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Lauter reizende alte Damen

Lauter reizende alte Damen

Titel: Lauter reizende alte Damen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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mit Ihnen sprechen und wollte fragen, ob wir uns vielleicht mal in der Stadt treffen könnten.«
    »Aber sicher. Das geht sehr gut. Ist es etwas, das Sie – nicht am Telefon besprechen möchten?«
    »Ja. Es ist nicht so furchtbar eilig. Ich weiß auch nicht… aber ich würde mich doch gern mit Ihnen unterhalten.«
    »Stimmt etwas nicht?«, fragte Tommy und wunderte sich, dass er seine Frage so formuliert hatte.
    »Ach, wahrscheinlich mache ich aus einer Maus einen Elefanten. Aber im Sonnenhügel sind so merkwürdige Dinge vorgefallen.«
    »Vielleicht in Verbindung mit Mrs Lancaster?«
    »Mit Mrs Lancaster?« Der Arzt schien verwundert zu sein.
    »Nein, nein. Die ist vor einiger Zeit fortgezogen. Schon vor dem Tod Ihrer Tante, übrigens. Es geht um etwas ganz anderes.«
    »Ich war verreist und bin eben erst zurückgekommen. Kann ich Sie morgen am Vormittag anrufen?«
    »Ja, gern. Ich gebe Ihnen meine Nummer. Ich bin bis um zehn Uhr in der Praxis zu erreichen.«
    »Schlechte Nachrichten?« fragte Albert, als Tommy wieder ins Esszimmer kam.
    »Nein, keine schlechten Nachrichten«, sagte Tommy ärgerlich.
    »Ich dachte nur, dass Mrs Beresford…«
    »Um sie braucht man sich keine Sorgen zu machen, Albert. Sie kennen sie doch gut genug. Ich rege mich nicht mehr auf. – Nehmen Sie das Hähnchen weg. Sie haben es zu lange aufgewärmt. Es schmeckt schauderhaft. Bringen Sie mir Kaffee. Und dann gehe ich ins Bett.«
    »Morgen kommt bestimmt ein Brief oder ein Telegramm. Oder sie ruft an«, sagte Albert tröstend.
     
    Aber am nächsten Morgen kam kein Brief, kein Telegramm und kein Anruf.
    Albert betrachtete Tommy, machte den Mund auf, klappte ihn wieder zu und schloss messerscharf, dass düstere Prophezeiungen ihm kein Lob einbringen würden.
    Schließlich hatte Tommy Mitleid. Er schluckte den letzten Bissen Toast hinunter und trank einen Schluck Kaffee. »Na gut, Albert, dann fange ich an. Wo ist sie? Was ist mit ihr passiert? Und was tun wir?«
    »Gehen wir zur Polizei, Sir?«
    »Ich weiß nicht. Hören Sie, Albert…«
    »Wenn sie einen Unfall gehabt hat…«
    »Sie hat den Führerschein mit. Und andere Ausweise. Alle Krankenhäuser setzen sich sofort mit den Verwandten in Verbindung. Ich möchte nur nichts – überstürzen. Sie – sie würde das vielleicht nicht wollen. Haben Sie denn gar keine Ahnung, Albert, wohin sie gefahren ist? Hat sie nichts gesagt? Keine Namen genannt?«
    Albert schüttelte den Kopf.
    »Wie war sie denn? Fröhlich – aufgeregt – unglücklich – beunruhigt?«
    Darauf antwortete Albert sofort. »Sie fieberte. Sie konnte gar nicht schnell genug fortkommen.«
    »Wie ein Hund, der eine Fährte aufgenommen hat?«
    »Genauso, Sir. Sie wissen doch, wie sie ist…«
    »Wenn sie was vorhat? Ja.« Tommy dachte nach.
    Irgendetwas war aufgetaucht. Sie war Hals über Kopf davongefahren. Vorgestern hatte sie angerufen und ihre Heimkehr angekündigt. Warum war sie dann nicht nach Hause gekommen?
    Falls sie gerade einer Spur folgte, würde sie es ihm sehr übel nehmen, wenn er zur Polizei ginge. Er konnte Tuppence geradezu hören: »Wie konntest du das tun, Tommy! Ich kann sehr gut auf mich selbst aufpassen. Das solltest du eigentlich inzwischen wissen!« Konnte sie auf sich selbst aufpassen?
    Wenn er bei der Polizei sagte, seine Frau sei nicht zu dem von ihr angegebenen Zeitpunkt zurückgekehrt… Wahrscheinlich würden sie ihn sehr taktvoll, aber innerlich grinsend, nach den Männerbekanntschaften seiner Frau fragen.
    »Ich suche sie selbst«, erklärte Tommy laut. »Irgendwo ist sie. Ich weiß nur nicht, in welcher Himmelsrichtung ich suchen muss. Wenn sie doch am Telefon bloß gesagt hätte, wo sie war!«
    »Und wenn eine Verbrecherbande sie…«
    »Albert! Wie alt sind Sie eigentlich? Wann nehmen Sie Vernunft an?«
    »Was werden Sie tun, Sir?«
    »Ich fahre nach London. Erst treffe ich mich in meinem Klub mit Dr. Murray zum Mittagessen. Er will etwas mit mir besprechen, was meine Tante betrifft. Vielleicht erfahre ich von ihm etwas Brauchbares. – Es hat schließlich alles in Haus Sonnenhügel angefangen. Und dann nehme ich das Bild mit, das im Schlafzimmer über dem Kamin hängt.«
    »Bringen Sie es zu Scotland Yard, Sir?«
    »Nein. Nur in die Bond Street.«

11
     
    T ommy sprang aus dem Taxi, bezahlte und holte ein schlechtverpacktes Paket aus dem Auto, das unschwer als Bild zu erkennen war. Er nahm es unter den Arm und ging in die New-Athenian-Galerie, eine der ältesten und angesehensten

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