Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lautlose Jagd

Lautlose Jagd

Titel: Lautlose Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
Vom Netzwerk:
- so laut wie die alte Boeing 727, die zuvor gestartet war, aber nicht schmerzhaft laut. Aber als die Nachbrenner zugeschaltet wurden, war der Krach plötzlich ohrenbetäubend laut: ein tiefes, vibrierendes Röhren, das man noch aus zwei Meilen Entfernung mitten im Brustkorb spüren konnte. Überraschenderweise gab es kaum Beschwerden wegen Lärmbelästigung. Starteten die B-1B nach Norden, flogen sie mit einer halben Meile Abstand am Reno Hilton vorbei und direkt über John Ascuagas Nugget Hotel & Casino. Dabei musste jedes Fenster dieser Hoteltürme klirren! Aber Rinc hatte oft gesehen, wie sich vor den Spielkasinos Hunderte von Menschen versammelten, um den Start der Bomber zu beobachten - vor allem die seltenen Nachtstarts, bei denen die Nachbrenner der gewaltigen Triebwerke 30 Meter lange Flammenzungen erzeugten.
    Das Ganze glich einer Mini-Flugschau, die mehrmals pro Woche stattfand. Die B-1B Lancer gehörten zu den Attraktionen von Reno wie die glitzernden Leuchtreklamen, die Bordelle und das National Bowling Center. Unheimlich, leicht bedrohlich, aber zugleich merkwürdig willkommen. Trotzdem waren Starts und Landungen zwischen 21 und sieben Uhr nur an Wochenenden und in der Regel nur ohne Nachbrenner gestattet, ohne die der Bomber kaum lauter als ein Verkehrsflugzeug war.
    Der Start der B-1B musste Rinc vorübergehend lärmtaub gemacht haben, denn er hörte keine Schritte übers Dach kommen.
    »Hallo, Rodeo«, sagte eine Stimme.
    Er drehte sich überrascht um. Vor ihm stand Oberstleutnant Rebecca Furness.
    Er stand auf, aber als er einen Schritt auf sie zutrat, spürte er, wie ihre Körperhaltung sich versteifte. »Rebecca, ich... ich freue mich, dich zu sehen«, stammelte er.
    Ihr Gesichtsausdruck verhärtete sich, sie biss die Zähne zusammen ... und warf sich im nächsten Augenblick in seine Arme. »Du verdammter Kerl!«, flüsterte sie, zog ihn an sich und küsste ihn stürmisch und heißhungrig. Als Rinc ihre Lippen spürte, fühlte er sich wie ein Ertrinkender, der einen tiefen Atemzug in würziger, frischer Luft tut.
    Als Rebecca sich aus seiner Umarmung löste, setzte Rinc sich wieder und wollte sie neben sich auf die Bank ziehen, aber sie blieb stehen. »Du hast mir schrecklich gefehlt«, sagte er.
    »Warum hast du mich nicht angerufen?«, fragte sie hörbar gekränkt. »Warum hast du dich nicht wenigstens gemeldet, um mir zu sagen, dass du wieder flugtauglich bist?«
    »Ich wollte dich neulich anrufen«, antwortete er. »Aber nach deinem Verhalten im Simulator... Ich dachte, es sei noch zu früh, vielleicht nicht recht...«
    »Du bist manchmal ein richtiger Idiot, Rinc!«, sagte Rebecca aufgebracht. »Ich liebe dich. Ich mache mir Sorgen um dich. Du kannst mich nicht einfach hängen lassen. Seit deiner Entlassung aus dem Krankenhaus habe ich praktisch nichts mehr von dir gehört. Du hast nie zurückgerufen, du hast mich nie von dir aus angerufen...«
    »Ich hab's versucht.«
    »Versuchen reicht nicht! Und dann sehe ich dich im Simulator, wo du den Absturz analysierst - das war noch schlimmer. Du warst erholt genug, um nach einer anderen Absturzursache zu forschen, aber nicht erholt genug, um dich mit mir treffen zu wollen. Deshalb habe ich nicht gleich eingegriffen, als Long Dong dich zusammengestaucht hat.«
    Ihre Worte taten ihm in der Seele weh. »O Gott, Beck, das tut mir so Leid!«, rief er aus. »Ich würde mein Leben dafür geben, wenn ich sie wieder lebendig machen könnte. Das weißt du, nicht wahr?«
    »Verdammt noch mal, Rinc, kapierst du denn gar nichts?«, fragte sie aufgebracht. »Kein Mensch will, dass du dein Leben für deine toten Kameraden opferst. Niemand will deinen Tod - das ist das Letzte, was irgendjemand will. Vor allem ich. Wir wollen, dass du wieder einer von uns bist. Aber du läufst mit diesem Schuldkomplex herum. Du scheinst nicht zu begreifen, dass wir alle leiden... verdammt, dass ich leide. Ich will dich zurückhaben. Ich will, dass zwischen uns alles wieder so wird wie vorher.«
    »Wie vorher?«, wiederholte er. »Was war daran so großartig?
    Die dauernde Heimlichtuerei? Sich in der Öffentlichkeit ständig beherrschen zu müssen, weil uns jemand sehen könnte? Nur eine Serie von One-Night-Stands...«
    »Hör zu, Rinc«, sagte sie ernsthaft. »Du weißt, dass es so hat sein müssen. Darüber haben wir uns ausgesprochen, als wir uns verliebt hatten - dass wir einander lieber nur selten als überhaupt nicht haben wollten. Als Staffelchefin bin ich deine

Weitere Kostenlose Bücher