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Lautlose Jagd

Lautlose Jagd

Titel: Lautlose Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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Zweifel.
    Der Präsident hob eine Hand. »Sie brauchen mir nicht beizuspringen, Arthur«, wehrte er ab. »Ja, ich hätte unbestritten das Recht gehabt, auf die chinesischen Angriffe mit einem nuklearen Gegenschlag zu antworten. Hätte ich das getan, hätten mir vermutlich nur wenige vorgeworfen, vorschnell gehandelt zu haben ohne provoziert worden zu sein. Unsere gesamte Atomstreitmacht war mobilisiert, die Stützpunkte der chinesischen Fernbomber und die Positionen der chinesischen ICBMs waren genau bekannt. Und es stimmt, dass wi r Milliarden Dollar in den Aufbau einer Streitmacht zur Abwehr solcher Angriffe gesteckt haben, die ich dann doch nicht eingesetzt habe, als die Abschreckung versagt hatte.«
    Der Präsident beugte sich nach vorn, sah Kang in die Augen und sagte: »Die Welt könnte nun glauben, unsere Streitmacht stehe auf tönernen Füßen, und wer nicht einmal die eigenen Streitkräfte schützen könne und einen Angriff auf ein strategisch wichtiges Gebiet ungerächt lasse, werde einem ausländischen Verbündeten erst recht nicht zur Hilfe kommen. Glaubt Südkorea das, Minister Kang? Haben Sie das Gefühl, die Vereinigten Staaten würden Sie nicht schützen? Halten Sie uns für so machtlos?«
    Bevor Kang antworten konnte, sah Martindale zu General Kim hinüber und las die Antwort in seinem Blick: unbedingt. Der Verteidigungsminister war offenbar der Überzeugung, die Vereinigten Staaten würden keinen Krieg mit China riskieren, falls Nordkorea den Süden angriff.
    »Selbstverständlich nicht, Mr. President«, antwortete Außenminister Kang, indem er Martindales Blick erwiderte. »Die Vereinigten Staaten sind für uns ein wertvoller und verlässlicher Verbündeter und werden es auch stets bleiben. Aber in meiner Regierung sind viele der Meinung, die Zeit der großen Auseinandersetzung sei gekommen, und wir könnten die Oberhand gewinnen, indem wir die Initiative ergreifen.«
    Bevor Martindale sich dazu äußern konnte, sprach General Kim nachdrücklich und entschlossen. Kang versuchte nicht einmal, ihm ins Wort zu fallen. Der Dolmetscher übersetzte: »Der General sagt: ›Die Gefahr ist real, Mr. President. Wir haben eine Liste klar definierter Ziele, und wir haben die Mittel und den Willen, mit größter Präzision einen raschen, vernichtenden Schlag zu führen. Dabei müssen Sie uns unterstützen, Sir. Sie müssen es tun. Bei der Abwehr des nächsten selbstmörderischen Angriffs der Kommunisten haben wir vielleicht weniger Glück.‹«
    »Legen Sie uns Ihr Material vor, damit wir es verifizieren können«, schlug Präsident Martindale vor. »Warten Sie noch ein paar Wochen, vielleicht bis nach dem Manöver Team Spirit. In dieser Zeit befinden die nordkoreanischen Streitkräfte sich ohnehin in höchster Alarmbereitschaft, und ich glaube nicht, dass Sie einen Krieg anfangen wollen, während der Gegner hundertprozentig abwehrbereit ist. Falls Ihre Annahmen sich als wahr erweisen, sollten wir zusammenarbeiten, um...«
    General Kim schlug einen Cliphefter auf und warf ihn wütend vor dem Präsidenten und seinen Beratern auf den Couchtisch. Der Dolmetscher übersetzte hastig: »Der General sagt: ›Hier sind Ihre Beweise, Sir. Drei Bunker in Kanggye in der Provinz Chagang, in denen Gefechtsköpfe mit dem Nervengas Vx für ballistische Mittelstreckenraketen lagern. Verifiziert. Der Hauptstützpunkt des Luftwaffenkommandos West in Sunan, auf dem vierundzwanzig Jagdbomber F-4 mit Vx- und Milzbrandbomben in Alarmbereitschaft stehen. Verifiziert. Der neue Luftwaffen- und Marinestützpunkt in Hungnam, auf dem achtzehn Raketen Scud B mit biologischen und chemischen Gefechtsköpfen und sechs Raketen Scud C mit Kernsprengköpfen stehen. Verifiziert. Ebenfalls in Hungnam liegt die Fregatte Najin, die nicht wie früher vermutet mit alten Lenkwaffen SS-N-2 zur Bekämpfung von Schiffszielen, sondern mit weiter reichenden, schnelleren Lenkwaffen SS-N-9 mit Kernsprengköpfen bewaffnet ist.‹«
    Verteidigungsminister Chastain war wie vor den Kopf geschlagen. Er betrachtete die Fotos, überflog die Übersetzungen der Agentenmeldungen. »Das ist... das ist unglaublich!«, stammelte er. »Ich habe nie geahnt, dass Nordkorea so viele Massenvernichtungswaffen besitzt.«
    »Trotzdem können wir uns nicht Hals über Kopf in einen Krieg stürzen, General, selbst wenn alle diese Angaben sich verifizieren lassen«, warf Vizepräsidentin Whiting ein. »Wir müssen den Norden vor einem globalen Forum anklagen, der Welt das

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