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Lautlose Jagd

Lautlose Jagd

Titel: Lautlose Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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wahrzunehmen. CNN berichtete live aus Seoul, zeigte aber kaum mehr als eine schwarze Wolke am Horizont, wo eine Rakete mit gewöhnlichem Sprengkopf eingeschlagen war. Martindale hatte schon weit Schlimmeres gesehen.
    Dann wurde eine Straßenszene gezeigt. Die Straßen waren voller Autos und Menschen, aber nirgends herrschte Panik, sondern eher das Gegenteil. Surreal, fand der Präsident. Ihr Land wurde angegriffen, aber alle diese Menschen schienen zu wissen, dass sich zugleich etwas anderes ereignete - eine lange herbeigesehnte Wende.
    Im nächsten Augenblick rief Jerrod Hale mit dem Telefonhörer in der Hand: »Mr. President! Die Vizepräsidentin ruft aus Osan an!«
    »Gott sei Dank!«, sagte Martindale. Er riss Hale den Hörer aus der Hand. »Ellen! Alles in Ordnung bei Ihnen?«
    »Ja, Mr. President, uns geht's gut«, bestätigte Whiting. »Wir sind nur knapp davongekommen, aber alle in der Kommandozentrale haben überlebt. Der Fallout war so gering, dass man beschlossen hat, uns zu evakuieren.«
    »Wunderbar!«, rief er erleichtert aus. »Wir hatten große Angst um Sie. Unsere Informationen über die dortige Lage sind sehr lückenhaft. Wo sind Sie jetzt? Wir schicken jemanden, der Sie ausfliegt.«
    »Ich habe jetzt eine Leibwache aus mindestens zweihundert Marines«, erklärte Whiting ihm unbekümmert. »Ich fühle mich hier sehr sicher. Sie könnten mich jederzeit mit einem ihrer Schwenkrotor-Flugzeuge V-22 Osprey ausfliegen, aber ich denke, ich bleibe noch eine Weile.«
    »Was? Wozu?«
    »Mr. President, Präsident Kwon ist nach Pjöngjang unterwegs«, berichtete Whiting. »Er trifft dort mit dem Ersten Vizepräsidenten Pak Chung-chu zusammen, der offenbar seit langem mit Kwon zusammengearbeitet hat, um diesen Aufstand vorzubereiten. Mr. President, die kommunistische Regierung in Pjöngjang und das gesamte Politbüro sind außer Landes geflüchtet, und die nordkoreanische Volksarmee hat sich aufgelöst. Kwon und Pak wollen die Bildung einer neuen demokratischen Regierung mit Sitz in Pjöngjang bekannt geben. Die Halbinsel ist wieder vereinigt, Mr. President. Korea ist wieder ein Land. Und ich möchte dabei sein, wenn das verkündet wird.«
    Martindale sank in seinen Sessel. Die Berichte, die Verteidigungsminister Chastain erhalten hatte, waren also wahr. Unglaublich! »Ellen... Ellen, woher wollen Sie wissen, dass das für Sie ungefährlich ist?«
    »Das kann ich nicht, Kevin«, gestand Whiting ein. »Aber ich spüre, dass ich dabei sein muss. Ich nehme so viele Marines mit, wie eine dieser V-22 fasst - mindestens zwanzig Mann. Kwon und Pak riskieren weit mehr als ich.« Sie machte eine Pause. »Mr. President, dies ist eine außergewöhnliche Chance, in Asien Frieden zu stiften. Wir müssen sie ergreifen. Die beiden Koreaner wollen in drei Stunden in Pjöngjang zusammentreffen. Ich möchte dabei sein. Ich wünsche mir, dass auch Vertreter Chinas, Russlands und Japans dabei sind. Gelingt es, alle sechs für die Spaltung Koreas verantwortlichen Mächte an einen Tisch zu bringen, wenn Korea sich wieder vereinigen will, kann niemand behaupten, dieser Schritt sei illegal. Also, was sagen Sie dazu?«
    »Ich mache mir Sorgen um Ihre Sicherheit, Ellen«, antwortete Martindale. »Aber... Sie haben natürlich Recht. Ich rufe Peking, Moskau und Tokio an und versuche zu erreichen, dass sie ihre ranghöchsten Vertreter, die bereit sind, sich nach Nordkorea zu wagen, nach Pjöngjang entsenden. Aber ich bitte mir aus, dass Sie auf die Marines hören. Sobald sie die Lage für gefährlich halten, sobald sie Ihre Sicherheit nicht mehr garantieren können, müssen Sie sich ausfliegen lassen.«
    »Danke, Mr. President. Diese Sache wird wundervoll. Das spüre ich schon jetzt.«
    »Schon möglich. Aber die Lage dort drüben ist weiter explosiv, Ellen. Denken Sie daran, dass diese Revolution erst wenige Stunden alt ist. Riskieren Sie nicht noch mehr! Für Aufrufe und Bekanntmachungen und Fototermine ist reichlich Zeit, wenn wieder Ruhe eingekehrt ist.«
    Bevor Whiting antworten konnte, war die Verbindung plötzlich unterbrochen. Martindale lief ein kalter Schauder über den Rücken. Er hielt den Hörer noch eine halbe Minute lang an sein Ohr gedrückt, weil er hoffte, sie werde sich wieder melden.
    Dann legte er langsam auf. »Sie fliegt nach Pjöngjang«, sagte er.
    »Was? Nach Pjöngjang?«, rief Plank aus. »In die nordkoreanische Hauptstadt? Warum? Ist sie entführt worden? Alles in Ordnung mit ihr?«
    »Sie war ganz munter«,

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