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Lautlos im Orbit (1988)

Titel: Lautlos im Orbit (1988) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus - Lautlos im Orbit Frühauf
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geeignet seien, dem amerikanischen Volk Genugtuung zu verschaffen.
    »Ja«, sagt Dora mit belegter Stimme. »So einfach ist das!« Und es bleiben die einzigen Worte, die sie an diesem Tag spricht.
    Am späten Nachmittag wird, ebenfalls über alle Kanäle, eine Sondersitzung des UNO-Sicherheitsrates übertragen. Als erster Redner erhält, infolge einer Sonderregelung wegen besonderer Vorkommnisse, der Verteidigungsminister der USA das Wort. Er wiederholt die Vorwürfe, Klagen und Drohungen seines Präsidenten, wartet dann jedoch mit Einzelheiten auf, indem er die Nationalität des angeblichen Angreifers nennt. Ein sowjetischer Jagdsatellit habe diesen feigen Überfall verübt, und dessen Kommandant habe danach noch die menschenverachtende Unverfrorenheit besessen, die Opfer durch ein Hilfsangebot zu verhöhnen.
    Nachdem sich der einsetzende Tumult einigermaßen gelegt hat, erhält, ebenfalls durch Sonderregelung, der sowjetische Delegierte die Gelegenheit zu einer Gegendarstellung, die der Geschäftsordnung entsprechend die Dauer von zwei Minuten nicht überschreiten darf. Die Erklärung beansprucht nicht mehr als zehn Sekunden. Sie lautet: »Die Raumflotte der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken hat mit der Havarie des US-amerikanischen Satelliten nicht das geringste zu tun. Ich verweise hingegen auf die Möglichkeit eines Unfalls bei den in den letzten Tagen absolvierten vertragswidrigen Zielübungen mit Nuklear- und Laserwaffen und verwahre mich ganz entschieden gegen die Unterstellungen seitens des Verteidigungsministers der USA.«
    Während der Delegierte das Rednerpult verläßt, herrscht im Saal absolutes Schweigen.
    Die Delegierten Sri Lankas und Venezuelas verhalten sich dann, als wäre die Gegendarstellung des sowjetischen Vertreters überhaupt nicht erfolgt, sie verurteilen die USA wegen der unmenschlichen Tests mit Infektionsviren und der Zielübungen im Orbit und bezeichnen den vorgeblichen Angriff auf die Odin als legale, ja notwendige Maßnahme, um weiteren Übergriffen dieser Art vorzubeugen.
    Die Debatte droht schließlich zu versanden, da die unterschiedlichen Darstellungen der beiden Seiten jeweils nur von den Vertretern verbündeter Staaten für bare Münze genommen werden.
    Trotzdem endet sie mit einem Eklat, den auszulösen dem chinesischen Delegierten vorbehalten ist.
    Herr Liang Hoa, ein kleiner, sehr beweglicher Mann im dunklen, einreihig geknöpften Anzug, bedauert eingangs, erst zu so später Stunde an das Rednerpult treten zu können, denn er glaube, nein, er sei überzeugt, daß seine Ausführungen der Debatte zu einer totalen Wende verhelfen werden.
    Ein Satellit der Volksrepublik China habe sich nämlich, erklärt er, während ein flüchtiges Lächeln über seine feinen Züge huscht, zur fraglichen Zeit in unmittelbarer Nähe der amerikanischen Station befunden und den Hergang der Havarie sehr genau verfolgen und dokumentieren können, ebenso wie das Absetzen nicht registrierter Orbit-Boden-Raketen und die Schießübungen mit Nuklearwaffen. Jedenfalls gehe aus den Aufzeichnungen der chinesischen Station eindeutig hervor, daß es sich um eine Havarie, nicht aber um einen Angriff gehandelt habe. Die gesamte Sektion vier der Odin sei von innen her aufgesprengt worden und dabei in drei Teile zerbrochen. Die Art der Zerstörung weise so unzweifelhaft auf Sprengung hin, daß die Beschuldigungen durch den Präsidenten und den Verteidigungsminister der USA nur als Ablenkungsmanöver gewertet werden könnten. Und zwar als Ablenkungsmanöver im Hinblick auf die jedem menschlichen Empfinden hohnsprechenden Virentests, deren Herde nebenbei bemerkt in der Volksrepublik China sehr schnell wieder beseitigt worden seien. Im übrigen bestehe zweiseitige Verbindung zu dem Beobachtungssatelliten, so daß sowohl Kommandant wie auch Besatzung jederzeit konsultiert werden könnten. Auch die Aufzeichnungen stünden selbstverständlich zur Verfügung.
    Es bedürfe wohl auch der Erwähnung, daß die Volksrepublik China den unbefristeten Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu den USA ins Auge gefaßt habe.
    An dieser Stelle bezichtigt der USA-Verteidigungsminister durch Zwischenruf nun die Volksrepublik China des zur Debatte stehenden Überfalls und fordert damit abermals äußerst heftige Proteste heraus.
    Herr Liang Hoa aber entgegnet, in seinem Land, der Volksrepublik China, würden bereits Schulkinder anhand der Beschädigungen der Odin unverzüglich auf eine Sprengung schließen.
    »Ich kann mir

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