Lautlose Jagd
Jäger! Ich sehe die aufgehende Sonne am Rumpf! Eine japanische MiG-29! Verdammt, die müssen die nordkoreanischen Jäger, die hinter uns her waren, abgeschossen haben!«
Das war ein unglaublicher, aber äußerst willkommener Anblick: Zwei Jäger der japanischen Selbstverteidigungskräfte auf Patrouille über dem Japanischen Meer waren über die koreanische Halbinsel gerast — und hatten dabei einen Abschuss durch die südkoreanische Luftverteidigung riskiert -, um dem AWACS-Flugzeug beizustehen. Als Reaktion auf die seit Jahren verstärkte US-Präsenz und den größeren Einfluss Amerikas in Asien hatte die japanische Regierung es abgelehnt, weiter militärische Hardware aus den USA zu kaufen, sondern lieber große Mengen Kriegsmaterial aus Russland bezogen - darunter auch die moderne und kampfstarke MiG-29SMT, die nach westlichem Standard modernisierte Version des besten russischen Jagdbombers. Fürs gleiche Geld konnten die Japaner dreimal mehr MiG-29 als amerikanische F-15, F-16 oder F/A-18 kaufen und bekamen dafür ein Flugzeug, das seinen westlichen Konkurrenten absolut ebenbürtig war.
»Hol mich der Teufel«, murmelte der Pilot. Er winkte den japanischen Jägern zu und sah zu, wie sie mit den Tragflächen wackelten, bevor sie abdrehten. »Die haben uns echt das Leben gerettet.
Nie wieder ein böses Wort über die kleinen Scheißer!«
Seoul, Südkorea
(später am gleichen Tag)
Als die Scheinwerfer aufflammten, erklang im Hintergrund die Nationalhymne der Republik Korea. Als Erstes war eine unbekannte neue Fahne zu sehen, zu der die Flaggen der Volksrepublik Korea und der Republik Korea vereinigt waren.
Die beiden dunkelblauen Streifen am Ober- und Unterrand stellten den Himmel und die Kraft der Erde dar. Das weiße mittlere Feld symbolisierte das vereinigte Land. Der Kreis in der Mitte, der T'aeguk, verkörperte Jin-Jang, die Kraft des Gegensätzlichen.
Die rote obere Jang-Hälfte stellte die positive Seite mit Leben, Güte und Feuer dar; die blaue untere Jin-Hälfte symbolisierte die negative Seite mit dem Bösen, Tod, Dunkelheit und Kälte. Die beiden Segmente waren unzertrennlich miteinander verschlungen.
Umgeben war dieser Kreis von vier Symbolen, die taoistische und konfuzianische Tugenden verkündeten, die für ein langes, glückliches Leben wichtig waren.
Umrahmt war die neue Fahne von den Flaggen der Vereinigten Staaten von Amerika, der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten, der Volksrepublik China und der Republik Japan.
Während die Nationalhymne erklang, traten zwei Männer an die Rednerpulte vor der Flagge, verbeugten sich tief voreinander und schüttelten sich dann herzlich die Hand. Im selben Augenblick kamen eine Frau und drei Männer auf die Bühne und nahmen ihre Plätze vor ihren Nationalflaggen ein: Vizepräsidentin Ellen Christine Whiting aus den Vereinigten Staaten, Staatsminister für Fernostfragen Dmitrij Antonowitsch Aksenenko aus der Gemeinschaft unabhängiger Staaten, Außenminister Ota Amari aus Japan... sowie Xu Zheng-sheng, stellvertretender Kulturattache an der chinesischen Botschaft in Pjöngjang.
Sobald die Nationalhymne verklungen war, verbeugte Kwon Ki-chae, der südkoreanische Präsident, sich vor den anderen und dann in die Kamera, dann sagte er: »Liebe koreanische Landsleute, ich spreche heute mit großer Trauer, aber auch mit großen Glücksgefühlen zu Ihnen. Es macht mich stolz und glücklich, aus der Halle des Volkes in der Zentrale der Koreanischen Arbeiterpartei in Pjöngjang, der Hauptstadt der Volksrepublik Korea, zu Ihnen sprechen zu können.
In einer machtvollen Demonstration von Solidarität, Einigkeit, Vertrauen und Hoffnung ist das nordkoreanische Volk heute Morgen hierher in die Hauptstadt Pjöngjang marschiert und hat das Ende der repressiven Diktatur Kim Jong-ils gefordert. Soldaten des Ersten Korps der Volksarmee haben diese Patrioten unterstützt, indem sie ihre Waffen niederlegten oder sich dieser historischen, friedlichen Kundgebung des nordkoreanischen Volkes anschlössen. Hunderttausende weitere Soldaten schlössen sich den Patrioten an und verließen die Kasernen, um ihren berechtigten Forderungen Nachdruck zu verleihen. Das Ergebnis war, dass der Diktator Kim, das gesamte Politbüro der Kommunistischen Partei und fast alle Minister der bisherigen Regierung vor dem Zorn des Volkes geflüchtet sind.
Im Geiste friedlicher Zusammenarbeit und von dem Wunsch beseelt, die angestrebte Wiedervereinigung zu fördern, hat die Regierung der Republik
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