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Lautlos

Lautlos

Titel: Lautlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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gibt's Dresche.«
    »Schon gut.«
    »Bis  … ja, bis morgen irgendwann. Wir können ja mal telefonieren, ich habe das Handy mit.«
    »Alles klar.«
    Sie unterbrach die Verbindung und starrte nachdenklich auf den kleinen Bildschirm. Nach einigen Sekunden erlosch die Beleuchtung.
    »Und?«, wollte O'Connor wissen.
    »Er hat nicht angerufen.« Sie stockte. »Klang irgendwie nicht gut. Sie haben ihm für morgen einen Haufen Termine reingedrückt. Meinst du, wir haben ihn gekränkt mit unserer Geheimnistuerei?«
    »Wir waren nicht geheimnistuerisch. Er hätte ja mitfahren können.« O'Connor grinste.  »Allerdings hätte er dann drei Stunden auf den Wagen aufpassen müssen. Im Übrigen, was wären die Hotelbars dieser Welt ohne die Kuhns dieser Welt?«
    »Ich weiß nicht. Er tut mir leid. Ich glaube fast, er ist ein bisschen eifersüchtig.«
    »Auf mich?«
    »Ihm fehlt eine Frau, das ist alles. Damit hat er's wirklich schwer.«
    O'Connor lenkte den Golf die Auffahrt zum Maritim hoch und ließ ihn weiter in Richtung Tiefgarage rollen. Vor dem Rolltor stoppte er, beugte sich zu ihr hinüber und küsste sie lange und zärtlich.
    »Mach dir keine Gedanken um Kuhn«, sagte er. »Zugegeben, er ist kein Typ, dem man nur wegen seines Aussehens hinterherguckt. Aber dafür muss er auch nicht befürchten, nur wegen seines Aussehens geheiratet zu werden.«
SPEDITION
    Der Slawe nahm ihm das Nokia aus der Hand und nickte zufrieden.
    »Das war gut«, sagte er. »Sehr gut.«
    Kuhn sank in sich zusammen.
    Warum hatte Kika nicht auf seine SMS reagiert? Sie musste die Mitteilung längst erhalten haben. Wenn die Nachricht sie nicht erreichte, war alles verloren.
    Die letzten Stunden waren die Hölle gewesen. Der Slawe hatte ihn nach der unfreiwilligen Dusche im Bad arretiert und ihn die nächsten dreißig Minuten dort schmoren lassen. Das Nokia hatte er ihm abgenommen. Kuhn hatte ihn durch die Räume gehen und dort irgendwelche Dinge verrichten hören, und seine Angst, auf ewig hier eingeschlossen zu bleiben, war nur übertroffen worden von der Furcht vor dem Moment, da der Mann zurückkommen und ihn holen würde.
    Als er dann endlich aus seinem Gefängnis befreit wurde, waren weder Prügel auf ihn herniedergegangen noch Schlimmeres. Der Slawe hatte ihn ins Wohnzimmer gedrängt und auf der Couch Platz nehmen heißen. Er hatte die Waffe weggesteckt, aber Kuhn zweifelte keine Sekunde daran, dass er sie schneller wieder hervorziehen konnte, als ein Mensch in der Lage war, aufzuspringen, geschweige denn wegzulaufen.
    Der Mann hatte ihm Antworten abverlangt und ihm eindeutig klar gemacht, was Kuhn erwartete, sollte er auf den Gedanken verfallen, ihn hereinzulegen. Also hatte er folgsam von O'Connors abendlichem Zusammentreffen mit Clohessy erzählt und lediglich Kika mit keinem Wort erwähnt. Es war das Maximum dessen, was er an Heldenmut aufzubringen in der Lage war, aber möglicherweise konnte er wenigstens sie aus allem raushalten. Der Slawe hatte aufmerksam zugehört und am Ende ein dünnes Lächeln aufgesetzt. Ganz offensichtlich amüsierte sich der Mann über sein verzweifeltes Bemühen. Kuhn schätzte, dass er sich in den Augen des anderen ausnahm wie ein Schuljunge, der seiner Mutter mit roten Ohren etwas vorlog.
    »Wirst du von jemandem erwartet?«, fragte der Slawe und zog Kuhns Handy hervor. »Wird dich jemand auf dem Ding anrufen?«
    »Ich weiß nicht«, stammelte der Lektor. »Nicht heute Nacht.«
    »Und wenn doch?«
    Konnte er von der SMS wissen? Unmöglich. Kuhn hatte sie abgeschickt und sofort gelöscht. Im Speicher würde sich kein Hinweis darauf finden.
    »Ich weiß es nicht«, wiederholte er.
    Der Mann drehte das Handy nachdenklich hin und her.
    »Und was ist mit O'Connor?«, sagte er gedehnt. »Und der Frau? Da wir gerade beim Thema sind, wie heißt die Frau?«
    »Ich weiß …«
    Erneut blickte er in die Mündung.
    »Wagner!«, schrie er. »Kika Wagner. Mein Gott, bitte, ich flehe Sie an! Sie hat nichts mit alldem zu tun, sie ist meine Pressereferentin, sie weiß von gar nichts, das müssen Sie mir glauben!«
    »Und du? Was weißt du?«
    »Nichts. Ich schwöre, ich weiß nichts, gar nichts!«
    Der Slawe schüttelte in milder Verwunderung den Kopf. Er steckte die Waffe wieder zurück und zwinkerte Kuhn zu. »Warum machst du dir das Leben unnötig schwer, Freund? Es liegt einzig an dir, was ich glaube. Warum sagst du nicht von vornherein die Wahrheit?«
    »Ich versprech's«, keuchte Kuhn. »Ich verspreche alles!«
    Sein

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