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Lautlose Jagd

Lautlose Jagd

Titel: Lautlose Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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verblüfft. Er hatte noch nie erlebt, dass Untergebene auf solche Weise die Initiative ergriffen - vor allem nicht ohne ausdrücklichen Befehl eines Vorgesetzten. Aber er nickte höflich.
    »Mullonijyo. Chamkanman kidarjo chuesejo. Gewiss. Bitte gedulden Sie sich einen Augenblick.« Er nahm den Hörer entgegen, erteilte der Telefonistin einige kurze Anweisungen und übergab den Hörer dann mit einer förmlichen Verbeugung Vizepräsidentin Whiting. »Bitte. Aber telefonieren Sie nicht zu lange, Madam.
    In den nächsten paar Minuten wird Geschichte gemacht.«
    Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis Whitings Anruf zum Apparat des Präsidenten im Oval Office durchgestellt war. Präsident Kwon und General Park zogen sich höflich an eines der Fenster des Beobachtungsraums zurück, damit sie ungestört telefonieren konnte.
    »Ellen, wie ich mich freue, Ihre Stimme zu hören!«, sagte Präsident Martindale hörbar erleichtert. »Bob Plank hat mich gerade wegen Ihrer verschlüsselten Nachricht angerufen. Alles in Ordnung bei Ihnen?«
    »Mir geht's gut, Mr. President«, bestätigte Whiting. »Ich bin weiterhin im Kontroll- und Lagezentrum auf dem Flugplatz Osan.
    Ich bin mit Admiral Allen, General Park von der koreanischen Luftwaffe und Präsident Kwon zusammen.« Sie atmete tief durch, dann fügte sie hinzu: »Mr. President, Präsident Kwon hat mir soeben mitgeteilt, dass er seinen Streitkräften befohlen hat, Nordkorea anzugreifen.«
    »Was?«
    »Der Angriff läuft bereits«, fuhr Whiting fort. »Präsident Kwon und General Park haben mich ausführlich informiert. Ihnen ist es anscheinend gelungen, so viele nordkoreanische Befehls-, Überwachungs- und Nachrichtenzentren zu unterwandern, dass sie die Frühwarn-, Luftverteidigungs- und Kommandonetze des Nordens größtenteils lahm legen konnten. Die südkoreanische Luftwaffe stößt in diesem Augenblick nach Nordkorea vor. Alle Flugzeuge, die für die Übung Team Spirit vorgesehen waren, werden gegen den Norden eingesetzt.« Whitings Stimme versagte einige Sekunden lang. »Mr. President... Kevin... das ist erschreckend! Ich habe Angst. Der Krieg ist ausgebrochen, und wir wissen nicht, was als Nächstes passieren wird.«
    »Ellen... nicht aufregen, Ellen«, sagte Martindale betont ruhig.
    Aber sie wusste, was dem Präsidenten dabei durch den Kopf ging: Wenn die Chinesen oder Nordkoreaner einen Gegenschlag führten, würde das Kontroll- und Lagezentrum Osan auf ihrer Zielliste vermutlich auf Platz eins stehen - und angesichts massiver südkoreanischer Luftangriffe war der Einsatz von ABC-Waffen höchst wahrscheinlich. Schließlich hatte China erst vor zwei Jahren demonstriert, dass es jederzeit bereit war, Kernwaffen einzusetzen. »Ich bin dabei, meinen gesamten Stab zusammenzurufen«, fügte der Präsident hinzu. »Ab sofort stehen wir Ihnen von hier aus nach Kräften bei.«
    »Falls Sie mit Präsident Kwon oder Admiral Allen reden wollen, kann ich...«
    »Ich will mit niemandem reden und nichts anderes tun, als am Telefon mit Ihnen zusammen sein«, wehrte Martindale ab. »Versuchen Sie, sich zu entspannen. Reden Sie mit mir. Erzählen Sie mir von sich. Was geht dort drüben vor?«
    »Nichts... Ich meine, Jesus, Kwon und Park beobachten die Bildschirme und schwatzen wie zwei Kerle, die ein Baseballspiel im Fernsehen verfolgen. Ich sehe Dutzende von weißen Pfeilen, die sich nach Norden über die Grenze bewegen. Viele davon zielen auf Pjöngjang, aber die meisten scheinen sich auf einen Stützpunkt südlich davon zu konzentrieren. Ich... ich kann's einfach nicht fassen, wie ruhig diese kleinen Scheißer sind...« Ellen Whiting verstummte, bekam große Augen und schüttelte verwundert den Kopf. »O Gott, Mr. President, habe ich eben gesagt, was ich gesagt zu haben glaube?«
    »Ellen, hören Sie ausnahmsweise mal auf, mich ›Mr. President‹
    zu nennen«, sagte Martindale. »Ich heiße Kevin, okay? Und diese Kerle haben Ihnen allen Anlass gegeben, sie mit ein paar Namen zu belegen, stimmt's? Ich finde, es ist Ihr gutes Recht, sie mit jedem gottverdammten Namen zu belegen, nach dem Ihnen gerade zu Mute ist.«
    »Ich... ach, Scheiße, ach Scheiße...«
    »Ellen, was ist passiert?«
    »Ich... verdammt, meine Knie zittern!«, rief Whiting aus. Sie begann unsicher zu lachen. »Ich kann's nicht glauben! Ich bin so verängstigt, dass ich ganz weiche, zittrige Knie habe! Ich dachte immer, das sei nur eine Redewendung. Aber anscheinend kriegt man wirklich Zitterknie, wenn man richtig

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