Lautlose Jagd
Explosion sofort zu sterben, als langsam und schmerzhaft einem Gift zu erliegen, das der Körper mit jedem Atemzug aufnahm?
»Ja, hiermit befehle ich den Angriff«, sagte Präsident Kwon Ki-chae resolut. »Die Verantwortung für sämtliche Konsequenzen übernehme ich. Der Angriff auf die von Ihnen angesprochenen chinesischen Truppen soll sofort beginnen.«
Der Angriff war schnell, konzentriert und tödlich. Zwei Salven aus je 15 Kurzstreckenraketen Scud A wurden aus der Provinz Kangwon Do südlich der zerstörten Stadt Wonsan und bei Song-nim in der Provi nz Hwanghae Pukdo südlich von Pjöngjang abgeschossen. Jede dieser Raketen trug einen nur 460 Kilogramm schweren Gefechtskopf, der aber zu den vernichtendsten nichtnuklearen Waffen der Welt gehörte.
Die Waffe bestand einfach aus drei Bombenkörpern, die mit energiereichem Raketentreibstoff gefüllt und mit einem Zünder versehen waren. Während die Gefechtsköpfe auf ihre Ziele stürzten, wurden die Bombenkörper nacheinander ausgestoßen und schwebten an kleinen Stabilisierungsfallschirmen herab. Ein Zeitschalter öffnete sie, sodass der Treibstoff sich mit Luft vermischen und einen feinen Nebel bilden konnte, der dann gezündet wurde.
Die nun folgende Explosion war Hunderte von Malen stärker als wenn die Füllung aus TNT bestanden hätte; sie erzeugte einen Feuerball, eine Druckwelle und eine pilzförmige Wolke wie bei einer kleinen Atomexplosion.
Was sich in 30 Metern Umkreis um die Detonation über dem Erdboden befand, verglühte augenblicklich; in 50 Metern Umkreis wurden alle ungeschützten Menschen getötet oder erlitten schwere Verbrennungen. Die Detonationen fügten den chinesischen Truppen, die im Raum Changbai in festen Unterkünften oder Zeltlagern untergebracht waren, schwere Verluste zu, und in der Stadt selbst brachen Großbrände aus, vor denen Zehntausende aus ihren Häusern flüchteten.
Von den über 30000 Soldaten im Raum Changbai waren fast 5000 augenblicklich tot; weitere 8000 erlitten großflächige Verbrennungen oder andere Verletzungen. Nur wenige von ihnen fanden bald einen gnädigen Tod; für die meisten dauerte der Todeskampf noch Wochen oder sogar Monate. Die behandelnden Ärzte gingen bald dazu über, Leidende durch eine Spritze zu erlösen.
Seit dem Ende des Koreakriegs musste in Krisenzeiten oder wenn die Streitkräfte sich in Alarmbereitschaft befanden, der Präsident, der neue Vizepräsident oder der Ministerpräsident in einem der unterirdischen Befehlszentren anwesend sein. Der koreanische Vizepräsident Pak Chung-chu, ehemals Erster Vizepräsident Nordkoreas, war mit Verteidigungsminister Kim Kun-mo im Kontroll- und Lagezentrum Osan. Pak verfolgte fasziniert und schockiert den Verlauf des Raketenangriffs auf die chinesischen Truppen.
»Wann... wann wissen wir, wie hoch die Verluste waren?«, fragte Pak.
»In Pusan? In Tonghae?«
»In Linjiang, bei den Tr uppen entlang der Grenze. Bei den Chinesen, die Sie mit Feuerbomben angreifen.«
»Sie machen sich mehr Sorgen um die chinesischen Aggressoren als um Ihre eigenen Landsleute, Herr Vizepräsident?«, fragte Kim verächtlich. »Was hat diese heutzutage in Regierungskreisen grassierende Feigheit zu bedeuten? Was ist nur in euch Politiker gefahren? Ihr würdet euch am liebsten alle auf den Rücken werfen und tot stellen.«
»Benehmen Sie sich nicht wie ein ignoranter Bauernlümmel, General«, wies Pak ihn zurecht. »Ich will Korea ebenso vor einer Invasion schützen wie Sie!«
»Warum lässt ihr verdammten Politiker euch das bloß nie anmerken?«
»Wenn ich mich recht erinnere, sind auch Sie ein verdammter Politiker«, stellte Pak fest.
»Nur dem Namen nach, Herr Vizepräsident - nur dem Namen nach.« Kim betrachtete Pak forschend; dann nickte er, als erkenne er in der Miene des Vizepräsidenten etwas Vertrautes. »Wenn ich mich recht erinnere, kommen Sie selbst aus dem Militär - aus der Kriegsmarine, stimmt's?«
»Richtig«, bestätigte Pak. »Ich bin vom Maschinisten eines kleinen Vorpostenschiffs zum Chef der Flotte im Gelben Meer aufgestiegen.«
»Sie haben häufiger Kommandos in den Süden geschickt, möchte ich wetten.«
»Siebzehn Unternehmen in vier Jahren. Wir haben nur ein Mini-U-Boot und neun Mann verloren. Die Volksarmee war damals viel besser - und Ihre Streitkräfte waren viel schlechter.
Worauf wollen Sie hinaus, General?«
»Sie wissen, wovon ich rede, Herr Vizepräsident«, sagte Kim.
»Sie verstehen besser als wir alle, dass wir den
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