Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lautlose Jagd

Lautlose Jagd

Titel: Lautlose Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
Vom Netzwerk:
auf der Bank sitzen und starrte seine geballten Fäuste an. Einige Minuten später kamen Schritte die Treppe herauf. Dann erschien ein Kerl, den er noch nie gesehen hatte. »Wer zum Teufel sind Sie?«, blaffte Rinc.
    »Entschuldigung«, sagte der Kerl, »ich wollte Sie nicht stören.
    Ich suche Oberstleutnant Furness und dachte, sie sei vielleicht hier oben.«
    »Da haben Sie falsch gedacht.«
    Der Kerl dachte nicht daran, sich wieder zu trollen. Als Rinc noch überlegte, ob er ihn ignorieren oder vom Dach jagen sollte, überraschte ihn eine Frage. »Sie sind Rinc Seaver, nicht wahr?«
    »Wen interessiert das?«
    »Mein Name ist McLanahan, Patrick McLanahan.«
    »Na, und?« In Rincs Unterbewusstsein weckte dieser Name irgendwelche Assoziationen aus der Zeit, als er in die Air Force eingetreten war, aber er war zu wütend und niedergeschlagen, um sich näher damit zu beschäftigen. »Wie Sie sehen, ist Furness nicht hier, und mir ist nicht nach Gesellschaft zu Mute.«
    »Es ist schlimm, eine Besatzung zu verlieren. Die Schuldgefühle werden Sie Ihr Leben lang nicht mehr los.«
    In Rincs Kopf schrillten Alarmsignale los. Wer war dieser Kerl?
    Er wusste viel zu viel. Alle Ängste, er könnte Rebecca als Freundin und Geliebte verlieren, verschwanden schlagartig und wurden durch gespannte Wachsamkeit ersetzt.
    Er stand auf und begutachtete den Unbekannten. Dieser McLanahan war nicht zu groß, nicht zu klein. Er wirkte kräftig, als trainiere er mit Hanteln - die meisten Besatzungsmitglieder waren heutzutage schlank und drahtig, deshalb bezweifelte Rinc, dass er ein Flieger war. Sein an den Schläfen ergrautes blondes Haar war kürzer geschnitten, als es die Dienstvorschrift 35-10 erforderte.
    Zu Jeans und einem grauen Hemd trug er eine Air-Force-Fliegerjacke aus braunem Leder ohne Dienstgradabzeichen und Aufnäher. Rinc trat zwei Schritte auf ihn zu und merkte, dass McLanahan darauf nicht reagierte - er wich nicht zurück, nahm aber auch keine Verteidigungshaltung ein.
    »Wie heißen Sie gleich wieder?«, fragte Rinc.
    »McLanahan.«
    »Beim Militär?«
    »Ja,«
    Er nannte seinen Dienstgrad nicht, was vermutlich bedeutete, dass er ein sehr kleiner oder sehr hoher Offizier oder Reserveoffizier war. Aus seinem Benehmen las Rinc jedoch heraus, dass der Unbekannte sehr wahrscheinlich einen höheren Dienstgrad hatte als er selbst. Was ging hier vor? »Einheit?«
    »Führungsstab der Luftwaffe.«
    Im Dienstgrad eindeutig über mir, sagte Rinc sich. Der Unbekannte war vermutlich Oberstleutnant oder Oberst, vielleicht sogar Brigadegeneral. Das erklärte vieles. Er hatte gehört, dass es hier in der Woche nach dem Absturz von Inspektoren, Ermittlern und Sachverständigen gewimmelt hatte; einige vo n ihnen hatten ihn sogar im Krankenhaus aufgesucht und befragt. Aber zum Zeitpunkt seiner Entlassung aus dem Krankenhaus war die Unfalluntersuchung praktisch abgeschlossen gewesen. Vor allem auch deshalb hatte er den Drang verspürt, rasch wieder auf die Beine zu kommen und seine Theorien über die Absturzursache im Simulator nachzuprüfen: Er hatte nie richtig Gelegenheit gehabt, den Unfallhergang aus seiner Sicht zu schildern, und die Zeit drängte.
    Und weil er jetzt versuchte, ins Cockpit zurückzukommen, waren die Ermittler und Sachverständigen wieder da - nur hatten sie es diesmal direkt auf ihn abgesehen.
    »Erzählen Sie's mir nicht, lassen Sie mich raten«, sagte Rinc.
    »Sie fliegen morgen mit mir.« Der Kerl war vermutlich ein ehemaliger Pilot, den irgendjemand aus dem Führungsstab der Luftwaffe oder dem Pentagon hergeschickt hatte, damit er über sein Schicksal entschied. Positiv war daran nur, dass die Entscheidung offenbar noch nicht gefallen war. »Sie sollen meine Tauglichkeit für die Staffel überprüfen. Und Sie sind auch hier, um festzustellen, in welchem Zustand sich meine Staffel befindet - ob wir unseren Auftrag weiter erfüllen können oder besser aufgelöst werden sollten.«
    McLanahan nickte. Seavers Verständnis und Aufrichtigkeit imponierten ihm. »Genau.«
    »Wir bekommen nicht mal einen Tag Vorbereitungszeit, bevor Sie über unsere Zukunft entscheiden? Ich bekomme keinen Air-Guard-Überprüfer aus der eigenen Staffel? Nicht erst einen Simulatorflug mit Ihnen? Das finde ich beschissen.«
    »Major Seaver, wenn Sie dieses Verfahren für unfair halten, bleibt Ihnen nur eines übrig - Sie können mit den Füßen abstimmen«, sagte McLanahan kalt.
    »Das wäre allen recht, was?«, schnaubte Rinc. »Haben Sie die

Weitere Kostenlose Bücher