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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Titel: Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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Beide!
     
    288. Kapitel
    Was mag wohl die Welt von diesem Stoßseufzer denken? – Ich gäbe keinen Groschen darum – wenn ich's erfahren könnte.
     
    289. Kapitel
    Meine Mutter war mit dem linken Arm unter dem rechten meines Vaters weiter gegangen, bis sie an der verhängnisvollen Ecke der alten Gartenmauer waren, wo Dr. Slop von Obadiah auf dem Kutschenpferd über den Haufen gerannt worden war. Da dies gerade gegenüber der Frontseite des Hauses der Frau Wadman war, so warf mein Vater, als er dort angelangt war, einen Blick hinüber; und da er sah, dass mein Onkel Toby und der Korporal nur noch zehn Schritte von der Türe entfernt waren, drehte er sich um und sagte: Wir wollen einen Augenblick stehen bleiben und sehen, mit welchen Zeremonien mein Bruder Toby und sein Trim ihren ersten Einzug halten; – es wird uns keine Minute aufhalten.
    Und wenn es auch zehn Minuten würden, sagte meine Mutter, es hat nichts zu sagen.
    Nicht eine halbe wird es uns aufhalten, sagte mein Vater.
    Der Korporal hatte damals gerade mit der Geschichte von seinem Bruder Tom und der jüdischen Witwe begonnen; die Geschichte ging weiter und weiter; – es kamen Episoden; – dann fing sie wieder an und ging weiter und abermals weiter; es wollte kein Ende damit nehmen; – der Leser hat sie sehr lang befunden.
    Gott stehe meinem Vater bei! er pustete fünfzig Mal bei jeder neuen Gestalt, die die Sache annahm, und wünschte des Korporals Stock mit all seinen Schwenkungen und Baumeleien zu so viel Teufeln, als sich damit befassen mochten.
    Wenn Ereignisse wie dasjenige, dessen Ausgang mein Vater hier erwartete, in den Schalen des Schicksals liegen, bleibt es dem Geiste unbenommen die Grundursache der Erwartung drei Mal zu wechseln, sonst könnte er die Sache nicht aushalten.
    Die Neugierde beherrscht den ersten Moment, im zweiten regiert die Sparsamkeit, und sucht die für den ersten gemachten Ausgaben zu rechtfertigen; – was aber den 3., 4., 5. und 6. Moment und sofort bis zum jüngsten Tage betrifft, – so ist das Warten hier Ehrensache.
    Ich brauche wohl nicht zu sagen, dass Moralschriftsteller alles Warten auf Rechnung der Geduld schreiben; allein diese Tugend hat, wie mich dünkt, ein hinlänglich großes Gebiet und genug darin zu tun, ohne dass sie auch noch die wenigen halbzerstörten Burgen besetzt, welche die Ehre noch auf Erden inne hat.
    Mein Vater hielt es mit Hilfe dieser drei Bundesgenossen so gut als möglich bis zum Schlusse von Trims Geschichte aus; und ebenso von da bis zum Schlusse der Lobrede meines Onkels Toby auf die Kriegswissenschaften im folgenden Kapitel. Als er aber sah, dass Beide, statt auf Frau Wadmans Türe los zu steuern, nun rechtsum machten und die Allee hinabmarschierten, also gerade in der entgegengesetzten Richtung, die er erwartet hatte – brach er mit jener etwas scharfen Gereiztheit des Humors los, die in gewissen Lagen seinen Charakter von dem aller andern Menschen unterschied.
     
    290. Kapitel
    Was haben Die wieder in ihren Köpfen? rief mein Vater u. s. w.
    Ich glaube, sagte meine Mutter, sie wollen wieder eine Schanze machen.
    Hoffentlich nicht auf Frau Wadmans Grund und Boden, sagte mein Vater und trat zurück.
    Ich glaube nicht, versetzte meine Mutter.
    Der Teufel hole diese ganze Wissenschaft der Befestigung mit all ihrem Plunder von Sappen, Minen, Blendierungen, Schanzkörben, Fausse-Brayés und Cuvetten! rief mein Vater mit erhobener Stimme.
    Es sind närrische Dinge, meinte meine Mutter.
    Nun hatte sie eine Gewohnheit – und ich gäbe augenblicklich mein purpurrotes Wams darum und meine gelben Pantoffeln dazu, wenn einige von den geehrten Leserinnen sie nachahmen wollten, – die darin bestand, dass sie niemals irgend einer Behauptung, die mein Vater ihr vorlegte, ihre Zustimmung oder Beistimmung verweigert, lediglich deshalb weil sie sie nicht verstand, oder keine Idee von der Bedeutung des Schlagworts oder Kunstausdrucks hatte, von denen seine Behauptung oder sein Lehrsatz handelte. Sie begnügte sich dann damit Alles zu tun, was ihre Paten und Patinnen für sie versprochen hatten – aber nicht mehr; und so gebrauchte sie ein schwieriges Wort zwanzig Jahre lang, – und gab auch, wenn es ein Zeitwort war, in allen seinen Modis und Zeiten darauf Antwort, ohne dass sie sich über seine Bedeutung den Kopf zerbrach.
    Dies war ein beständiger Quell des Jammers für meinen Vater und brach bei der ersten Kundgebung mehr schönen Gesprächen zwischen ihnen den Hals, als es der

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