Lautlose Jagd
Handgelenkkompassen die Rauchwolke über dem brennenden Zug an und rasteten dann kurz. »Wie ist das passiert?«, fragte der Beobachter.
»Was hat uns getroffen?«
»Keine Ahnung«, gab der Pilot zu. »Nicht die Flak, aber vielleicht ein abseits aufgestellter Schütze mit einer von der Schulter abgeschossenen Fla-Rakete.« Er zeigte nach Süden. »Wir müssen schleunigst weg von hier«, stellte er fest. »Die Hercules mit den Fallschirmjägern muss bald kommen.«
»Wir müssen sie warnen! «, sagte der Beobachter. »Wer uns abgeschossen hat, holt als Nächstes den Transporter runter!« Er zog sein Notfunkgerät aus der Fliegerkombi und schaltete es ein. Der Pilot starrte ihn an, dann nickte er wortlos. Sobald sie funkten, das wussten sie beide, konnte der Feind durch Kreuzpeilung ihre Position feststellen. Aber wenn sie keine Warnung absetzten, würde der Tod von 30 Fallschirmjägern und einer Hercules-Besatzung sie bis an ihr Lebensende verfolgen.
»Samtek Sieben, Samtek Sieben, hier Patrouille Drei-Vier auf dem Boden, kommen.«
»Patrouille Drei-Vier, hier Samtek, höre Sie fünf, bestätigen Sie Eins-Zulu.» »Charlie«, antwortete der Beobachter nach einem Blick auf seine kleine Schlüsselkarte. Nachdem auch der C-130-Kopilot den richtigen Codebuchstaben genannt hatte, meldete der Beobachter:
»Samtek, wir sind von unbekannten Feindkräften abgeschossen worden - vermutlich mit einer Stinger oder dergleichen. Die Landezone ist heiß, ich wiederhole, Landezone heiß. Drehen Sie ab und schicken Sie uns Unterstützung. Verstanden?«
»Verstanden, Drei-Vier«, bestätigte der Kopilot. »Jäger und Jagdbomber sind unterwegs, voraussichtliche Ankunftszeit vier.
Können Sie Abholpunkt Lotus - wiederhole, Lotus - erreichen, wartet dort Hilfe.«
»Roger«, sagte der Beobachter erleichtert. Nichts richtete eine abgeschossene Besatzung mehr auf als das Bewusstsein, Kameraden in der Nähe zu haben, die bereit waren, ihr Leben zu riskieren, um sie zu retten. »Unsere voraussichtliche Ankunftszeit bei Lotus: sieben.« Auch für Zeitangaben benutzten sie einen einfachen Code, um dem Feind keinen Hinweis auf ihren Standort zu geben.
»Alles Gute, Drei-Vier«, wünschte ihnen der C-130-Kopilot noch. »Samtek Sieben, Ende.«
»Jetzt aber los!«, rief der Pilot, und die beiden rannten auf die etwa 200 Meter entfernte nächste Deckung zu.
Ungefähr nach halber Strecke hörten sie ein tiefes, lautes, anschwellendes Röhren, das auf sie zugerast kam. Als sie aufsahen, wussten sie sofort, dass sie so gut wie tot waren. Sie erkannten zwei leichte Jagdbomber Q-5 aus chinesischer Produktion, die in flachem Sturzflug auf sie herabstießen.
»Chinesen!«, sagte der Beobachter. »So weit südlich unserer Grenze? Chinesische Jagdbomber über unserem Gebiet?« Die Q-5 mussten sie abgeschossen haben und flogen jetzt an, um ihnen den Rest zu geben.
Der Pilot sprach in sein Notfunkgerät. »Samtek Sieben, Samtek Sieben, hier Drei-Vier. Zwei chinesische Jagdbomber Q-5 greifen uns an. Schlage vor, dass Sie schnellstens abdrehen und Unterstützung anfordern! Hören Sie mich?«
»Höre Sie fünf, Drei-Vier«, bestätigte der Hercules-Kopilot.
»Danke für die Warnung. Jetzt Schluss mit der Funkerei und volle Deckung!«
Aber dafür war es längst zu spät. Der letzte Gedanke von Pilot und Beobachter war, dass die dämlichen chinesischen Hundesöhne unsinnig viele Bomben für sie vergeudeten: Die beiden Jagdbomber Q-5 warfen dicht hintereinander je zwei Schüttbomben. Verdammt viel Aufwand, nur um eine arrogante Dragonfly-Besatzung zu killen, die zu dumm gewesen war, um den Luftraum hinter sich nach feindlichen Flugzeugen abzusuchen. Der Angriff verlief mit eindrucksvoller Präzision - aber eine Bombe wäre mehr als genug gewesen.
Ohne Bomben unter den Tragflächen flog die chinesische Q-5, ein Nachbau des alten sowjetischen Jagdbombers MiG-19, nicht rnehr schwerfällig, sondern wieder wie ein Jäger. Nach ihrem Angriff im Tiefflug stiegen beide Maschinen auf 4000 Meter. Der Führende sah zu seinem Rottenflieger hinüber und stellte fest, dass auch er seine Bomben geworfen hatte. Nun, dann waren sie also beide wieder Jäger.
»Han 301, hier Leitstelle«, funkte ihr Jägerleitoffizier. »Wir haben ein langsames Luftziel, Höhe unbekannt, dreiundzwanzig Kilometer südlich Ihrer Position. Ihr Befehl lautet: Abfangen und zerstören. Bestätigen!«
Der Rottenführer las seine Entfernung zur Leitstelle ab, kontrollierte seine Position
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