Lautloses Duell
gespeichert sind.«
Bishop fragte. Und nickte. »Klar, sind sie dort gespeichert.«
»Verdammt noch mal!«, stieß Gillette hervor. »Phate war länger als vierzig Sekunden im ISLEnet … Scheiße, er hat die Log Files verändert, um uns an der Nase herumzuführen. Er muss sich die Daten gigabyteweise heruntergeladen haben. Wir sollten …«
»O nein«, sagte ein Mann mit keuchender, alarmierter Stimme.
Das Team drehte sich um und erblickte Frank Bishop, der mit offenem Mund und wie vom Schlag getroffen dastand und auf die Liste mit den Zahlenfolgen auf der Tafel zeigte.
»Was ist denn, Frank?«, fragte Gillette.
»Er hat es auf das Stanford-Packard Medical Center abgesehen«, flüsterte der Detective.
»Woher wissen Sie das?«
»Die zweite Reihe von unten … diese Versicherungsnummer? Das ist die von meiner Frau. Sie ist gerade im Krankenhaus.«
Ein Mann erschien in der Tür zu Jennie Bishops Krankenzimmer.
Sie hob den Blick vom stummen Fernsehschirm, auf dem sie mit halber Aufmerksamkeit die melodramatischen Nahaufnahmen einer Seifenoper verfolgt und die Frisuren der Darsteller beurteilt hatte. Eigentlich erwartete sie Dr. Williston, doch bei dem Besucher handelte es sich um jemand anderen – einen jungen Mann in einer dunkelblauen Uniform und mit einem dicken Schnurrbart, der nicht so recht zu seinem rotblonden Haar passen wollte. Offensichtlich sollte der Bartwuchs dem jungenhaften Gesicht zu etwas mehr Reife verhelfen. »Mrs. Bishop?« Er hatte einen leichten Südstaatenakzent, wie man ihn in diesem Teil Kaliforniens nur sehr selten zu hören bekam.
»Ja, das bin ich.«
»Mein Name ist Hellman, ich arbeite beim Sicherheitsdienst hier im Krankenhaus. Ihr Mann hat angerufen und darum gebeten, dass ich hier bei Ihnen im Zimmer bleibe.«
»Wieso denn?«
»Das hat er uns nicht gesagt. Er wollte, dass niemand außer ihm, einem Polizisten oder Ihrem Arzt das Zimmer betritt.«
»Warum?«
»Hat er nicht gesagt.«
»Ist etwas mit unserem Sohn? Brandon?«
»Davon weiß ich nichts.«
»Warum hat mich Frank nicht direkt angerufen?«
Hellman fingerte an der Dose mit Reizgas an seinem Gürtel herum. »Sämtliche Leitungen zum Krankenhaus sind seit etwa einer halben Stunde gestört. Zurzeit sitzt der Reparaturdienst dran. Ihr Mann ist über Funk durchgekommen, auf einer Frequenz, die wir eigentlich nur für die Verständigung mit unseren Rettungswagen benutzen, Sie wissen schon.«
Jennie hatte ihr Handy in der Handtasche, doch ihr war zuvor ein Schild aufgefallen, auf dem stand, man sollte in Krankenhäusern keine Handys benutzen, weil die Signale Herzschrittmacher und andere empfindliche Geräte stören könnten.
Der Wachmann sah sich kurz um, dann zog er einen Stuhl näher ans Bett und setzte sich. Sie schaute den jungen Mann nicht direkt an, spürte jedoch, wie er sie musterte, ihren Körper betrachtete, als versuchte er, durch die weiten Armausschnitte ihres Nachthemds einen Blick auf ihre Brüste zu ergattern. Mit empörtem Gesichtsausdruck drehte sie sich zu ihm um, doch bevor sie ihn dabei ertappen konnte, hatte er den Blick in eine andere Richtung gewandt.
In diesem Augenblick kam Dr. Williston ins Zimmer, ein rundlicher Mann mit recht ausgeprägter Stirnglatze.
»Hallo, Jennie. Wie geht’s Ihnen heute Morgen?«
»So weit ganz gut«, antwortete sie unsicher.
Erst jetzt bemerkte der Arzt den Wachmann und sah ihn verwundert an.
»Detective Bishop bat mich, hier bei seiner Frau zu bleiben«, erläuterte der Mann sofort.
Dr. Williston musterte den Mann mit kritischem Blick von oben bis unten und fragte dann: »Arbeiten Sie für den Sicherheitsdienst in diesem Krankenhaus?«
»Jawohl, Sir.«
Jennie mischte sich ein: »Hin und wieder gibt es kleine Probleme bei den Fällen, mit denen mein Mann zu tun hat. Da ist er lieber einmal zu vorsichtig.«
Der Arzt nickte und setzte wieder seine beruhigende Miene auf. »Na schön, Jennie. Die Tests, die wir uns für heute vorgenommen haben, dauern nicht lange, aber ich möchte Ihnen zuvor erklären, was wir eigentlich tun – und wonach wir suchen.« Er nickte zu dem kleinen Pflaster von der Spritze auf ihrem Arm. »Wie ich sehe, hat man Ihnen bereits Blut abgenommen …«
»Nein. Das ist von der Spritze.«
»Von der …?«
»Sie wissen schon, diese Spritze.«
»Welche Spritze denn?«, erkundigte er sich stirnrunzelnd.
»Vor zwanzig Minuten. Die Spritze, die Sie angeordnet haben.«
»Ich habe keine Spritze angeordnet.«
»Aber …« Sie spürte,
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