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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Titel: Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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mutwilligste Widerspruch getan hätte; – den wenigen, welche übrig blieben, wurde durch die Cuvetten geholfen.
    Es sind närrische Dinge, sagte meine Mutter.
    Besonders die Cuvetten, versetzte mein Vater.
    Genug, – er schmeckte bereits die Süßigkeit des Triumphes, und machte fort.
    Sie gehören zwar allerdings nicht eigentlich zu Frau Wadmans Grund und Boden, sagte mein Vater. indem er sich zum Teil selbst berichtigte, – weil sie nur Pächterin auf Lebenszeit ist.
    Das macht einen großen Unterschied, – sagte meine Mutter.
    Im Kopf eines Pinsels, versetzte mein Vater.
    Wofern sie nicht ein Kind bekommt, sagte meine Mutter.
    Aber sie muss erst meinen Bruder Toby dahin bringen, dass sie eines bekommen kann.
    Freilich, Herr Shandy, sagte meine Mutter.
    Aber wenn es dahin kommt, dass sie ihn dazu bringt, – sagte mein Vater, – dann gnade ihnen Gott!
    Amen, sagte meine Mutter piano.
    Amen, rief mein Vater fortissime.
    Amen, wiederholt meine Mutter, – aber mit einem so seufzenden Ton persönlichen Mitleids, dass es jede Faser in meinem Vater niederdrückte. Er zog sofort den Kalender heraus, vermochte ihn aber nicht zu öffnen, da gerade Yoricks Herde aus der Kirche kam und ihm damit eine vollständige Antwort auf die eine Hälfte seiner Frage gab; und als meine Mutter ihm sagte, es sei ein Abendmahlstag, konnte er auch über die zweite Hälfte wenig Zweifel haben. – Er steckte daher den Kalender wieder ein.
    Der erste Lord der Schatzkammer, der über »Mittel und Wege« nachdenkt, hätte nicht mit einem verlegeneren Gesichte nach Hause gehen können, als mein Vater tat.
     
    291. Kapitel
    Wenn man vom Schlusse des letzten Kapitels aus zurückschaut und das Gewebe dessen, was geschrieben wurde, überblickt, so wird man finden, dass auf dieser und den vier folgenden Seiten notwendig eine gute Portion heterogenen Stoffes eingeschaltet werden musste, um jenes richtige Gleichgewicht zwischen Weisheit und Narrheit herzustellen, ohne welches ein Buch nicht ein Jahr lang bestehen würde. Auch kann dies nicht durch eine schleichende Abschweifung erzielt werden (die, wenn nicht der Name eines Mannes zu berücksichtigen wäre, ebensogut auf der Landstraße vor sich gehen könnte) – Nein, wenn eine Abschweifung her soll, so muss es eine gute frische sein und über einen frischen Gegenstand, wo weder Pferd noch Reiter anders als durch einen Rückprall beschädigt werden kann.
    Die einzige Schwierigkeit besteht darin, dass man die rechten Mächte erwischt, welche sich für die Natur dieses Dienstes eignen; die Phantasie ist grillenhaft, – der Witz darf nicht erst gesucht werden, – und der Spass (so ein gutmütiger Kerl er auch ist) kommt nicht wenn man ihn ruft, und wenn man ihm ein Königreich zu Füßen legte.
    Das Beste ist, der Mensch sagt seine Gebete her.
    Wenn sie ihm freilich seine geistigen und körperlichen Schwächen und Mängel vor Augen führen, – so wird er sich, nachdem er sie her gesagt, für jenen Zweck eher übler befinden, – für andere Zwecke allerdings besser.
    Was mich selbst betrifft, so gibt es meines Wissens keinen moralischen oder mechanischen Weg, den ich in einem solchen Fall nicht eingeschlagen habe; manchmal wendete ich mich direkt an die Seele selbst und überlegte den Punkt mit ihr hin und her, soweit ihre Fähigkeiten reichten.
    Ich konnte diese freilich nicht um einen Zoll ausdehnen.
    Dann änderte ich das System und probierte, wie weit ich es mit dem Körper bringen könnte, durch Mäßigkeit, Nüchternheit, Keuschheit. Diese Dinge, sagte ich mir. sind an sich gut; – sie sind es absolut, – sie sind es relativ, – sie sind gut für die Gesundheit, – sie sind gut für das Glück in dieser Welt, – sie sind gut für das Glück in jener.
    Kurz sie waren für Alles gut, nur für das nicht, wozu ich sie brauchte, in dieser Beziehung sind sie zu nichts nutz, und lassen die Seele gerade so wie der Himmel sie gemacht hat. Was die theologischen Tugenden des Glaubens und der Hoffnung betrifft, so geben sie Mut; aber jene weinerliche Tugend die Demut (wie sie mein Vater immer nannte) nimmt diesen wieder total, und dann ist man genau da, von wo man ausgegangen ist.
    Für alle gewöhnlichen Fälle habe ich nun kein besseres Mittel gefunden als das folgende: –
    Wenn man sich einigermaßen auf Logik verlassen kann und ich nicht durch Eigenliebe verblendet bin, so muss etwas von echtem Genius in mir sein, und zwar – weil ich nicht weiß, was Neid ist; denn niemals verfalle ich

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