Lautlose Jagd
war noch nicht ganz gesunken. Der TAO drückte seine Sprechtaste.
»Brücke, Combat. Der zweite Startprahm ist vom Radar verschwunden. Er muss gesunken sein. Was für einen Gefechtskopf hat der Marschflugkörper getragen? Ich tippe auf mindestens tausend Kilogramm.«
»Negativ, Combat«, antwortete der Kommandant. »Wir haben keine Detonation gehört oder gesehen.«
Der TAO starrte sein CIC-Personal verblüfft an. »Wie ist das möglich, Sir?«, brachte er nur heraus.
»Keine Ahnung«, sagte der Kommandant und ließ die Sprechtaste los. Er spürte Zorn in sich aufsteigen. Er hatte den Verdacht, die Air Force habe ihn hereingelegt und am helllichten Tag in einem Schießgebiet, das der U.S. Navy gehörte, irgendeine neuartige Waffe erprobt. Seinen Wachoffizier fragte er: »Wie lange brauchen wir bis zur letzten Position des zweiten Startprahms?«
»Bei Marschfahrt ungefähr dreißig Minuten, Sir.«
»Wachoffizier, legen Sie einen Kurs zur letzten Position des zweiten Startprahms fest«, wies der Kommandant ihn an. »Äußerste Kraft voraus! Lassen Sie genau untersuchen, durch was für eine Art Waffe der Prahm versenkt worden ist. Luft, Wasser, elektromagnetisches Feld, Wrackteilanalyse, einfach alles.« Er machte eine Pause, dann fügte er hinzu: »Und lassen Sie Luft und Wasser auch vom Strahlenmesstrupp untersuchen.«
Dieser letzte Befehl ließ das gesamte Brückenpersonal erstarren. Der Kommandant schwieg einige Sekunden lang, dann sagte er ärgerlich: »Ausführung, Gentlemen! Und halten Sie Ihre verdammten Augen offen!«
Für ihren Rückflug zur Elliott Air Force Base brauchten die B-1B und die F-111 weniger als 20 Minuten. Der Stützpunkt lag 90 Meilen nordwestlich von Las Vegas am Groom Lake, einem ausgetrockneten ehemaligen See. Hätte jemand den Seeboden betrachtet - was sehr schwierig und außerdem illegal gewesen wäre, weil der Flugplatz von einem Sperrgebiet mit 50 Meilen Radius umgeben war, das vom Erdboden bis in unbegrenzte Höhe reichte -, hätte er nur eine etwa fünf Meilen lange Fläche aus hartem, von der Sonne ausgedörrtem Sand gesehen. Aber kurz bevor die Maschinen aufsetzten, wurden Sprinkler eingeschaltet und markierten eine lange Landebahn aus sandfarbenem Beton auf dem Seeboden. Keine zwei Minuten später hatte Terrill Samson die Landebahn verlassen, und die Sonne ließ das Wasser verdunsten.
Das Betonband verschwand wieder.
Bradley James Elliott Air Force Base lautete der volle Name der Einrichtung am Ufer des ausgetrockneten Sees. Sie schien eine Kreuzung zwischen einem kleinen, alten, beinahe verlassenen Militärflugplatz und einem modernen Forschungs- und Entwicklungskomplex zu sein. Hier standen einige alte Holzbauten und viele moderne Gebäude aus Glas und Stahlbeton. Weil der Stützpunkt so weit von der nächsten Kleinstadt entfernt war, gab es Wohnheime für Mannschaften, Offiziere und Zivilpersonal. Annehmlichkeiten waren rar: eine Kantine, einen kleinen Laden, einen wenig benutzten Swimmingpool und kein Kino.
Die Straßen waren in gutem Zustand, und entlang der Gehsteige standen Kakteen und Yuccapalmen. Nach alter Air-Force-Tradition waren die Straßen nach amerikanischen Luftwaffenhelden benannt: Pioniere der Militärfliegerei wie Rickenbacker und Mitchell, berühmte Generale wie Spaatz und LeMay, Träger der Air Force Medal of Honor wie Loring und Sijan sowie Jagdfliegerasse wie Bong und DeBellevue. Andere Straßen trugen Namen, die Leuten, die neu auf den Stützpunkt kamen, nicht gleich etwas sagten, wie Ormack und Powell - tödlich verunglückte Testpiloten, die hier stationiert gewesen waren. Auf dem Stützpunkt arbeiteten ungefähr 2000 Männer und Frauen, die meistens vier Tage Dienst und drei Tage frei hatten. Sie wurden in Kolonnen von klimatisierten Greyhound-Bussen, die für die 110 Meilen keine zwei Stunden brauchten, nach Las Vegas gefahren oder mit neutralen Flugzeugen in wenigen Minuten von der Nellis Air Force Base nördlich von Las Vegas eingeflogen.
In einem Punkt unterschied die Elliott Air Force Base sich jedoch von Dutzenden ähnlicher Militärflugplätze in aller Welt: Sie war auf keiner Landkarte verzeichnet. Es gab keine Wegweiser dorthin. Sie stand in keinem Verzeichnis aktiver Air-Force-Einrichtungen. Man konnte sich nicht dorthin versetzen lassen, und wenn jemand diesen Wunsch äußerte, musste er oder sie damit rechnen, Gegenstand heimlicher Ermittlungen zu werden. Wer auf den Stützpunkt versetzt wurde, musste schwören, niemals Einzelheiten
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