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Lautlose Jagd

Lautlose Jagd

Titel: Lautlose Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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ablenken zu lassen. »Vielleicht haben die Berge Pusan vor dem Schlimmsten geschützt.« Da Pusan zum größten Teil in einem Talkessel lag - der Name bedeutete »Kessel« -, konnten die bis zu 1000 Meter hohen Berge das Nervengas von der Stadt abgelenkt haben. War es jedoch in den Talkessel geweht worden, würde es sich dort lange halten und seine tödliche Wirkung entfalten.
    »Geschätzte Verluste?« Aber der Präsident kannte die Antwort bereits. Pusan hatte rund vier Millionen Einwohner, der Bezirk Tonghae etwa eine Viertelmillion.
    Kwon Ki-cha fühlte eisigen Zorn in sich aufsteigen. Diese Rakete hatte ihr Ziel wahrscheinlich verfehlt, aber mit Pusan war kein militärisches, sondern ein wirtschaftlich bedeutendes Ziel angegriffen worden. Wie San Francisco oder Rio de Janeiro lag die Hafenstadt Pusan in einer Bucht, die einen natürlichen Hafen bildete. Sie war der größte Hafen und die zweitgrößte Stadt Koreas: eine Außenhandelsmetropole mit über zwanzig Konsulaten, mildem Klima und freundlichen, fleißigen Menschen. Die Einwohner lebten auf einem relativ schmalen Streifen zwischen Meer und Bergen zusammengedrängt, was einen Giftgasangriff umso schlimmer machte. Wie der Angriff auf die Hauptstadt war dieser Schlag gegen Pusan ein blutrünstiger Angriff auf die Bevölkerung und ein Versuch, Koreas lebenswichtige Wirtschaftsverbindungen zur Außenwelt zu kappen.
    »Hier General Kim«, meldete sich Verteidigungsminister Kim Kun-mo. »Entschuldigung, Herr Präsident, aber ich habe die Fernmeldezentrale gebeten, mich hinzuzuschalten. Sind Sie in Sicherheit? Befinden Sie sich in einem Schutzraum?«
    »Ich bin vorläufig in Sicherheit, General«, bestätigte Kwon. Sie hörten, wie seine Stimme und die Hintergrundgeräusche sich änderten, als bewege er sich von seinen Leibwächtern umringt durch die Menge zu einem Platz, an dem er ungestörter telefonieren konnte. »General, sind Sie sich darüber im Klaren, dass wir alle unsere Patriot-Raketen verschossen haben? Wir haben noch Hawks, die uns vor Flugzeugen schützen, aber gegen weitere Raketenangriffe wären wir hilflos. Wir müssen die Rebellen finden!
    Wir müssen ihre Raketen aufspüren, bevor sie die Hauptstadt in Schutt und Asche legen!«
    »Herr Präsident, wir wissen nicht sicher, ob die Raketen innerhalb Koreas abgeschossen wurden, und ob sie wirklich von kommunistischen Rebellen stammen«, wandte Kim ein. »Ich tippe eher auf die Chinesen. Sie könnten mobile ballistische Raketen ins Land geschmuggelt haben, nur um uns zu verwirren. Die Gefahr geht von China aus, Herr Präsident, nicht von irgendwelchen angeblichen Rebellen. Wir sollten sofort mit einem Schlag gegen die chinesischen Verbände entlang unserer Grenze antworten.«
    »Entschuldigung, General, aber mir ist gemeldet worden, alles weise darauf hin, dass diese Raketen nicht aus China gekommen sind.«
    »Lässt sich das bestimmt sagen, Herr Präsident?«, fragte Kim eindringlich. »Wissen Sie sicher, dass das keine chinesischen Raketen waren? Wie erklären Sie sich den Abschuss einer Rakete auf Japan? Haben Sie jemals davon gehört, dass die Kommunisten Ziele in Japan im Visier gehabt hätten?«
    »Nein«, gab Kwon zu. Nordkorea hatte eine seiner ersten Nodong-1-Raketen mit einem Flug über Japan hinweg getestet, aber nichts wies darauf hin, dass die Kommunisten Japan jemals ernsthaft als Gefahr betrachtet hatten.
    »Herr Präsident, ich schlage einen Angriff vor, der die Chinesen von weiteren Raketenangriffen auf Korea abhalten wird: Wir verlängern die Flugbahn dieser Raketen rückwärts nach China hinein - am besten bis zu einem Militärlager oder Luftwaffenstützpunkt, auf dem Bomber, Jagdbomber oder Raketen stationiert sind. Dann greifen wir ihn mit mehreren der erbeuteten Raketen mit herkömmlichen oder anderen Sprengköpfen an.«
    »Viel zu gefährlich, General«, wehrte Kwon ab. »Schlagen die Chinesen zurück, könnte Seoul binnen Minuten zerstört werden.
    Chinesische Truppen könnten über die Grenze vorstoßen und den Norden unseres Landes besetzen, bevor wir reagieren könnten.«
    »Herr Präsident, Teile des Elften Korps stehen bei Changbai, knapp nördlich unserer Grenze bei Hyesan«, sagte Kim mit einem Blick auf die Landkarte, die ein Offizier ihm hinlegte. »In diesem fünfundfünfzig Kilometer breiten Abschnitt stehen jetzt etwa dreißigtausend Mann mit starken Panzerverbänden. Sie erhalten Luftunterstützung vom Elften Korps in Linjiang, sind ansonsten aber ziemlich autark.

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