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Lautlose Jagd

Lautlose Jagd

Titel: Lautlose Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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Kommunisten gegenüber nicht schwach erscheinen dürfen, weil sie uns sonst zerschmettern. Wir müssen sagen, was wir meinen, und danach handeln. Finden Sie das nicht auch?«
    »Ich habe schon immer gesagt, dass wir aus einer Position der Stärke heraus verhandeln müssen«, stimmte Pak zu. »Was haben Sie auf dem Herzen, General? Spucken Sie's aus!«
    »Finden Sie, wir sollten China gegenüber entschlossener auftreten? Finden Sie, wir sollten uns darauf beschränken, seine Truppenlager mit ein paar Benzinbomben anzugreifen, oder...«
    »Flammölbomben sind nicht gerade Benzinbomben, das wissen Sie«, wandte Pak ein.
    »... oder sollten wir seine Luftwaffenstützpunkte, seine Wartungs- und Versorgungseinrichtungen und vor allem seine Befehlszentren mit Spezialwaffen angreifen? Genau solche Einrichtungen haben die Chinesen bei uns zu treffen versucht — und dann haben sie als Dreingabe auch noch Pusan angegriffen!«
    »Wir haben noch immer keinen Beweis dafür, dass das chinesische Angriffe waren«, stellte Pak fest. »Ich stimme zu, dass der Angriff auf die Truppenlager bei Linjiang eine gute Idee und ein zweckmäßiger Präventivschlag war, aber versuchen Sie bitte nicht, ihn als Vergeltungsschlag hinzustellen. Wahrscheinlich haben nicht die Chinesen Pusan angegriffen, das wissen Sie genau.«
    »Aber China ist der Feind! Es muss uns in Zukunft fürchten, wie es Russland und die Vereinigten Staaten fürchtet. Und das können wir nur erreichen, wenn wir China mit Massenvernichtungswaffen angreifen. Ist das nicht auch Ihre Meinung?«
    »Ich bin der Meinung, dass wir Massenvernichtungswaffen einsetzen sollten, wenn wir ihre Verwendung für den Fall eines feindlichen Einmarschs angedroht haben«, sagte Pak. »Abschreckung funktioniert nicht, wenn man nicht einsetzt, was man versprochen oder angedroht hat. Und falls China Pusan oder andere Großstädte angreift, sollten wir mit gleichen Mitteln zurückschlagen. Aber der Präsident hat Recht gehabt, als er jetzt keine Spezialwaffen eingesetzt hat! Wie konnten Sie auf den Einsatz chemischer Waffen drängen, bevor alle Tatsachen bekannt waren?«
    »Weil ängstliche Zurückhaltung nichts bringt«, sagte Kim.
    »Werden wir angegriffen, schlagen wir schnell und hart zurück.
    Das sollten wir immer können. Aber bei Kwon besteht die Gefahr, dass wir es nie machen werden. Wir Militärs stehen oft vor dem Problem, dass der Krieg die Domäne von Politikern, von Männern wie Kwon Ki-chae ist.«
    »Präsident Kwon ist ein großer Mann, ein großer Führer!«
    »Aber er macht seine militärischen Entscheidungen von politischen Erwägungen abhängig, die oft nichts mit den strategischen oder taktischen Realitäten zu tun haben«, sagte Kim rasch. »Das beste Beispiel ist der Einsatz unserer Spezialwaffen. Dass die Hälfte der Codes sich in Kwons Händen befindet, ist praktisch eine Garantie dafür, dass wir sie nie werden einsetzen können. Eine schreckliche Tragödie für unser Land, nicht wahr?«
    »Ah, ich verstehe! Jetzt weiß ich, worauf Sie hinauswollen!«, rief Pak. »Sie wollen die Codes! Weigert der Präsident sich nächstes Mal wieder, Ihnen den Einsatz von Spezialwaffen zu gestatten, wollen Sie sie trotzdem einsetzen können. Habe ich Recht, General?«
    »Wäre ich wirklich der Überzeugung, Kwon würde einen Angriff mit Kernwaffen befehlen, wenn es so weit ist, hätte ich nie davon angefangen«, sagte Kwon. »Aber das kann ich nicht behaupten. Ich glaube, dass Kwon zögern würde - ich denke sogar, dass er nicht die Absicht hat, jemals eine Kernwaffe abzufeuern oder auch nur zu testen. Er würde eine Sitzung des Kriegskabinetts oder des Nationalen Sicherheitsrats ansetzen, den Fall vielleicht sogar mit den Vorsitzenden der im Parlament vertretenen Parteien besprechen - aber zuletzt würde er es doch nicht tun.«
    »Aber ich würde es tun, glauben Sie.«
    »Ich weiß, dass Sie es täten«, bestätigte Kim nachdrücklich.
    »Sehen Sie sich an, was Sie alles geopfert haben, um jetzt hier zu stehen. Sie würden die Chinesen garantiert nicht wieder durch Seoul oder Pjöngjang marschieren sehen wollen. Ich glaube nicht, dass Sie von ihnen viel Gutes zu erwarten hätten.«
    »Wie scharfsinnig von Ihnen«, knurrte Pak aufgebracht. Aber er musste sich eingestehen, dass der General Recht hatte. Pak Chung-hu hatte als treues Mitglied der Kommunistischen Partei Koreas Karriere gemacht; diese Brücke hatte er hinter sich verbrannt, als er sein Parteibuch vor laufender Kamera zerrissen

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