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Lautlos im Orbit (1988)

Titel: Lautlos im Orbit (1988) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus - Lautlos im Orbit Frühauf
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halten, Captain. Fassen Sie das als Befehl auf!«
    Das sagt er trotz meiner Anwesenheit. Und ich weiß, daß es ihm sehr ernst damit ist. Doch ich glaube die Tatsache, daß er einen solchen Befehl in meiner Gegenwart erteilt, für ein gutes Zeichen halten zu können. Er will mich vorerst verunsichern. Was bedeutet, daß er von der Stichhaltigkeit seines Verdachtes nicht ganz überzeugt sein kann. Wäre er es, er hätte mich ohne Umstände festsetzen lassen.
    Der gute Newman allerdings fühlt sich sichtlich unbehaglich. »Ich weiß nicht, Sir!« versucht er einen Einwand. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß ausgerechnet McBruns…«
    Doch der Commander unterbricht ihn mit einer schnellen Geste. »Du kennst ihn nicht, Harold. Er ist ein Fuchs, glaub mir. Und das ist auch schon das einzige, was ich wirklich sicher von ihm weiß. Obwohl wir zusammen in einer Einheit gedient haben.«
    »Darf ich wegtreten, Sir?« fahre ich den beiden dazwischen.
    »Nicht so eilig, Captain, wenn ich bitten darf. Ich möchte noch wissen, wie weit Sie mit Ihrem ersten Forschungsbericht für das Ministerium vorangekommen sind.«
    »Er ist fertig und abgespeichert, Sir.«
    »Ausgezeichnet! Damit endet Ihre Mitarbeit in der Forschungsgruppe. Begründung: Dein Einsatz als Goldjunge ist mir zu riskant, McBruns. Die Leitung der Gruppe wird ab sofort Captain Newman übernehmen. Und ich werde noch heute entscheiden, wer zur Verstärkung abzukommandieren ist. Wahrscheinlich Lieutenant Brake.«
    »Zu Befehl, Sir!«
    »Keine Einwände, McBruns?«
    »Keine Einwände, Sir! Ein Goldskaphander wiegt nämlich das ungute Gefühl, an der Erfüllung seiner eigentlichen Aufgabe gehindert zu sein, in keiner Weise auf. Und ich bin schließlich Laserleitoffizier, Sir.«
    Jetzt ist er deutlich irritiert. Wahrscheinlich hat er angenommen, ich würde den Verlust meiner Sonderstellung, die nahezu ideal ist in den Möglichkeiten, die sie einem Diversanten bietet, als sehr schmerzlich empfinden. Das Gegenteil ist der Fall. Ich habe weder die Absicht, die Station zu verlassen, noch denke ich daran, sie mit ähnlich ungeeigneten Mitteln, wie Bergerson sie angewendet hat, außer Gefecht zu setzen. Ich verfüge über wirksamere Methoden. Doch um die einsetzen zu können, muß ich mich an meinem Platz befinden, im Sessel des Leitstandes, in Reichweite des winzigen, kaum daumennagelgroßen Schalters.
    »Jetzt können Sie gehen, Captain«, sagt Glenn Morris zu mir, und ich sehe ihm an, daß er sich damit abgefunden hat, einem derzeit unlösbaren Rätsel gegenüberzustehen.
    Harold Newman, der sich ebenfalls in Bewegung setzt, um mir befehlsgemäß zu folgen, wird von ihm mit einem Wink zurückgehalten.
     
    Er geht den unendlichen, kreisförmig gebogenen Gang entlang, der sich wie ein zentrisch angeordneter Nerv durch den Außenring der Station zieht. In Gedanken ist er immer noch bei Doras Erklärung und dem anschließenden Gespräch mit dem Commander. So tief ist er in sich versunken, daß er den ersten Speichenlift bereits passiert hat, ohne es zu bemerken. Da beschließt er, den Gang zu Fuß zu umrunden und danach schlafen zu gehen.
    Rechts und links von ihm sind die Zugänge der Wirtschaftsräume und Mannschaftskammern, schlichte Türen im eintönigen Grau der Schaumplastwände, seine Schritte hallen auf den Platten des Fußbodens, und über die Wände huschen Sonnenreflexe.
    Zwei Leute kommen ihm entgegen. Sie gehen an ihm vorbei und grüßen, ohne ihr Gespräch zu unterbrechen.
    »… sage dir, sie sind verrückt!« hört er. »Wie können sie so ein Ding in Alabama niedergehen lassen? Im eigenen. Land?«
    »Alabama! Na und? Neunzig Prozent der Bewohner dort sind schwarz, was soll’s?«
    Selbstverständlich reden sie über die künstliche Krankheit. Für sie ist das ein hochaktuelles Ereignis, von dem sie eben erste Informationen erhalten haben.
    Die Schritte der beiden Männer sind schon hinter der Biegung des Ganges verklungen, als ihm das eigentlich Wichtige an diesem Gespräch deutlich wird: Die Erklärung Doras und die ersten Kommentare dazu sind bisher ausschließlich von Radio Moskau verbreitet worden.
    Ein paar Schritt weiter steht eine Tür offen. Dahinter liegt eine der Mannschaftskantinen, eine der sogenannten Kaffeeküchen.
    Sie werden die Tür geöffnet haben, weil sie da drin wieder qualmen wie die Schlote, denkt er. Die Luft in solch kleinen Räumen ist häufig trotz gut funktionierender Klimaanlagen zum Schneiden dick. Vor allem, wenn gespielt wird,

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