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Lautlose Jagd

Lautlose Jagd

Titel: Lautlose Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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Würden sie nach Süden vorstoßen, könnten sie mühelos die halbe Provinz Janggang Do und die gesamte Provinz Hamjong Pukdo abschneiden. Südwestlich von Hyesan haben die Chinesen einen Atomreaktor gebaut, der schon lange in Verdacht steht, waffenfähiges Plutonium zu erzeugen. Aus dem dortigen Raum scheint die auf Japan abgeschossene Rakete gekommen zu sein.«
    »Und? Welche Abschreckungswirkung hätte ein derartiger Angriff, General?«, fragte Kwon. »Werden unsere Grenzen sicherer, wenn wir ein paar tausend chinesische Soldaten ins Jenseits befördern? Glauben Sie nicht auch, dass China daraufhin Zehntausende in Marsch setzen wird, von denen jeder darauf brennt, den Tod seiner Kameraden an uns zu rächen?«
    »Herr Präsident, das Prinzip der Abschreckung erfordert, dass man demonstriert, dass man zu kämpfen bereit ist, um seine Ziele zu erreichen«, stellte General Kim fest. »Es genügt nicht, Massenvernichtungswaffen zu besitzen - wir müssen demonstrieren, dass wir bereit sind, sie auch einzusetzen. Jetzt haben wir Gelegenheit dazu.«
    »Aber gegen China? Vielleicht bei einer Invasion über unsere Grenze hinweg...«
    »Wir wissen nicht sicher, dass sie es nicht gewesen sind«, gab Kim zu bedenken. »Vermutlich wollen sie mit diesem Raketenangriff unsere Entschlossenheit auf die Probe stellen. Aber abgesehen davon hat China seine Truppen entlang unserer Nordgrenze verstärkt. Das ist eine Tatsache. Vielleicht hängen diese Ereignisse zusammen, vielleicht auch nicht. Eines steht jedenfalls fest: Wir müssen handeln. Wir haben ein legitimes Ziel. Wir sollten handeln, Herr Präsident!«
    Nun folgte eine lange Pause, bis Kwon fragte: »Womit sollen wir Ihrer Ansicht nach zurückschlagen, Kun-mo?«
    »Mit chemischen Waffen, Herr Präsident«, antwortete Kim sofort. »Unser Angriff sollte schwer genug sein, um große Verluste hervorzurufen, ohne drastische Vergeltungsschläge zu provozieren oder koreanisches Gebiet zu gefährden. Keine Atomwaffen, außer die Chinesen schlagen zurück — wir dürfen nicht gleich alle unsere Karten auf den Tisch legen.«
    »General Kim!«, sagte Kwon scharf. »Habe ich richtig gehört, dass Sie empfehlen, chemische Waffen einzusetzen ... gegen China?«
    »Herr Präsident, die Chinesen haben uns mit chemischen Waffen angegriffen - wir müssen ebenso zurückschlagen«, erwiderte Kim. »Außerdem stehen sie mit fast fünfzigtausend Mann an unserer Nordgrenze, bereit zum Angriff. Wollen wir keine Atomwaffen einsetzen, bleiben uns nur chemische Waffen, um ihren Vormarsch aufzuhalten.«
    »Kim, wissen Sie überhaupt, was Sie da reden!«, rief Kwon entsetzt. »Sie schlagen einen Massenmord vor! Der käme nur in Frage, wenn unser Land kurz vor der Vernichtung stünde! Ausgeschlossen! Empfehlen Sie mir also etwas anderes - und beeilen Sie sich gefälligst!«
    Aber Kim Kun-mo ließ nicht locker. »Unsere Erfolgschancen sind viel schlechter, Herr Präsident, wenn wir...«
    »General, ich will sofort eine andere Empfehlung hören, sonst können Sie gleich Ihren Rücktritt erklären!«
    Kim fluchte halblaut, überlegte kurz und sagte dann: »Einige unserer Kurz- und Mittelstreckenraketen tragen Flammöl-Gefechtsköpfe, die Minenfelder durch Überdruck räumen sollen - ihre Wirkung ist auf beschränktem Raum vernichtend. Ich schlage vor, diese Waffen im Verein mit Schutt- oder Sprengbomben einzusetzen.«
    Am anderen Ende herrschte Schweigen. Nach längerer Pause ergriff der Verteidigungsminister erneut das Wort.
    »Herr Präsident, Sie sollten eine Krisensitzung des Kabinetts einberufen«, schlug Kim vor. »Wir können sie als Telefonkonferenz abhalten, oder ich sorge dafür, dass die abwesenden Minister schnellstens nach Seoul geflogen werden. Wir können warten, bis...«
    »Wir reden davon, Tausende von chinesischen Soldaten ins Jenseits zu befördern, General!«, fauchte Kwon. »Finden Sie nicht, dass ein Entschluss von solcher Tragweite gut überlegt sein sollte?«
    »Der Tod einiger tausend chinesischer Soldaten ist nicht einmal andeutungsweise eine angemessene Vergeltung für den möglichen Tod von vier Millionen Einwohnern von Pusan, Herr Präsident«, stellte Kim fest.
    Danach herrschte wieder Schweigen. Kim glaubte, das lähmende Entsetzen der Menschen, die in dem U-Bahnhof zusammengepfercht waren, körperlich zu spüren, und fragte sich, wie es sein musste, durch biologische oder chemische Waffen zu sterben.
    Tot war tot, das stimmte, aber war es nicht wahrhaft menschlicher, bei einer

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