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Lautlose Jagd

Lautlose Jagd

Titel: Lautlose Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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hatte. Damit hatte er nicht nur trotzigen Mut bewiesen, sondern auch Landesverrat begangen, was die koreanische Exilregierung in Peking ihm nie vergessen würde. »Also, was haben Sie vor?
    Wollen Sie ihn umbringen?«
    »Unsinn!«, wehrte Kim ab, aber Pak sah das Leuchten in seinen Augen und dachte: Ja, genau mit diesem Auftrag willst du mich losschicken. »Aber Sie könnten sich die Codes geben lassen. Sie sind gemeinsam mit Kwon verfügungsberechtigt.«
    »Ich habe sie nur, wenn der Präsident sein Amt nicht ausüben kann, im Ausland ist, kein Befehlszentrum erreichen kann oder beschließt, sie mir freiwillig zu übergeben«, stellte Pak richtig.
    »Ich bin nicht ›gemeinsam‹ verfügungsberechtigt. Trotzdem stellen Sie sich vor, dass ich eines Tages - vielleicht sehr bald - in Kwons Büro marschiere und die Codes mit sämtlichen Mitteln oder Tricks, die mir gerade einfallen, aus ihm herauslocke. Habe ich Recht?«
    »Sie sehen alles so verdammt selbstgerecht«, sagte Kim irritiert. »Ich rede nicht von Hochverrat - ich rede davon, unser Land, unser Vaterland zu verteidigen. Das müssten Sie doch begreifen.«
    »Und weil ich Präsident Kim Il-jong verraten habe, halten Sie mich irgendwie dafür prädestiniert oder vielleicht eher willens, auch Präsident Kwon Ki-chae zu verraten?«
    »Verdammt, Sie sind unmöglich!«, explodierte Kim. »Sie wissen genau, was ich meine!«
    »Ich will es aber von Ihnen selbst hören, General Kim«, knurrte Pak. »Damit wir uns darüber im Klaren sind - wir reden hier von Hochverrat. Wir reden vom gewaltsamen, illegalen Sturz der rechtmäßig gewählten Regierung. Dafür hätten wir verdient, ohne Prozess an die Wand gestellt und standrechtlich erschossen zu werden.
    Aber wie es der Zufall will, General, stimme ich mit Ihnen überein. Kwon würde die Waffen, die wir jetzt besitzen, niemals einsetzen. Korea würde von China überrannt und besetzt werden, und viele ehemalige Nordkoreaner, vor allem ehemalige KP-Mitglieder wie ich müssten damit rechnen, hingerichtet zu werden.
    Von Ihnen will ich Ihr Wort, General. Verwirklichen wir unseren Umsturzplan, verraten Kwon, bemächtigen uns der Codes, verteidigen Korea mit Spezialwaffen und überleben irgendwie, will ich Ihr Wort, dass Sie alles in Ihrer Macht Stehende tun werden, damit ich Präsident der Vereinigten Republik Korea werde. Ich dagegen verspreche Ihnen, Sie zu meinem Vizepräsidenten zu machen.«
    »Ich tue sogar noch mehr«, sagte Kim. Er nahm ein Blatt Papier aus der Schreibtischschublade, schrieb sein Versprechen nieder und setzte seine Unterschrift darunter. »Jetzt haben Sie es schriftlich, Herr Vizepräsident. Darf ich ebenfalls um ein paar Zeilen bitten?«
    »Sie trauen mir wohl nicht... Kamerad?«, fragte Pak spöttisch.
    Kim starrte ihn finster an. Aber bevor er loslegen konnte, nahm Pak sich ebenfalls ein Blatt Papier, schrieb sein Versprechen darauf und unterzeichnete es schwungvoll. »Jetzt landen wir beide in der Hölle, General«, sagte er dabei. »Leisten Sie mir bei einem Drink zur Feier des Tages Gesellschaft?«
Weißes Haus, Washington, D.C.
(einige Minuten später)
    Kevin Martindale sprach mit Ellen Whiting, als das Telefon auf seinem Schreibtisch klingelte. Stabschef Jerrod Hale trat an den Apparat, sah den blinkenden Knopf und erstarrte. »Dieses Gespräch sollten Sie selbst annehmen, Sir«, sagte er. »Anruf von Cheyenne Mountain.«
    »Scheiße«, murmelte der Präsident, während er an seinen Schreibtisch hastete. »Jerrod, starten Sie einen Rundruf, lassen Sie durchzählen, alarmieren Sie den Secret Service, dass möglicherweise Hubschrauber kommen - Sie kennen den Ablauf.« Der Stab im Weißen Haus und im Old Executive Building hatte in letzter Zeit viel Übung in der Durchführung hastiger Evakuierungen bekommen.
    Präsident Martindale nahm den Hörer ab und machte Philip Freeman ein Zeichen, er solle am Nebenapparat in seinem Arbeitszimmer mithören. Den Knopf brauchte er nicht erst zu drücken - dieser wichtigste Knopf an seinem Telefon stellte die Verbindung automatisch her. »Hier spricht der Präsident. Was gibt's?«
    »Sir, hier Oberst Gordon, Erster Controller im Space Command Missile Tracking Center. Ein Raketenwarn-Satellit DSP 9 hat mehrere Raketenstarts in Nordkorea... Entschuldigung, im nördlichen Teil der Vereinigten Republik Korea entdeckt.«
    »Verdammter Mist!«, fluchte der Präsident. »Korea greift China an?«
    »Negativ, Sir«, antwortete der Controller. »Die Raketenbahnen

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