Lautlose Jagd
Partei Koreas setzen sie jetzt für Sicherungsaufgaben, Spionageabwehr und Bespitzelung in Nordkorea ein. Sie sind brutale und blutgierige Bestien, die den Auftrag haben, den Feind mit allen Mitteln aufzuspüren und zu vernichten. In Nordkorea haben sie eine Atmosphäre der Angst geschaffen, in der seit fast drei Generationen Meinungs- und Redefreiheit unterdrückt werden.«
General Park deutete auf die 19-Zoll-Monitore im Beobachtungsraum, auf denen dieselben Bilder wie auf den Großbildschirmen liefen. »Die aktiven Verbände, Reserven und paramilitärischen Einheiten der nordkoreanischen Volksarmee sind rund sieben Millionen Mann stark, was etwa einem Drittel der Gesamtbevölkerung entspricht«, fuhr er fort. »Die Volksarmee durchdringt sämtliche Lebensbereiche in Nordkorea. Aber von dieser riesigen Zahl sind nur ungefähr hunderttausend Mitglied der Partei oder Angehörige der vorhin erwähnten Sondereinheiten.
Durch eigene Aufklärung und mit Hilfe von Überläufern ist es uns gelungen, die wichtigsten zehn Einheiten und ihre Standorte zu ermitteln: zwei Marinekampfgruppen, zwei Bataillone Fallschirmjäger mit Spezialausbildung, vier Bataillone Sondertruppen und je ein Ausbildungs- und Infiltrationsbataillon.
Außerdem greifen wir die Stabsgebäude und Unterkünfte der Achten und Neunten Spezialkorps an. Das Achte Spezialkorps stellt Präsident Kim Jong-ils persönliche Leibwache, und das Neunte Spezialkorps hat den Auftrag, die Straßen von Pjöngjang zu halten und zu verteidigen, falls es zu Unruhen, Aufständen oder einer Invasion kommen sollte. Insgesamt sind das, wie schon gesagt, rund hunderttausend Mann. Sie stehen in zwölf allgemeinen Zielgebieten, zu denen je zwei Stützpunkte von Marine und Luftwaffe, fünf Armeestandorte und Gebiete in der nordkoreanischen Hauptstadt gehören. Wir bilden uns natürlich nicht ein, sie alle ausschalten zu können, aber wir hoffen, dass unser Angriff der Zündfunke ist, der die Explosion auslöst, die eine der letzten noch existierenden kommunistischen Diktaturen hinwegfegt.«
»Was ist mit den übrigen sechs Millionen neunhunderttausend Kämpfern?«, fragte Vizepräsidentin Whiting ungläubig. »Sie haben sie nicht auf der Rechnung, weil sie nicht Mitglieder der Kommunistischen Partei sind, aber sie haben trotzdem eine militärische Ausbildung und sind fast von Geburt an mit der kommunistischen Ideologie indoktriniert worden. Wollen Sie diese Leute einfach ignorieren? Und was ist mit den Massenvernichtungswaffen der Nordkoreaner - ihren ABC-Gefechtsköpfen? Wie können Sie einen so begrenzten Angriff planen und Größe und Schlagkraft der Verbände, die Sie nicht anzugreifen beschlossen haben, einfach ignorieren?«
»Weil ich Vertrauen zu meinen Nachrichtenoffizieren und den Überläufern habe, die mir ihre Erkenntnisse und Beobachtungen selbst vorgetragen haben«, sagte Präsident Kwon. »Alle diese Patrioten haben mir das Gleiche erzählt, und es ist über viele Monate hinweg doppelt und dreifach überprüft worden: der Norden befindet sich in einer verzweifelten Lage und ist bereit, alles zu riskieren - sogar einen Atomschlag, der den Dritten Weltkrieg auslösen könnte -, um aus diesem Teufelskreis aus Hunger, Armut und Verzweiflung herauszukommen.
Nach unseren Erkenntnissen leiden schätzungsweise fünfundneunzig Prozent der Bevölkerung unter der Herrschaft des korrupten, paranoiden und machtbesessenen Regimes. Neunzig Prozent der Bevölkerung haben seit über drei Monaten keinen Lohn mehr bekommen; siebzig Prozent haben seit über einem Jahr kein Geld mehr gesehen. Sechzig Prozent der Bevölkerung müssen jahrein, jahraus an drei oder mehr Tagen in der Woche ohne Strom, fließendes Wasser, Heizung oder sanitäre Einrichtungen auskommen. Die Arbeitslosenquote erreicht fünfzig Prozent. Und vierzig Prozent der Bevölkerung - vierzig Prozent - müssen mit weniger als tausend Kilokalorien pro Tag auskommen. Die Säuglingssterblichkeit liegt bei zwanzig Prozent auf dem Land und zehn Prozent in den Städten.
Aus allen diesen Gründen war abzusehen, dass der Norden bald einen Krieg anfangen würde. Ein Krieg konnte dem kommunistischen Regime in vielerlei Hinsicht nützen. Statt der eigenen Regierung hätte die Bevölkerung nunmehr den Feind hassen können. Sie hätte einen Grund gehabt, zu kämpfen, zu leben oder zumindest ihr Elend zu vergessen. Der Westen hätte sie mit Hilfslieferungen unterstützen müssen, selbst wenn sie besiegt worden wäre. Und im
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