Lautlose Jagd
verloren.
Die rechte Flächenspitze ist ziemlich schwer beschädigt, aber die Tragfläche scheint in Ordnung zu sein.«
»Gut!«, sagte Tiger eins erleichtert. »Bleib in zehntausend Fuß über uns, bis dieser Einsatz vorbei ist, dann begleite ich dich zum Stützpunkt zurück.« Er wusste, dass sein Rottenflieger noch für über eine Stunde Treibstoff hatte. Mehr als genug.
Der Eindringling versuchte wieder, nach Seoul abzudrehen. Der F-16-Pilot setzte sich rechts neben ihn und gab einen Feuerstoß aus seiner 20-mm-Maschinenkanone ab. Das aufblitzende Mündungsfeuer ließ den Nordkoreaner erschrocken zusammenzu-
cken, und er drehte genau wie zuvor wieder nach links ab. Tiger eins wartete ab, bis die A-5 fast genau Kurs auf Hongch'on hatte.
Dann zog er seinen Leistungshebel etwas zurück, ließ sich 100
Meter hinter den Jagdbomber zurückfallen, korrigierte mit etwas Seitenruder links und traf das Heck der A-5 mit einem weiteren kurzen Feuerstoß, wobei er darauf achtete, nicht unter die Tragflä-
chen zu zielen, wo die Kernwaffen hingen.
Die 20-mm-Geschosse durchsiebten das Leitwerk des Jagdbombers. Mehrere gingen in die Schubdüse des Triebwerks, und der F-16-Pilot sah Funken sprühen, bevor das Triebwerk in Brand geriet.
Die wegen des ausgefahrenen Fahrgestells und der ausgefahrenen Klappen ohnehin geringe Eigengeschwindigkeit der A-5 ging weiter zurück, als ihr Triebwerk langsam versagte. Der Jagdbomber fiel wie ein Stein.
Obwohl der nordkoreanische Pilot unter geistiger Umnachtung zu leiden schien, was die Tatsache bewies, dass er ohne persönliche Ausrüstung losgeflogen war, machten sein fliegerischer Instinkt und seine Ausbildung sich bemerkbar, als die A-5 abzustürzen drohte. Der Triebwerksbrand wurde gelöscht, und der Pilot drückte nach, um Fahrt aufzuholen, während er die Landebahn in Hongch'on ansteuerte. Unglaublicherweise wäre es ihm fast noch gelungen, den Flugplatz zu erreichen. Die Maschine befand sich mit leicht erhobenem Bug im Landeanflug, als sie etwa drei Kilometer vor der Landebahn aufschlug und durch den Moorboden in der Umgebung des Flugplatzes pflügte. Der F-16-Pilot, der sie möglichst lange in Sicht zu behalten versuchte, beobachtete entsetzt, wie sie sich in dem weichen Boden auf den Kopf stellte und dann mehrmals überschlug. Dabei wurden die Bomben und der Zusatztank abgerissen. Wo sie letztlich landeten, konnte er nicht erkennen.
Als der südkoreanische Pilot von Hongch'on wegstieg, war er dem Schicksal dafür dankbar, dass sein eigener Zielflugplatz weit, weit von hier entfernt lag.
Die örtliche Polizei räumte das Dorf Hongch'on rasch und effektiv, und Soldaten aus dem hastig alarmierten Standort Jongsan sperrten die Absturzstelle im Umkreis von 20 Kilometern ab. Den Dorfältesten wurde lediglich mitgeteilt, in der Nähe sei ein Militärflugzeug abgestürzt, und das genügte ihnen als Erklärung.
Glücklicherweise war der Wind in dieser Nacht nur schwach, sodass die Behörden mit keinen weiteren Evakuierungen rechneten, bevor die aufgehende Sonne wieder Turbulenzen erzeugte.
Das durch militärische Sachverständige für Kernwaffen verstärkte Bombenräumkommando näherte sich der Absturzstelle langsam und vorsichtig. Überall waren teilweise noch schwelende Flugzeugtrümmer verstreut, aber radioaktive Strahlung war nirgends festzustellen. Die Brände waren vermutlich so klein, weil die A-5 nur noch sehr wenig Treibstoff an Bord gehabt hatte -
eben genug für einen selbstmörderischen Flug über Seoul, um ihre todbringende Fracht abzuladen. Explosionen schien es keine gegeben zu haben.
Das Wrack des Jagdbombers wurde in einer Lage aufgefunden, die seiner ursprünglichen Flugrichtung fast entgegengesetzt war.
Die Maschine war überraschend wenig beschädigt - ein Beweis für ihre sehr robuste Konstruktion. Der leere Zusatztank unter dem Rumpf war plattgedrückt, die Cockpithaube war zersplittert ... und die beiden Atombomben waren nirgends zu sehen.
Während Suchtrupps nach allen Richtungen ausschwärmten, wurde der tödlich verunglückte Pilot aus dem Cockpit gezogen.
Der Nordkoreaner hatte schwere Kopfverletzungen erlitten. Er trug eine dunkelbraune Fliegerkombi mit Kragen und Ärmelbündchen aus Lammwolle, die für die Luftwaffe des Nordens typisch war, aber ansonsten fehlte jegliche persönliche Ausrüstung: Der Tote hatte nicht nur keinen Helm, sondern auch keine Handschuhe, keine Überlebensausrüstung, nicht einmal Fliegerstiefel.
Wie er den fast
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