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Lautlos im Orbit (1988)

Titel: Lautlos im Orbit (1988) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus - Lautlos im Orbit Frühauf
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begriffen zu haben, auf den Auslöseknopf der Rettungsschleuder. Im nächsten Moment traf ihn eine Riesenfaust von oben und stürzte ihn für Sekunden in schwarze Bewußtlosigkeit.
     
    Als er zum erstenmal zu sich kam, spürte er noch keinen Schmerz. Er hing, in einer sanften Brise schaukelnd und sich um die eigene Achse drehend, am Fallschirm über aufsteigendem Feuer und treibendem Rauch, der seine dunklen Schwaden wie gierige Hände nach ihm ausstreckte.
    Im Drehen sah er weit drüben am Rand des Küstengebirges einen blendenden Blitz aufzucken, eine Sonne, die in einer Sekunde ihre gesamte Energie verschwendete, nutz- und sinnlos.
    Dann wurde sein pendelnder Körper von einer Welle heftiger Schmerzen überflutet, und ihm wurde erneut schwarz vor Augen. Als letztes spürte er beißenden Qualm, der ihm in die Nase stieg.
     
    Er erwachte quälend langsam, und mit sich vertiefendem Bewußtsein stieg der Schmerz bis fast an die Grenze des Erträglichen. Es war ein allgemeiner, in keiner Weise zu lokalisierender Schmerz.
    So ähnlich, dachte er, während er mit geschlossenen Augen auf dem Rücken lag, muß wohl einem Bergsteiger zumute sein, der eben inmitten einer Lawine zu Tal gegangen ist.
    Er lauschte in sich hinein, tastete seinen Körper gewissermaßen von innen her ab, indem er autogene Sonden in alle Organe und Gliedmaßen entsandte. Und schließlich kam er zu der Überzeugung, daß er nichts gebrochen hatte. Vielleicht ein paar Prellungen und eine Verstauchung, mehr aber bestimmt nicht. Gott sei Dank! Der Schmerz würde bald abklingen.
    Noch immer hatte er die Augen geschlossen.
    Da er nicht ernsthaft verletzt war, durfte er sicher sein, daß sie ihn nicht fangen würden, diejenigen, die da hinten auf ihn geschossen hatten. Er war eine so weite Strecke von ihrem Versteck entfernt niedergegangen, daß sie fast einen ganzen Tag brauchen würden, um hierherzukommen. Bis dahin würde er längst im Wald untergetaucht sein. Und er war genügend gut trainiert, um ihnen ein Schnippchen zu schlagen.
    Bei dieser Art von Gedanken spürte er, daß sein Selbstbewußtsein unter der Tatsache litt, daß sich derartiges überhaupt ereignet hatte. Sich verbergen zu müssen. Vor denen! Unfaßbar.
    Daß diese Kerle ihn abgeschossen hatten, betrachtete er als persönliche Katastrophe. Wenn er auch sicher sein durfte, daß eine Menge schlimmer Zufälle gegen ihn gewesen sein mußte. Anders war es nicht zu erklären, daß seine Maschine einem altertümlichen Schnellfeuergewehr oder ähnlichem unterlegen war. Ein Adler, der an Mückenstichen krepiert. Grotesk!
    Nein, er würde keinen Umweg um ihre Hütten machen. Er würde stur nach Westen marschieren, Richtung Kostarika, und zwar ohne sich zu verbergen, den Laser in der Hand. Gut, größere Städte würde er umgehen, aber einige der Dörfer würde er ausräuchern, den Strolchen würde er ihre Palmblatthütten über den Köpfen anzünden. Laufen sollten sie lernen.
    Nur gut, daß er entgegen der Vorschrift den Laser in der Oberschenkeltasche verstaut hatte. Im letzten Moment vor dem Start noch. Als hätte er geahnt, daß ihm dieses irrsinnige Mißgeschick widerfahren würde.
    Wenn er den Laserkolben nur mit der Hand berührte, die Welt wäre wenigstens zum Teil wieder in die rechte Ordnung gerückt.
    Doch die Hand griff ins Leere.
    Da endlich öffnete er die Augen. Sofort nach der Erkenntnis, ohne Waffe zu sein, noch ehe ihn der Schock ganz zu überschwemmen vermochte.
    Er lag auf versengtem Boden unter verbrannten Bäumen, die keine Blätter mehr trugen. Die Sonne, die inzwischen den Zenit fast erreicht hatte, schien heiß zwischen den nackten Zweigen hindurch. Die Luft war trocken. Seine Zunge klebte am Gaumen. Er mußte also in erster Linie nach Wasser suchen. Als er sich bewegte, knirschte es unter ihm, als läge er auf getrockneten – Maisblättern.
    Mit einem Fluch richtete er sich halb auf, und er erstarrte.
    Kaum anderthalb Meter von ihm entfernt lehnte ein Junge an einem der verkohlten Stämme, ein braunhäutiger Junge mit Haaren, die so schwarz waren wie die verbrannte Rinde des Baumes.

    Glenn Morris bemühte sich um Beherrschung einer plötzlich in ihm aufsteigenden Besorgnis. Er setzte sich bequem auf dem knirschenden Boden zurecht, und dabei spürte er einen gelinden Schmerz im linken Handgelenk. Vielleicht doch leicht verletzt, dachte er.
    Dann aber sah er, daß an seinem Handgelenk ein Strick befestigt war, dessen anderes Ende sich um den Leib des fast nackten

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