Lautlose Jagd
schon.«
»Auch nach dem dritten oder vierten Abschuss wird nichts leichter«, sagte Patrick, der aus Erfahrung ihre Gedanken erriet.
»Alles wird im Gegenteil noch alptraumhafter. Das liegt vermutlich daran, dass unsere Technik so rasch, so effizient arbeitet. Die chinesischen Jäger Q-5 waren siebzehn Meilen entfernt. Sie hätten auch fünfundzwanzig Meilen weit entfernt sein können.«
»Für uns gibt es keine fairen Kämpfe mehr, nicht wahr?«
»Faire Kämpfe? Das war ein fairer Kampf, Oberstleutnant. Näher sollten Sie an keinen Jäger herankommen - nicht mal an eine dreißig Jahre alte Kiste wie die Q-5. Hätten Sie sie verfehlt, und der Pilot hätte die Maschine herumgezogen und Sie in Sicht bekommen, hätten Sie vielleicht eine Chance von fünfzig zu fünfzig gehabt, das Japanische Meer und eigenen Feuerschutz zu erreichen, bevor er Sie runtergeholt hätte. Wären beide hinter Ihnen her gewesen, würde ich Ihre Chancen mit zwanzig zu achtzig ansetzen. Fünfzig zu fünfzig ist großzügig - neunzig zu zehn wäre immer erstrebenswert.«
»Hey, warum so verkrampft, Leute?«, fragte Nancy Cheshire, die als Pilotin im VC saß. »Rebecca hat ihre Sache sehr gut gemacht! Der erste richtige Luftkampf einer Megafortress, und sie erzielt zwei Abschüsse! Aber Scottie hat vermutlich auch etwas damit zu tun gehabt.«
»Vielen Dank, Chessie«, sagte Major Paul Scott, Rebecca Furness' Mission Commander auf dem rechten Sitz der Megafortress.
Wie Cheshire war er ein HAWC-Veteran, der noch viele Einsätze mit der alten EB-52 - der B-52-Version der Megafortress - geflogen hatte. Er überzeugte sich nochmals davon, dass ihre Waffen gesichert waren, bevor er hinzufügte: »Vielleicht ein bisschen, aber das Hauptverdienst liegt bei der Megafortress.«
»Sie dürfen sich ab und zu etwas Befriedigung anmerken lassen, Scottie«, erklärte sie ihm. »Wie wär's mit ›Klasse!‹ oder so ähnlich? Wir haben gerade eine koreanische Hercules mit zwei bis drei Dutzend Fallschirmjägern gerettet.«
»Ich werd es mir durch den Kopf gehen lassen, Nancy!«, versprach Paul ihr. »Radarschirm frei. Links vierzig, damit wir in unser Gebiet zurückkommen, Rebecca.« Sie patrouillierten über dem Raum Kanggje und überwachten die chinesischen Vorstöße über die Grenze in die Provinz Chagang Do hinein.
Wenige Sekunden später wurden sie auf der Einsatzfrequenz gerufen. »Fortress, hier Iroquois«, sagte eine Stimme in ihren Kopfhörern. »Ziele bei eins-eins-null, Höhe dreißig, auf Nord-westkurs mit vier-acht-null Knoten auf Fortress One zu.« Hinter dem Rufzeichen »Iroquois« verbarg sich der »Hinterausgang« der EB-1B, der Kreuzer USS Grand Island, ein 9500 Tonnen großer Lenkwaffenkreuzer der Ticonderoga-Klasse, der mit der USS Bo-om, einer Lenkwaffenfregatte der Perry-Klasse, vor der koreanischen Küste kreuzte. »Wir zählen acht - wiederhole acht - Ziele.
Sie überfliegen die Küste südlich der äußersten SAM-Reichweite.«
Die USS Grand Island bewachte das Japanische Meer und die Abflugrouten der Megafortress. Sie überwachte mit ihrem dreidimensionalen Langstreckenradar SPY-1B den Luftraum in 200 Meilen Umkreis, vom Meeresspiegel bis zum Rand des Weltraums hinauf. Außer mit Fla-Raketen SM-2MR Standard war sie als erstes US-Kriegsschiff mit Lenkwaffen Standard Block 4A zur Bekämpfung von ballistischen Raketen bewaffnet. Darüber hinaus hatte der Kreuzer Marschflugkörper Tomahawk zur Bekämpfung von Landzielen und Lenkwaffen Harpoon zur Bekämpfung von Schiffszielen an Bord. Auch die Boone war mit Lenkwaffen Standard und Harpoon bewaffnet, aber sie begleitete die Grand Island als U-Bootjäger und hatte dafür zwei ASW-Hubschrauber und insgesamt 30 Torpedos an Bord, von denen 24 zur Bewaffnung der Hubschrauber gehörten.
»Die Japaner wollen anscheinend wieder mitspielen«, kommentierte Patrick. »Hey, Jungs, ich hab was für euch! In Pjöngjang Nord starten Flugzeuge in Richtung Kanggje. Bleiben tief. Vermutlich Jagdbomber. Auch in Seoul startet ein Verband schneller Maschinen. Sieht so aus, als wollten die beiden Formationen sich vereinigen.«
»Und das hier ist bestimmt ihr Ziel«, sagte Paul Scott in Fortress One. Er hatte gerade sein letztes LADAR-Bild mit frisch übermittelten NIRTSat-Daten aktualisiert. Nun zeigte es ihnen eine lange Kolonne schwerer Fahrzeuge auf der Fernstraße zwischen Kanggje und Anju. »Die chinesischen Panzer fahren schnell.
Sie sind schon zwanzig Meilen südlich von Holch'on, fast an der
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