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Lautlose Jagd

Lautlose Jagd

Titel: Lautlose Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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anhand markanter Geländemerkmale und verglich sie mit der Karte auf seinem Kniebrett. Er befand sich rund 30 Kilometer innerhalb Koreas im ehemals nordkoreanischen Luftraum. Theoretisch war das eine Verletzung des koreanischen Luftraums, eine Kriegshandlung. Aber da China die Vereinigte Republik Korea noch nicht anerkannt hatte, betrachtete es diesen Luftraum nach wie vor als Teil der Demokratischen Volksrepublik Korea, deren Präsident und Regierung gegenwärtig in Peking residierten, um politischer Verfolgung zu entgehen. Außerdem hatte Korea durch seinen Raketenüberfall auf chinesische Truppen in der Provinz Janggang Do China praktisch den Krieg erklärt. Deshalb war ein Vorstoß noch tiefer nach Korea hinein keine große Affäre.
    »Han 301, verstanden«, bestätigte der Rottenführer. Er drehte nach Süden ab und schaltete sein Suchradar ein. Der Jägerleitoffizier, dessen mobile Radarstation unmittelbar nördlich der Grenze stand, hielt ihn über die Position des Luftziels auf dem Laufenden, bis es tiefer ging und von seinem Radar nicht mehr erfasst werden konnte.
    Aber die chinesischen Jagdflieger brauchten seine Hinweise bald nicht mehr. Schon nach wenigen Minuten sichtete der führende Q-5-Pilot die große Transportmaschine: eine C-130 Hercules mit schwarz-braunem Tarnanstrich, die in kaum 100 Metern über Grund dem hügeligen Gelände folgte. »Leitstelle, H-301 hat Ziel in Sicht, setzt Abfangen fort.« Seine Meldung blieb jedoch ohne Antwort - er war längst zu tief und zu weit von der Leitstelle entfernt, um noch gute Funkverbindung zu haben.
    Unwichtig. Der Pilot hatte das Ziel in Sicht und würde es mühelos abschießen können. Er schaltete sein Radar ab, das nur zur Entfernungsmessung diente, wählte die 20-mm-Maschinenkanone aus, gab in seiner mechanischen Blickfelddarstellung - in diesem 30 Jahre alten Vogel gab es keine raffinierte elektronische Blickfelddarstellung, die auch überflüssig war - den Vorhaltewinkel ein, kontrollierte nochmals alle Schalter und begann in Schussposition zu gleiten. Als die Tragflächen der C-130 das Rechteckvisier auszufüllen begannen, ließ er seinen Zeigefinger zum Abzug hinabgleiten und...«
    »Eins!« Das war die entsetzte Stimme seines Rottenfliegers, der auf der Einsatzfrequenz rief: »Jagdrakete! Sofort links weg!«
    Der chinesische Pilot ignorierte die Warnung: Er kam gerade in Schussweite. Aber im nächsten Augenblick spürte er einen Schlag, dann begannen seine Instrumente wild zu kreiseln, Warnleuchten blinkten durcheinander, und sein enges Cockpit füllte sich mit dichtem schwarzen Rauch. Er wurde kurz durch einen weiteren Lichtblitz abgelenkt - der Feuerball, mit dem sein Rottenflieger in der Luft explodierte -, bevor er widerstrebend Leistungshebel und Steuerknüppel losließ, um den Schleudersitz zu betätigen.
    Nach ihrem Sturzflug schlug seine Q-5 fast mit Schallgeschwindigkeit auf und zerschellte. Er hatte den Entschluss zum Aussteigen nur drei Sekunden zu spät gefasst.
    »Zwei Abschüsse!«, funkte Brigadegeneral Patrick McLanahan.
    »Gut gemacht, Rebecca.«
    Rebecca Furness war eigenartig zu Mute. Sie hatte natürlich schon früher feindliche Maschinen mit Lenkwaffen abgeschossen: Ihr Aufklärer RF-111G Vampire war zur Selbstverteidigung mit Jagdraketen Sidewinder bewaffnet gewesen, die sie im russisch-ukrainischen Konflikt hatte einsetzen müssen. Aber das war Selbstverteidigung gewesen - ein Mittel, um sich die feindlichen Jäger vom Hals zu halten, bis man sein Ziel erreicht hatte. Dies hier war anders. Diesmal waren sie die Jäger.
    Rebecca und drei weitere Besatzungen hatten vier EB-1C Megafortress von Dreamland nach Adak auf den Aleuten überführt.
    Nach der vorgeschriebenen Ruhepause wurden die Besatzungen in ihre neue Aufgabe eingewiesen, und drei Maschinen starteten gemeinsam, um über Korea zu patrouillieren, während die vierte und fünfte Megafortress später folgten, um eine Ablösung im Achtstundenrhythmus zu beginnen, damit immer möglichst viele EB-1C über Korea waren.
    »Alles in Ordnung, Oberstleutnant?«, fragte McLanahan die Pilotin. Patrick saß in der Adak Naval Air Station im virtuellen Cockpit. Nach vier Stunden Dienst im VC würden Nancy Cheshire und er Fortress Four übernehmen und Rebecca über dem Norden Koreas ablösen. Vier Stunden später würde die nächste Besatzung mit Fortress Five starten, und diese Wechsel würden weitergehen, bis das Unternehmen irgendwann abgebrochen wurde.
    »Ich... ich glaube

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