Lautlose Jagd
Vorschlag: Ich fliege mit Seaver im Simulator auf dem Kopilotensitz. Wenn Sie glauben, dass ich meinen Job nicht gut genug beherrsche, können Sie mich rausschmeißen. Abgemacht?«
»Abgemacht«, bestätigte Furness. »Viel Spaß als Kopilot, Sir.«
»Freuen Sie sich nicht zu früh, Oberstleutnant«, sagte Patrick grinsend. Er nickte zu John Long hinüber. »Teilen Sie Oberstleutnant Long als unseren OSO ein.«
»Kein Problem, Sir«, antwortete Furness. Dann rief sie den Angehörigen ihrer Staffel zu: »Haltet euch gefälligst ran, Leute! Ich will keinen mehr rumstehen und in der Nase bohren sehen! Los, los, Bewegung!«
Oval Office im Weißen Haus, Washington, D.C.
(zur gleichen Zeit)
»Ich danke Ihnen für Ihr Kommen, Minister Kang«, sagte der Präsident der Vereinigten Staaten. Er schüttelte dem südkoreanischen Außenminister Kang No-myong herzlich die Hand. Ebenfalls im Oval Office anwesend waren Vizepräsidentin Ellen Christine Whiting, Verteidigungsminister Arthur Chastain und Jerrod Hale, der Stabschef des Weißen Hauses. Offizielle Fotografen des Weißen Hauses machten Aufnahmen von der Begrüßung; Reporter waren keine zugelassen.
»Mr. President, Madam Vizepräsidentin, Minister Chastain, Mr. Hale, gestatten Sie, dass ich Ihnen den Verteidigungsminister der Republik Korea, General außer Dienst Kim Kunmo, vorstelle«, sagte Minister Kang in sehr stark akzentgefärbtem Englisch. General Kim verbeugte sich tief, dann schüttelte er allen Amerikanern die Hand. Auch sein koreanischer Dolmetscher wurde vorgestellt, bevor alle um den Couchtisch im Oval Office herum Platz nahmen. Während Erfrischungen gereicht wurden, machten die Fotografen noch einige Aufnahmen und verschwanden dann. Die Besucher sahen sich im berühmten Oval Office des Weißen Hauses mit großen Augen und ebenso ehrfürchtig um wie irgendwelche Wähler, die ein Abgeordneter zu einem Fototermin mitgebracht hatte. Jerrod Hale blieb wie gewöhnlich halb-rechts hinter dem Präsidenten stehen.
»Dies ist ein unerwarteter, aber sehr willkommener Besuch, Gentlemen«, begann Präsident Martindale höflich. »Wie wir alle wissen, sind Sie in unserem Land, um militärische Einrichtungen zu besichtigen und an einer Vollversammlung der Vereinten Nationen teilzunehmen. Ich freue mich, dass wir Gelegenheit zu diesem Meinungsaustausch haben.« Die Koreaner verbeugten sich dankend.
Unerwartet, ja... willkommen, nein, dachte der Präsident. Der 51-jährige geschiedene Texaner, der texanischer Justizminister, U.S. Senator, Verteidigungsminister und zweimal Vizepräsident gewesen war, steckte kurz vor dem Ende seiner bewegten ersten Amtszeit mitten im schwersten Kampf seiner langen politischen Laufbahn. Obwohl er sich in Außen- und Militärpolitik auskannte, schien fast jede seiner außenpolitischen Entscheidungen der vergangenen Jahre - vor allem solche, die sich auf die US-Streitkräfte auswirkten - ihn zu Hause Stimmen gekostet zu haben. Und überraschende Stippvisiten asiatischer Politiker und Militärs im Weißen Haus verhießen nie Gutes.
»Wir sind Ihnen zutiefst dankbar für die Ehre, dass Sie uns persönlich empfangen, Mr. President«, sagte Minister Kang förmlich.
Kang war dicklich, trug eine Brille mit starken Gläsern und hatte sein schwarzes Haar mit Brillantine glatt zurückgekämmt. Er unterschied sich auffällig von General Kims drahtiger Gestalt. Kims Gesicht wirkte wie aus Stein gemeißelt, sein Blick war kalt und starr. Aber obwohl Kang entwaffnend harmlos wirkte, kannte Martindale ihn als erfahrenen Geschäftsmann und Strategen, der früher an der Spitze einer der größten Reedereien der Welt gestanden hatte.
General Kims Laufbahn war sogar noch imponierender, denn er war vom einfachen Soldaten bis zum Vorsitzenden der Vereinigten Stabschefs der südkoreanischen Streitkräfte aufgestiegen. Er hatte unzählige Entlassungen, Säuberungen und sogar Attentatsversuche überlebt und war aus jeder Konfrontation mit seinen Feinden klüger und stärker hervorgegangen. Kevin Martindale starrte in Kims Augen und sah, dass der General seinen Blick ohne zu blinzeln und fast herausfordernd gelassen erwiderte.
Wie mag es sein, fragte Martindale sich, in einem Land wie Südkorea zu leben? Die gesamte Halbinsel war eine Figur in einem asiatischen Schachspiel, das seit vielen Jahrhunderten andauerte. Wie viele der heutigen Krisengebiete - der Iran, der Irak, Kuwait, Israel, der Balkan - war Kims Staat aus einem Krieg entstanden: ein
Weitere Kostenlose Bücher