Lautlose Jagd
Berücksichtigung der Zeit, die das Revolvermagazin in der Bombenkammer brauchte, um eine neue Bombe in Ausklinkposition zu bringen, und gaben diese Informationen dem Autopiloten der B-1B ein.
»Kurs zum Ablaufpunkt ist gut«, sagte Long wenig später.
»Ausklinken in neunzig Sekunden. Ich brauche Mach null Komma neun, Pilot.«
Als Rinc eben die Leistungshebel nach vorn schob, rief Warren:
»Ich habe ein Suchradar... Es bleibt in Betrieb. Zehn Grad rechts, fünfundzwanzig Meilen.«
»Angriff auf alle drei Ziele«, entschied Rinc. »Wir können nicht beurteilen, welches...‹‹ Dann zeigte er plötzlich nach vorn und rief: »Hey, da startet eine Rakete, direkt vor uns! Ich sehe sie ganz deutlich! Verdammt, ich hab noch nie eine Rakete starten gesehen.«
»Pilot, ich will sofort volle Nachbrenner!«, wies Patrick ihn an.
»Richten Sie den Bug auf diese Rakete, bis Sie die Maschine nicht mehr halten können.«
»Was? Was wollen Sie?«
»Sofort volle Nachbrenner und so lange wie irgend möglich auf diese Rakete zielen. Los!«
Rinc schob seine Leistungshebel ruckartig nach vorn und legte gleichzeitig die Tragflächen so weit wie möglich an. Die B-1B schoss wie ein Meteor nach vorn. Die rasante Beschleunigung und der langsam, aber stetig zunehmende Druck, der Patrick in seinen Sitz presste, waren aufregend wie die geballte Kraft eines Rennwagens oder eines rasanten Motorboots. Rinc hob den Bomberbug immer mehr, und der Andruck nahm weiter zu. Man konnte sich leicht vorstellen, ein Astronaut zu sein, der auf einer Feuersäule in den Weltraum raste.
Aber im Gegensatz zu einem Raumschiff konnte der Bomber nicht immer steiler steigen und dabei weiter beschleunigen. Bei Beginn dieses Manövers hatte Patrick eine Stoppuhr in Gang gesetzt. Nach nur 20 Sekunden und 20 Grad über dem Horizont ging ihre Eigengeschwindigkeit bereits zurück. Bei voller Nachbrennerleistung würden sie einen Tanker brauchen, wenn sie noch lange so weiterstiegen. Aber im nächsten Augenblick sagte Rinc:
»Hey! Die Rakete kippt um - sie geht wieder runter.«
»Das war nur eine Übungsrakete. Sie ist ausgebrannt, damit sie nicht außerhalb des Übungsgebiets runterkommt«, sagte Patrick.
»Gut gemacht, Major.«
»Wie meinen Sie das?«, fragte Seaver, während er in den Geradeausflug überging und die Leistungshebel in Normalstellung zurückzog. »Was habe ich gemacht?«
»Später«, wehrte Patrick ab. »Okay, Crew, wir fliegen zurück und machen die Abschussrampen dort unten platt.«
»Was? Jetzt sollen wir diese Ziele angreifen? Warum haben wir das nicht gleich vor...« Rinc verstummte, als ihm endlich ein Licht aufging, und kurvte in Richtung erstes Ziel ein. Aus 32000 Fuß, der Höhe, die sie bei ihrer Verfolgung der Testrakete erreicht hatten, konnten die satellitengesteuerten JDAM-Bomben über 15 Meilen we it gleiten. Jetzt wurden sie abgeworfen, so wie das Revolvermagazin sie ausspucken konnte.
Einige Minuten später berichtete Patrick, nachdem er wieder auf der abhörsicheren SATCOM-Frequenz gesprochen hatte:
»Klasse gemacht, Crew. Drei gute Treffer, alle innerhalb von zehn Metern, was für die JDAM ziemlich gut ist. Eine Bombe hatte sogar nur drei Meter Abweichung - ein Volltreffer. Nur eines der Ziele war eine Abschussrampe, aber die beiden anderen waren simulierte Wartungs- und Mannschaftsfahrzeuge - ebenfalls völlig legitime Ziele. Pilot, wir fliegen zu Aces Two -Zero zurück.«
»Okay, General, wozu war dieser Steigflug gut?«, fragte Rinc, während er auf Gegenkurs ging. »Sollen wir jetzt Raketen jagen?«
»Ich wollte Sie nur ein bisschen ablenken.«
»Wenn ich ganz offen sprechen darf, General - Bockmist«, sagte der Pilot. »Sie wollen nicht nur Abschussrampen vernichten, sondern auch Raketen killen! Sagen Sie, General, haben wir eine Waffe, die eine Rakete runterholen kann? Haben Sie eine Waffe, mit der Sie eine B-1B ausrüsten können, damit sie ballistische Raketen abschießen kann?«
»Kein Kommentar.«
»Sie arbeiten also nicht im Führungsstab der Air Force, nicht wahr, Sir?«, fragte Long. »Sie arbeiten bei irgendeiner Forschungs- und Entwicklungseinrichtung - vielleicht sogar bei einer supergeheimen Erprobungsstelle dort unten in Dreamland, was?«
»Auszeit für alle«, kündigte Patrick an. »Dies ist das letzte Mal, dass wir über diese ganze Sache reden. Wer außerhalb dieses Flugzeugs jemals ein Wort darüber spricht, kann sich für den Rest seines Lebens auf ein endloses Labyrinth aus
Weitere Kostenlose Bücher