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Lautlos im Orbit (1988)

Titel: Lautlos im Orbit (1988) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus - Lautlos im Orbit Frühauf
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Bordschütze?«
    Das nun war ein Thema, das Phil überhaupt nicht gefiel. Denn gerade darüber hatte er lange nachgegrübelt, als er beim Zusammenbasteln seiner fiktiven Vergangenheit an die Art seiner Ausbildung und des sich daran anschließenden Dienstes gelangt war. Vielleicht, nein, sicherlich war es ein Fehler gewesen, seiner fiktiven Ausbildung zum Feuerleitoffizier nicht auch noch die fiktive Vernichtung von Menschenleben folgen zu lassen. Immer wieder hatte er sich gesagt, daß er damit ja niemandem Schaden zufüge, aber die sich vor ihm auftürmende moralische Barriere hatte sich trotzdem als zu hoch erwiesen.
    »Nein, Sir!« sagte er, und dabei gab er sich Mühe, ein gewisses Bedauern in Stimme und Mimik zu legen.
    Morris stieß pfeifend die Luft aus. »Akademiker!« brummte er abfällig. »Bilden sich ein, um bei der Space Force einzusteigen, reiche es aus, Erfahrungen im Schrubben von Kloschüsseln mittels Zahnbürsten gesammelt zu haben. Die haben dort ganz andere Toiletten als wir hier, Lieutenant.«
    »Ich weiß, Sir«, sagte Phil. Etwas Besseres fiel ihm nicht ein.
    »Ich weiß, ich weiß!« äffte ihn der Commander nach. »Wachen Sie endlich auf, Mann! Die dort oben stöbern nicht nur in Ihren Akten herum, die beobachten Sie auch jetzt. Die wissen längst, daß Sie heute um ein Haar abgeschmiert wären, Herr Akademiker!«
    »Mir ist angedeutet worden, daß man mich unter die Lupe nehmen würde, Sir.«
    »Ach, wirklich?« sagte Morris, auf dessen Gesicht sich unmerklich ein müder Zug geschlichen hatte. »Vielleicht sollten Sie wissen, daß sich seit kurzem hier ein paar Leute herumtreiben, die bestimmt nicht zum Personal gehören. Und Sie, McBruns, machen solchen Mist.« Das klang, als bedauere er die Ungeschicklichkeit seines Untergebenen.
    Selbstverständlich hatte Phil damit gerechnet, daß man ihn sehr genau beobachten würde. Der Mann, der mit ihm das Einstellungsgespräch geführt hatte, war offen genug gewesen, es ihm zu sagen. Als freundliche Geste zum Abschluß gewissermaßen oder, was wahrscheinlicher war, um den Bewerber zu verunsichern.
    Man mußte also damit rechnen, daß die da oben, wie der Commander sie nannte, über diesen ersten Flug und dessen unrühmliches Ende informiert waren. Nichts war einfacher, als das Programm des Trainingsgerätes und die Reaktionen des Trainierenden zu übertragen, zu speichern, auszuwerten und was sonst noch alles möglich war.
    Seltsamerweise verspürte Phil keine speziell auf diesen Umstand bezogene Besorgnis. Er war als Feuerleitoffizier und nicht als Pilot ausgebildet worden, und er hatte stets nur als Bordschütze oder Feuerleitoffizier Dienst getan. Die da oben konnten also, urteilten sie objektiv, nichts dabei finden, daß er die Steuerung hochmoderner Flugzeuge noch nicht ganz beherrschte.
    Was blieb, war die allgemeine, auf keinen bestimmten Punkt orientierte Sorge, die er nun schon seit Jahren empfand. An die er sich längst gewöhnt hatte und die doch ziemlich belastend war.
    Glenn Morris stand wieder mit dem Gesicht zum Fenster. »Sie werden Gelegenheit haben, den Erfahrungsschatz scharfer Einsätze nachzuholen, Lieutenant«, sagte er schleppend. »Sie wollen die da oben doch nicht enttäuschen, wie?«
    Philipp erhob sich und nahm Haltung an. »Nein, Sir!« Nein, enttäuschen wollte er die da oben wirklich nicht. So kurz vor dem Ziel gewiß nicht. Nur, angesichts der Art der Beweisführung meldeten sich abermals seine moralischen Skrupel.
     
     
Das Eliteprinzip
     
    Er atmet aus, es ist wie eine Explosion, er muß wohl sehr lange die Luft angehalten haben.
    Die kleine Kugel an Howard Skeltons Schläfe bewegt sich plötzlich heftiger, schwankt hin und her, platzt schließlich geräuschlos, vom Rand des winzigen, bräunlichen Loches löst sich träge ein farbloser Tropfen.
    Philipp McBruns wendet sich angewidert ab.
    Schon in der Bewegung bereitet er sich auf das vor, was er sehen wird, das Gesicht Doras, das so hart und entschlossen sein kann und so weich und verträumt. Jetzt wird es hart sein, mit schmalen Augen und dünnem Mund, und ihre Hand wird das Laserrohr halten, als wäre es in ein Stativ geschraubt.
    Sie klammert sich an den Rahmen des Zwischenschotts, ihr giftgrüner Dienstoverall ist hoch geschlossen. Nein, Härte ist da wohl nicht mehr, sie sieht im Gegenteil aus, als habe sie alle Kraft verloren, wahrscheinlich bräche sie auf der Stelle zusammen, kehrte jetzt die künstliche Gravitation zurück. Ihr Gesicht ist fast so weiß

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