzige, verräterische Gedanken, der mit diesem Namen so unzertrennlich ist, ihn wie ein Schatten sein ganzes Leben hindurch begleitet und ihn schließlich trotz Ihrem guten Beispiel, mein Herr, zu einem habsüchtigen Schuft gemacht haben würde.
    Ich habe nie einen Mann gekannt, der im Stande gewesen wäre, gegen einen solchen Beweis etwas vorzubringen. – In der Tat, wenn ich meinen Vater schildern soll wie er war, so muss ich sagen: er war rein unwiderstehlich – in seinen Reden wie in seinen Disputationen – er war ein geborener Redner – Θεοδίδακτος – die Überzeugung hing an seinen Lippen, und die Elemente der Logik und Rhetorik waren in ihm so schön gemischt – und dabei besaß er ein so gefährliches Talent die Schwächen und Leidenschaften seines Gegners zu erraten – dass die Natur selbst sich erheben und sagen musste: Dieser Mann ist beredt! – Kurz, mochte er die falsche oder die wahre Seite einer Sache verteidigen, es war in beiden Fällen gefährlich ihn anzugreifen; – und doch hatte er merkwürdiger Weise weder Cicero gelesen, noch Quintilian de Oratore, noch Socrates noch Aristoteles noch Longinus unter den Alten – und ebenso wenig Vossius, Skioppius, Ramus und Farnaby unter den Neueren; und was noch weit staunenswerter ist, es war ihm nie in seinem Leben auch nur durch eine einzige Vorlesung über Crackentorp oder Burgersdicius, oder irgend einen

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