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Lauter reizende alte Damen

Lauter reizende alte Damen

Titel: Lauter reizende alte Damen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Ihre Adresse, Miss Cowley. Oder Mrs Cowley? Haben Sie eben nach einem Kind gefragt?«
    »War es Ihr armes Kind?«
    »Ich glaube, Sie sollten jetzt ein wenig schlafen«, sagte die Schwester sanft und entfernte sich wieder. Kurz darauf sprach sie mit dem Arzt: »Sie ist bei Bewusstsein, Herr Doktor. Sie sagt, sie hieße Prudence Cowley. Aber an eine Adresse kann sie sich anscheinend nicht erinnern. Sie hat von einem Kind gesprochen.«
    Der Arzt winkte ab: »Lassen wir ihr noch mal vierundzwanzig Stunden Zeit. So eine Gehirnerschütterung hat es in sich.«
     
    Tommy steckte den Schlüssel ins Schloss. Doch bevor er ihn umdrehen konnte, öffnete sich die Tür. Albert stand vor ihm.
    »Ist sie zurück?«
    Albert schüttelte langsam den Kopf.
    »Nichts? Kein Anruf, kein Brief? Kein Telegramm?«
    »Leider nichts, Sir. Gar nichts. Auch sonst nichts. Sie warten jetzt ab, Sir. Aber sie haben sie. Ich bin ganz sicher: Sie haben sie.«
    »Zum Teufel, was soll das? Sie haben sie? Albert, was lesen Sie eigentlich? Wer hat sie?«
    »Aber Sie wissen doch, Sir! Die Bande…«
    »Was für eine Bande?«
    »Vielleicht eine Messerstecher-Bande. Oder internationale Gangster…«
    »Schluss mit dem Blödsinn! Wissen Sie, was ich finde?«
    Albert sah ihn fragend an.
    »Dass es sehr rücksichtslos von ihr ist, uns hier ohne jede Nachricht sitzen zu lassen.«
    »Ah«, sagte Albert. »Ich verstehe. Ja, das könnte man vielleicht sagen. Wenn es ein Trost wäre.« Er nahm Tommy das Paket ab. »Sie haben das Bild wieder mitgebracht.«
    »Ja, das verdammte Bild ist wieder da«, knurrte Tommy. »Ich hätte es auch hier lassen können.«
    »Dann haben Sie nichts erfahren?«
    »Ich habe schon etwas erfahren, aber ob es von Nutzen ist, weiß ich nicht. Dr. Murray hat wohl nicht angerufen? Oder Miss Packard vom Altersheim Sonnenhügel?«
    »Niemand hat angerufen, nur der Gemüsemann. Er hat Auberginen. Er weiß, dass Madam Auberginen mag, und sagt ihr immer Bescheid. Ich habe erklärt, im Augenblick könnten wir sie nicht brauchen. – Übrigens habe ich Ihnen zum Abendessen ein Hähnchen gebraten.«
    »Fällt Ihnen eigentlich nie etwas anderes ein?« fragte Tommy unfreundlich.
    »Es ist nicht groß«, sagte Albert, »und mager.«
    Das Telefon klingelte. Tommy sprang auf und lief ins Nebenzimmer. »Hallo? Hallo?«
    Eine dünne, ferne Stimme fragte: »Nehmen Sie eine Voranmeldung für Mr Thomas Beresford an? Von Invergashly?«
    »Ja.«
    »Warten Sie bitte.« Tommy wartete. Die Erregung legte sich allmählich. Dann ertönte eine frische, lebhafte und wohl bekannte Stimme. Die Stimme seiner Tochter.
    »Hallo, bist du das, Paps?«
    »Deborah!«
    »Ja. Du sprichst so gehetzt? Bist du gerannt?«
    Töchter, dachte Tommy, merken alles.
    »Ich bin alt und kurzatmig«, sagte er. »Wie geht’s, Deborah?«
    »Oh, mir geht es gut. Hör mal, Paps. Ich hab was in der Zeitung entdeckt. Vielleicht hast du’s auch schon gesehen. Es kommt mir so komisch vor. Eine Notiz über jemanden, der nach einem Unfall ins Krankenhaus eingeliefert wurde.«
    »Ja und? Was ist damit? Ich hab nichts gelesen. Warum?«
    »Na, es klingt nicht sehr ernst. Ich dachte, es wäre ein Autounfall oder so was. Es heißt, dass eine ältere Frau einen Unfall hatte. Sie behauptet, Prudence Cowley zu heißen. Aber man kennt ihre Adresse nicht.«
    »Prudence Cowley! Meinst du…«
    »Ja, aber – ich wusste doch nicht. Das ist doch Mutters Mädchenname…«
    »Ja, natürlich.«
    »Ich fand das komisch. Kann es vielleicht jemand aus ihrer Verwandtschaft sein?«
    »Möglich«, sagte Tommy. »Wo war es denn?«
    »In Market Basing. Weißt du, ich komme mir ganz dumm vor, gleich anzurufen. Es gibt sicher eine Menge Leute, die Cowley heißen. Und ein paar mit dem Vornamen Prudence werden auch dabeisein. Aber ich wollte euch doch anrufen, um mich zu vergewissern, dass Mutter nichts passiert ist und dass sie zu Hause ist.«
    »Ja«, sagte Tommy. »Ich verstehe schon.«
    »Nun sag doch, Paps, ist sie da?«
    »Nein«, gestand Tommy. »Sie ist nicht da, und ich weiß nicht, wo sie ist.«
    »Was heißt das?«, fragte Deborah. »Was macht sie denn? Du bist ja wohl in London gewesen, bei deinen verstaubten geheimnistuerischen Freunden, die immer noch Alte Zeiten spielen.«
    »Ja«, gab Tommy zu. »Ich bin gestern Abend zurückgekommen.«
    »Und Mutter war nicht da? Nun erzähl doch endlich! Du machst dir Sorgen. Das kann ich dir anhören. Was hatte sie denn vor? Wenn sie in ihrem Alter doch nur mal Vernunft

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