Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Lautlos im Orbit (1988)

Titel: Lautlos im Orbit (1988) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus - Lautlos im Orbit Frühauf
Vom Netzwerk:
schlagartig mit Lachen aufhören, nachdem man sich so wie ich hineingesteigert hat. Auch auf Befehl nicht. Dieses Lachen ist wie ein Krampf. Und außerdem ist es wie ein Panzer, mit dem ich mich gegen die Fragen des Commanders abschirmen kann.
    Da berührt Glenn Morris den Lautstärkeregler an der Komanlage, und sofort füllt eine Stimme die Kabine, die mir das Lachen in den Hals zurückdrängt, eine ruhige, klar akzentuierende Frauenstimme, die Stimme Doras.
    Ich sehe Dora vor mir, wie sie dort steht, irgendwo in einem Studio, weit weg von mir auf der anderen Seite der Erde. Und ich habe das wunderbare Gefühl, daß jedes der Worte, die sie spricht, mir gilt. Ich bin sicher, daß sie mich in diesen Minuten ebenso vor sich sieht wie ich sie.
    Sie schildert mit minutiöser Genauigkeit Aufgaben und Bewaffnung der Odin und danach die Vorgänge, die sich in letzter Zeit bei uns abgespielt haben.
    Sie berichtet anscheinend ohne jegliche Emotion, ja, ohne auch nur einmal die Stimme zu erheben. Selbst die Darstellung dessen, was sie empfand, als sie von den künstlich geschaffenen Krankheitsherden erfuhr, klingt wie die sachliche Beschreibung eines rein äußerlichen Zustandes, und in ähnlich distanzierter Art gibt sie Kenntnis über die Ereignisse beim Abschuß des fremden Satelliten. Dabei benennt sie ihre Ängste und Gefühle, als wären es die eines anderen Menschen gewesen, sie ist wie jemand, der aus sich selber herausgetreten ist. Sie informiert die Welt über eine Begebenheit, die sie so tief erschüttert haben muß, daß sie sich seitdem leer und ausgebrannt fühlt, unfähig, noch Freude oder Schmerz zu empfinden.
    Und gerade diese Sachlichkeit ist es wohl, die den Vortrag so wahrhaftig und gleichzeitig bewegend wirken läßt. Ich jedenfalls vermag mir nicht vorzustellen, daß jemand ihre Darlegungen als Propagandatrick abtun könnte. Einer solchen Stimme muß man einfach glauben. Überall in der Welt. Und man wird dieser Frau auch abzunehmen haben, daß sie sich zur öffentlichen Anklage erst entschloß, als sie erkannte, an welch entsetzlichem Verbrechen sie beteiligt war.
    Über das Gesicht des Commanders zieht der Widerschein seiner Gefühle. Zorn und Wut wechseln sich mehrmals schnell mit Resignation ab, und ganz im Hintergrund glaube ich manchmal, zwar fast verloren im Strom anhaltenden Ärgers, aber doch hinreichend deutlich, etwas wie einen Funken von Achtung erkennen zu können.
    Als Dora ihren Bericht beendet hat, ist mein erster Gedanke, daß sie meinen Namen nicht genannt hat. Und obwohl ich ihr dafür dankbar sein müßte, bleibt ein Stachel zurück.
    »Weshalb nur? Weshalb?« murmelt Glenn Morris kopfschüttelnd, wie wenn er in den vergangenen Minuten nicht mehr begriffen hätte, als daß man ihn verraten hat. Aber auch dieser Zustand hält nicht länger an als der Zorn, die Wut und die Resignation. Dann strafft sich der große, eckige Mann und fixiert mich mit seinen kühlen grauen Augen. Seine Rechte fährt zwischen den Verschlußleisten seines Overalls hin und her. »Und Sie, Captain McBruns, wollen ernsthaft behaupten, von alldem nichts bemerkt zu haben.«
    »Richtig, Sir! Ich hatte keine Ahnung von Doras Plänen.« Beweisen kann er mir nichts. Aber er ist voller Mißtrauen. War es vielleicht schon sehr lange und glaubt sich nun sicher. Doch diese Art von Sicherheit reicht nicht aus. Auch ihm selbst genügt sie nicht. Wenn man ihm eine schlechte Eigenschaft nicht vorwerfen kann, dann ist es Oberflächlichkeit. Also wird er versuchen, die ganze Wahrheit zu erfahren.
    »Nein, Sir!« wiederhole ich. »Zwar habe ich feststellen müssen, daß unser Verhältnis in letzter Zeit durch Dinge belastet wurde, die nicht in uns selber lagen, Dora war anders als zu der Zeit, als wir beschlossen, zusammen zu leben, aber die Gründe dafür habe ich nicht in den Tests gesucht, sondern…«
    »Sondern, Captain?«
    »Dora Taylor ist eine Frau, Sir. Man darf Frauen nicht mit dem Maß der Rationalität messen.« Ich hoffe, daß diese Bemerkung seinem Geschmack entspricht. Ich weiß, wie er zu Frauen steht. Ich aber wische mir mit einer unbewußten Bewegung über den Mund, als könne ich damit meine Worte ungesagt machen.
    »Akzeptiert, Captain!« Er nickt langsam und nachdenklich. »Das ändert jedoch nichts daran, daß mein Vertrauen in Ihre Loyalität erschüttert ist. Sie wissen, was das heißt?«
    »Ich fürchte ja, Sir.«
    Da wendet er sich demonstrativ an Harold Newman. »Wir werden ihn unter Beobachtung

Weitere Kostenlose Bücher