Lauschangriff - Im Visier der Feinde: Thriller (German Edition)
Kämpferqualitäten eines bengalischen Tigers. Er war immer noch durch und durch ein SEAL und gehörte zu den Besten, die diese Bruderschaft jemals hervorgebracht hatte. Ihm waren die Gefahren seines Einsatzes bewusst, und er hütete sich, die Aufgabe zu unterschätzen. Dennoch konnte er sich nicht vorstellen, dass irgendjemand auf der Welt ihn im Kampf besiegen könnte.
Mack studierte die Guantanamo-Aufnahmen der Terroristen und versuchte diese einzuschätzen. Er kam dabei nicht sehr weit. Alle vier zeichneten sich durch eine gewisse Härte und vor allem durch Hass und Verachtung aus, die sie, wie die meisten Terroristen, ihren Feinden entgegenbrachten.
Nur Ibrahim Sharif hatte etwas an sich, das ihm entfernt vertraut vorkam, ohne dass er es hätte benennen können. Die US-Behörden hatten den Afghanen gezwungen, sich während der Haft auf Kuba den Bart abzunehmen. Alle islamischen Fanatiker, die Mack jemals zu Gesicht bekommen hatte, aber hatten einen Vollbart getragen, ihre Identifizierung war also nahezu unmöglich.
Trotzdem beschlich Mack das Gefühl, dass er Ibrahim Sharif irgendwo schon mal begegnet war.
Noch nicht einmal Mack Bedford wusste vom wahren Ausmaß der amerikanischen und britischen Funküberwachung im Hindukusch. Die USA konnten auf boden- und satellitengestützte Lauschanlagen zurückgreifen, die das Gebiet von Peshawar bis nördlich des oberen Swat-Tals und weiter nach Westen bis Afghanistan abdeckten, die Pässe, die hoch aufragenden Gipfel und die weit verstreuten Dörfer, die sich an die steilen Hänge klammerten.
Sie konnten nahezu jedes Gespräch abfangen, eine gigantische Aufgabe, bei der Spezialisten nach den seltenen Meldungen Ausschau hielten, die militärischen oder terroristischenInhalts waren. Und sie waren gut darin. Zu gut für einen Quasi-Amateur wie Shakir Khan.
Der Pakistani und zukünftige Herrscher musste den El-Kaida-Führer in Großbritannien, Scheich Abdullah Bazir, über die anstehende Ankunft seiner heiligsten und höchstgeschätzten Vier-Mann-Kampfgruppe in Kenntnis setzen. So hatte er es geplant, und soweit er wusste, blieb ihm nichts anderes übrig, als dazu das Telefon zu benutzen. Für die Kommunikation zwischen dem Hindukusch und den Schläferzellen in Großbritannien war ein hervorragendes Code-System ausgearbeitet worden, das sich Khan, davon war er überzeugt, wunderbar zunutze machen konnte. Ein System, das er jedoch nicht ganz durchdrungen hatte.
In seinem Regierungsbüro wählte er eine Privatnummer auf der afghanischen Seite der Berge. Ein El-Kaida-Befehlshaber hob ab, sagte nichts, sondern schrieb nur mit, was Khan ihm mitteilte, und legte dann auf. Dieser Mann wählte daraufhin eine Nummer in Großbritannien; am anderen Ende der Leitung meldete sich Scheich Bazir in seinem Büro einer Moschee in Bradford, Yorkshire, einer Stadt mit 80
000 muslimischen Einwohnern. Der El-Kaida-Befehlshaber sprach lediglich seine Botschaft: »Die Auserwählten sollen vor dem Propheten in Hanfia knien. Gesegnet sei Allah, der ihnen Schutz gewährt bei den Steinrindern RV.«
Der Anruf dauerte nur wenige Sekunden. Sofort wurde wieder aufgelegt. Scheich Abdullah Bazir blieb nicht eine Sekunde, etwas zu erwidern. Geschwindigkeit war alles, worauf es ankam, jeder in Bin Ladens Organisation wusste das. Aber sie waren nicht schnell genug gewesen.
Nachrichtenexperte Sergeant Shane Collins hatte an einem ruhigen Morgen Dienst in der britischen Horchstation auf Zypern, hoch auf den Bergen nördlich der britischen Militärbasis Dekelia im Südosten der Insel. Geografisch lag sie genau auf der Schnittstelle zwischen Ost und West, und der britische Posten war dazu prädestiniert, Satellitennachrichten, Telefonate undsämtlichen Funkverkehr aus dem Nahen Osten abzufangen. Im Norden lag die Türkei, im Südosten lagen Syrien, Israel, der Irak, Jordanien und Saudi-Arabien und im Süden Ägypten.
Diese geheime Lauschstation war intern als JSSU, Joint Services Signal Unit, bekannt, in ihr diente die Crème de la Crème der britischen Abhörspezialisten aus allen drei Waffengattungen. Sie zeichneten rund um die Uhr sämtliche Nachrichtenübertragungen auf, jeder Operator war ein hoch qualifizierter Linguist, dazu befähigt, die abgefangenen Nachrichten und Gespräche auch gleich zu übersetzen.
Faxe, E-Mails, verschlüsselte Nachrichten in hundert verschiedenen Sprachen wurden für spätere Analysen gespeichert. Verdächtige Übertragungen allerdings wurden von den lauschenden
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