Lautlose Jagd
Sensoren unserer B-1B sehen«, erklärte Samson ihm. »Normalerweise wüssten wir aus Aufklärungsergebnissen, wo die feindlichen ballistischen Raketen stationiert sind. Wissen wir das nicht, kann unser System durch das Joint Tactical Information Distribution System alle möglichen Sensorinformationen integrieren - wir können Verbindungen zu AWACS-Flugzeügen, Joint-STARS-Radarflugzeugen, Satelliten, anderen Einsatzmaschinen, Schiffen oder Bodenstationen herstellen. Aber während der heutigen Erprobung operieren wir selbstständig und benutzen nur die Sensoren, die in unsere B-1B eingebaut sind.
Dies ist der erste mit LADAR - Laserradar - ausgerüstete Bomber«, fuhr Samson fort. »Sie haben hier ein LADAR-Bild vor sich.
Die kleinere Wellenlänge ergibt eine Darstellung mit höherer Auflösung. Außerdem sind LADAR-Antennen klein, viel kleiner als herkömmliche große Radarschüsseln, sodass sie sich fast überall anbringen lassen. Unsere B-1B kann in alle Richtungen sehen, weil sie LADAR-Antennen am Rumpf, an der Rumpfunterseite und sogar am Heck hat.«
»Aber Sie haben dem Senatsausschuss erklärt, Sie hätten für Lancelot nur Bauteile verwendet, die es schon gibt. Wenn dies der erste Bomber mit LADAR ist, wie kann es dann aus dem Regal stammen?«
»LADAR wird seit Jahren bei Lenkwaffen mit aktiver Zielansteuerung und bei der Artillerie zur Entfernungsmessung benutzt«, antwortete Samson. »Wir haben es lediglich in die B-1B eingebaut. Seine Reichweite ist im Verhältnis zu seinem Stromverbrauch nicht besonders groß, aber zur Bahnverfolgung von Raketen eignet es sich ideal.«
»Und die Lenkwaffe selbst kommt auch aus dem Regal?«
»Genau!«, sagte Samson stolz. »Wir haben die alte Short-Range Attack Missile wieder belebt und mit dem kombinierten Infrarot- und Radarsuchkopf der Jagdrakete AIM-120 Scorpion ausgerüstet. Dann haben wir ihr einen fünfundzwanzig Kilogramm schweren Gefechtskopf mit Splitterwirkung aufgesetzt. Das ist die Lancelot. Tatsächlich haben wir damit nur eine Idee verwirklicht, die Brad Elliott schon vor acht Jahren hatte, als die Abwurflenkwaffe SRAM aus dem Arsenal der strategischen Bomber herausgenommen wurde.«
Der Bomber B-1B begann vom Startgebiet abzudrehen; eine Minute später flog er von der Insel San Clemente weg. »Alle Einheiten, Achtung!«, sagte die Stimme des Schießoffiziers der Navy.
Sekunden später hatten sie einen Warnton in ihren Kopfhörern. »Raketenstart entdeckt!«, rief Samson. »Die Abschussrampe befindet sich auf einem Prahm vor der Insel. Zielentfernung siebenundachtzig Meilen...«
»Aber die SRAM-II hatte eine Reichweite von... wie viel? Maximal hundert Meilen? Sind wir nicht etwas weit entfernt?«
»Dass wir unsere Lenkwaffe von einem Trägerflugzeug in die Höhe tragen lassen, wirkt wie ein zusätzlicher Raketenmotor, wodurch ihre Reichweite sich effektiv verdoppelt«, sagte Samson.
»Außerdem können wir die Lenkwaffe präziser steuern, weil unsere Sensoren sich in der Luft und näher am Ziel befinden.«
»Achtung!«, hörten sie den Bombenschützen der B-1B rufen.
»Sicher in Reichweite... Countdown läuft... öffne Bombenklappen...« Über Funk kam ein neuerlicher schriller Warnton. Dann war zu sehen, wie sich die vorderen Bombenklappen der B-1B öffneten. »... Abwurfimpuls, Lenkwaffe los, Lenkwaffe los.« Die Lancelot wurde aus der Bombenkammer abgeworfen, fiel einige Sekunden lang durch und zündete dann die Feststoffrakete ihrer ersten Stufe.
Hayes sah die Lenkwaffe flüchtig, während sie fiel. Sie war nur etwa sechs Meter lang und hatte einen Dreiecksrumpf, dessen größter Durchmesser knapp einen halben Meter betrug. Das fehlende Leitwerk erinnerte ihn daran, dass die SRAM-II durch Steuerdüsen gesteuert wurde. Die Lancelot schoss nach vorn, stieg dann steil hoch und beschrieb auf einer »Über-die-Schulter«- Bahn einen engen Bogen rückwärts. Wenige Sekunden später hörten sie einen scharfen Knall, als die Lenkwaffe die Schallmauer durchbrach; unmittelbar danach folgte ein weiterer Knall, als der stärkere Raketenmotor der zweiten Stufe zündete.
»Klasse Start!«, rief Hayes aufgeregt. »Go, Baby, go!«
Das Abfangen spielte sich in zu großer Höhe ab, um genau beobachtet werden zu können, aber Sekunden später sahen sie einen gelb-orangeroten Lichtblitz und eine große schwarze Rauchwolke.
Im nächsten Augenblick kam schon die Bestätigung des Schießoffiziers: »Ziel abgefangen, Zeit plus fünfzehn Komma sieben Sekunden,
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