Lautlose Jagd
die bösen Kerle eben aufbieten können. Tut einfach, was ihr für nötig haltet, um nicht abgeschossen zu werden. Noch Fragen?«
Niemand hatte mehr Fragen. Kurze Zeit später begann die Action.
Sie wurden mehrmals vor einem Einflug in das Sperrgebiet R-4808 gewarnt - auch von Los Angeles Center auf der Wachfrequenz und von Avalanche, dem AWACS-Flugzeug, das die Jäger F-15 unterstützt hatte. Nach all diesen dringenden Warnungen hielten Seaver und seine Crew - außer Patrick McLanahan - unwillkürlich den Atem an, während die Restmeilenanzeige auf null heruntertickte. Sobald Rinc seine Warteschleife begann, wurde es im Funk auffällig still - als ob im Los Angeles Center oder anderen zivilen Flugsicherungsstellen niemand mehr mit ihnen reden wolle. Auch an Bord herrschte auffälliges Schweigen. Wie die Fluglotsen wusste die Besatzung, dass sie etwas ganz Spezielles tat.
Patrick blieb auf der abhörsicheren SATCOM-Frequenz hörbereit. Er drückte seine Sprechtaste: »Raketenstart. Hinter uns, fünfzehn Meilen.«
»Auf meinem Schirm war nichts zu sehen!«, protestierte Ollie.
»Manchmal sehen Sie was, manchmal nicht«, antwortete Patrick. »Sind irgendwo Bomber in der Nähe, nimmt die Startmannschaft ihr Radar vielleicht lieber nicht in Betrieb, sondern startet ihre Rakete aufgrund von Vorhersagen oder alten Daten. Das verringert ihre Treffsicherheit, aber bei ABC-Waffen kommt's darauf nicht so sehr an.«
»Wollen Sie uns verarschen, General?«, fragte Long hitzig.
»Was soll der ganze Scheiß, wenn es so einfach ist, eine Rakete zu starten? Sie riskieren einen Bomber und einen Tanker, und die bösen Kerle können trotzdem Raketen abfeuern? Warum verwüsten Sie dann nicht gleich das gesamte Schlachtfeld und machen Schluss mit allem?«
»Sie sind beim Unternehmen Wüstensturm im Einsatz gewesen, Oberstleutnant«, sagte Patrick. »Die alliierten Luftstreitkräfte haben den Irak verwüstet - mit zweitausend Einsätzen pro Tag -, aber die Iraker haben trotzdem noch Scuds gestartet. Das liegt daran, dass es nicht so einfach ist, diese mobilen Abschussrampen aufzuspüren. Joint STARS kann aus hundert Meilen Entfernung jedes Fahrzeug orten, das nicht unter einer Brücke, in einer Scheune oder in einem Bunker steht. Aber wir müssen trotzdem weiter versuchen, Raketenstarts zu verhindern.«
»Wahrscheinlich brauchte man dazu zwei Maschinen«, schlug Rinc vor. »Damit könnte man den gesamten Horizont abdecken.«
»Das verstehe ich trotzdem nicht, General«, fasste Long nach.
»Wozu erst auf einen Raketenstart warten? Klar, danach zerstört man die Abschussrampe, aber die Rakete ist trotzdem unterwegs.
Ich verstehe nicht, was...«
»Ich hab eine!«, rief Warren plötzlich. »Nein, sie ist weg...«
»Wo, Ollie? Wo war sie?«
»Vier Uhr, dreißig Meilen.«
Rinc legte die B-1B sofort in eine steile Rechtkurve und ging nach ungefähr 120 Grad in den Geradeausflug über. »Irgendwas im Radar, Long Dong?«
»Augenblick«, sagte Long. Nach kurzer Suche meldete er: »Ich habe mehrere Ziele zwischen dreißig und fünfundvierzig Meilen, zwischen elf und ein Uhr.«
»Versuchen Sie zuerst, die größten Ziele zu erfassen«, schlug Rinc vor. »Vielleicht können Sie sogar alle... Halt, ich sehe Rauch! Halb zwölf Uhr, Entfernung... Scheiße, Entfernung...
okay, ungefähr dreißig Meilen! Dafür könnte ich einen Laser-Entfernungsmesser brauchen - die Entfernung ist verdammt schwer zu schätzen.«
»Ich hab sie«, sagte Long. »Drei Ziele im selben Gebiet, nur ein paar Meilen auseinander.«
»Die nehmen wir uns vor!«, entschied Rinc. »Geben Sie alle drei Ziele ein. Die greifen wir nacheinander mit 9Oo-Kilo-Bomben JDAM an.«
»Damit würden wir eine Menge Bomben vergeuden«, wandte Patrick ein, um sie dazu zu bringen, wie eine Lancelot-Crew zu denken.
»Dann versuchen wir einen Raketenstart zu beobachten und greifen dieses Ziel an«, sagte Rinc. »Können wir nicht feststellen, woher die Rakete gekommen ist, machen wir alle drei platt.«
»Machen wir's so, Oberstleutnant?«, fragte Patrick.
»Positiv«, bestätigte Long. »Damit müssen wir uns behelfen, bis wir ein Sensorsystem bekommen, das für solche Einsätze geeignet ist.« Er ließ sein Angriffsradar die GPS-Koordinaten der drei Objekte auf dem Bildschirm darstellen und gab diese Werte dann in ihre JDAM-Navigationscomputer ein. Die Bombencomputer legten den Auslösepunkt für jeden Angriff fest, berechneten den Flugweg zum nächsten Ziel unter
Weitere Kostenlose Bücher