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Lautlos im Orbit (1988)

Titel: Lautlos im Orbit (1988) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus - Lautlos im Orbit Frühauf
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an exakt derselben Stelle zu geschehen pflegte, nämlich während der ersten Bombenabwürfe über den Magazinen des Camps. In dieser zweiten Variante traf er das Munitionsdepot, geriet in das Epizentrum einer gewaltigen Explosion und stürzte ab. Obwohl er trotz des Aufpralls keinerlei Schmerzen verspürte, vermochte er sich doch nicht von der Stelle zu bewegen, und anfangs, als er noch nicht gelernt hatte, den Traum rechtzeitig abzubrechen, war er jedesmal zu Tode geprügelt worden.
    Nach einiger Zeit hatte er herausgefunden, daß der Ausgang des Traumes von seinem jeweiligen Gemütszustand abhängig war, daß seine Besorgnisse und Hoffnungen gewissermaßen auf das Ende dieser inneren Erlebnisse projiziert wurden. Am schlimmsten war es, wenn er kurz zuvor mit Danny Clearwater gestritten hatte.
    Vielleicht deshalb hatte er Dannys ständigem Drängen wenigstens im Traum immer wieder nachgegeben und versucht, das Depot des Camps zu vernichten, wenn er auch danach manchmal über das eigene Tun so entsetzt gewesen war, daß er sich am liebsten irgendwo verkrochen hätte.
    Der Traum hatte ihn auch noch verfolgt, als Danny schon verschwunden war, aber da hatte er bereits gelernt, aus ihm zu entfliehen, wenn diese Flucht ihn auch stets ungeheure Anstrengungen kostete. Nur durch fast schmerzhafte Konzentration auf die einzige Möglichkeit, seinem Tod zu entgehen, vermochte er noch vor dem Aufprall zwischen den brennenden Baracken zurückzutauchen in die triste, aber doch ziemlich sichere Realität seines kindlichen Daseins. Und regelmäßig war er danach zu Tode erschöpft und mit kaltem Schweiß bedeckt.
     
    Diesmal fand er schneller in die Realwelt zurück. Ein Fingerdruck auf die rotleuchtende Bereitschaftstaste genügte, und die weißen Wolkenberge verkrochen sich hinter dem grauen Nebel toter Bildschirme.
     
    Gegen Abend befahl ihn Glenn Morris über das Perkom zu sich. Der Captain ging unruhig in seiner Stube hin und her. Phils vorschriftsmäßigen Gruß erwiderte er lediglich mit einem knappen Neigen des Kopfes. Sein grüngelber Overall war über der Brust geöffnet. Zwischen den Leisten des Gleitverschlusses quoll eine wirre Fülle brauner Locken hervor. Er war barhäuptig. Sein Haar begann sich bereits zu lichten.
    »Setzen Sie sich, Lieutenant!« sagte Morris schließlich, während er mit abgewandtem Gesicht am Fenster vorbeiging.
    In Philipp begann sich ein Gefühl der Bedrohung zu regen, aber noch hätte er nicht zu sagen vermocht, woher er die Gefahr zu gewärtigen hatte. Das Gefühl blieb diffus, da er, wenn er es einzuordnen versuchte, entweder auf zu viele oder auf zu wenige Anhaltspunkte stieß. So entschloß er sich, anzunehmen, daß es mit seinem ersten Flug zusammenhing. Daß er mit seiner Vermutung recht hatte, bewiesen ihm bereits die ersten Worte des Captains.
    »Wie viele Alleinflüge haben Sie bisher absolviert, Lieutenant?« fragte Glenn Morris plötzlich und wandte dem Fenster den Rücken. Sein Blick ging ruhig über Phil hinweg.
    »Das steht in meinen Unterlagen, Sir. Ich war Bordschütze und später Feuerleitoffizier…«
    »Wie viele, Lieutenant?« Jetzt waren die Augen des Captains unvermittelt hart geworden.
    »Acht, Sir!« In Phils Nacken zog sich wieder die Haut zusammen.
    »Nicht allzu viele, wenn Sie mich fragen.«
    »Ich war, wie gesagt, Bordschütze, Sir. Ich bin nicht öfter allein aufgestiegen, als es das Ausbildungsprogramm für Bordpersonal vorsieht.«
    »Ich weiß!« Morris nickte. »Das geht ja schließlich aus Ihren Akten hervor.« Er blickte Phil nach wie vor forschend an, doch langsam verlor sich die Härte in seinen Augen.
    Phil war überzeugt, daß der Captain die Akte nicht gelesen hatte, allerhöchstens überflogen hatte er sie. Dieser Mann da am Fenster gehörte nicht zu denen, die ihre Zeit mit Lesen vertrödeln. Insofern befand sich Glenn Morris jetzt in einem Dilemma, in das er sich mit seiner Bemerkung, er kenne Unterlagen, selbst hineinmanövriert hatte. Wollte er nicht unglaubwürdig erscheinen, durfte er nun keine Fragen mehr stellen, die sich mit dem militärischen Werdegang seines Untergebenen befaßten.
    Doch schon angesichts der nächsten Frage mußte sich Phil eingestehen, daß er sein Gegenüber unterschätzt hatte. Denn selbstverständlich gab es sehr wohl Bereiche, von denen nichts in den Akten Eingang gefunden hatte. Und die kannte Glenn Morris.
    »Haben Sie wenigstens eine Reihe scharfer Einsätze hinter sich gebracht, Lieutenant? Meinetwegen auch als

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