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Lauschangriff - Im Visier der Feinde

Lauschangriff - Im Visier der Feinde

Titel: Lauschangriff - Im Visier der Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Robinson
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entfernt. An der Fahrerseite war ein kleiner, kaum fünf Zentimeter großer Aufkleber angebracht, der die unmissverständlichen Insignien der Central Intelligence Agency trug: einen weißen Schild mit einer roten Kompassrose. Der dünne, weiße Schriftzug darunter bestätigte, dass es sich um ein Einsatzfahrzeug handelte, das nichtgestört werden sollte. Jeder Polizist in Washington kannte dieses Abzeichen und die unausgesprochene Botschaft: Wenn wir dich brauchen sollten, wirst du das schon früh genug erfahren.
    Im Lieferwagen saßen vier Angestellte vor einem Tisch mit Computermonitoren. Jeder der Männer war mit einem schmalen Headset und einem dünnen Mikro ausgestattet. In ihrer Kommandozentrale war es glühend heiß, so trugen sie nur T-Shirts, Shorts und Sneakers.
    Sie hörten die Anwaltskanzlei Epstein, Myerson and Marsh ab. Möglich wurde dies durch ein heimlich installiertes Funknetz und sorgfältig platzierte Abhörgeräte innerhalb der Kanzleiräumlichkeiten. Es hatte Monate gedauert, um das alles Draht für Draht, Wanze für Wanze aufzubauen.
    Aber jetzt lief das System. Die CIA, die in wahrscheinlich illegaler Weise am Aufbau beteiligt gewesen war, hatte sich zurückgezogen, die vier Männer im Lieferwagen arbeiteten für den Mossad. Ihre Befehle erhielten sie aus dem tiefen Untergeschoss der israelischen Botschaft fünf Kilometer nördlich von Washington.
    Die Zusammenarbeit zwischen der CIA und dem Mossad war nach dem ersten Golfkrieg intensiviert worden und hatte seitdem noch zugenommen. Die Israelis hatten in ihrer Wachsamkeit gegenüber den polternden Drohungen des Iran nie nachgelassen, hatten dem Irak nie verziehen, 1991 Scud-Raketen auf Tel Aviv abgefeuert zu haben, und es westlichen Mächten nie nachgesehen, wenn sie die Palästinenser auch nur entfernt unterstützten.
    Seit Präsident Bush dem Terrorismus den offenen Krieg erklärte hatte, hatten die Israelis und vor allem der Mossad stets unverbrüchlich auf Seiten der USA gestanden. Kein Land, keine Institution hatte sich Uncle Sam gegenüber als loyaler erwiesen.
    Die CIA wiederum vertraute dem Mossad, bewunderte ihn und kooperierte mit ihm, wenn es um Informationsaustausch oder direkte Aktionen ging. Nur selten wurde eine Bitte abschlägig beschieden. Der Pakt zwischen den beiden Geheimdienstenwar unverbrüchlich, vor allem, weil meistens gemeinsame Interessen verfolgt wurden.
    Der blaue Lieferwagen war das Ergebnis der expliziten Wünsche des Mossad, beruhend auf jahrzehntelangen Recherchen, und der Schlussfolgerungen aus den Aberhundert Stunden, in denen Gerichtsfälle und die beteiligten Anwälte untersucht wurden, die sich für die Freilassung von Dschihadisten und Terroristen eingesetzt hatten.
    Neben dem Mossad gab es keinen Geheimdienst, der so genau Bescheid wusste über die vielfältigen Verbindungen zwischen der El Kaida und den Taliban in Afghanistan; zwischen der Hamas und der El Kaida, zwischen dem Iran und der El Kaida im Irak und zwischen der Hisbollah und Teheran. Die Männer am König Saul Boulevard wussten ohne jeden Zweifel, dass es gewisse Anwaltskanzleien in den USA, in Großbritannien und in Riad gab, die sich auf die Freilassung solcher Männer spezialisiert hatten. Der Mossad hatte über sie alle dicke Akten. Vor allem über Josh Epstein.
    Seit Wochen, seit Kennedys Richterspruch, hatten sie an verschiedenen Stellen in der 12 th Street geparkt. Und mit Unterstützung der CIA konnten sie alles herausfinden – vor allem, ob Epsteins Anwälte Terroristen vertraten, die in Israel getötet und gemordet hatten. Sie vermochten jede eintreffende E-Mail oder jede Instant Message zu ihrem Ursprungsort zurückzuverfolgen, denn jede Aktivität im Netz hinterlässt eine Spur, die auf den Urheber verweist. Die Informationen können heimlich ausgelesen werden, wodurch es den Behörden möglich ist, alles und jeden zu identifizieren. Die CIA und der Mossad sind Meister darin.
    Das FBI, nebenbei gesagt, stand ihnen mit einem eigenen Programm namens »Carnivore«, das Tausende von E-Mails mit Lichtgeschwindigkeit durchforsten konnte, in nichts nach. Aus diesem Grund konnte Josh Epstein kaum etwas unternehmen, ohne dass am weit entfernten König Saul Boulevard die roten Warnlichter aufleuchteten. Kein Wunder, dass Bin Ladens Führungsriege Kamele vorzog, wenn sensible Nachrichten zu übermitteln waren.
    Zeitgleich mit dem Eintreffen der Instant Message konnten die Männer im blauen Lieferwagen daher aufzeichnen, dass Epstein soeben

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