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Lautloses Duell

Titel: Lautloses Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Bishop sich zu ihm vorbeugen musste, um ihn zu verstehen: »Blöder Büroklatsch, sonst nichts.«
    In zweiundzwanzig Dienstjahren hatte Bishop sich zu einer Art Lügendetektor auf zwei Beinen entwickelt. »Also, wenn ein Mann mit seiner Geliebten in einem geparkten Auto –«
    »Sie ist nicht meine Geliebte!«
    »– in einem geparkten Auto sitzt, sieht er sich jeden Wagen in der Umgebung sehr genau an, um sicherzugehen, dass er nicht seiner Frau oder einem Nachbarn gehört. Deshalb, Sir, haben Sie den Wagen unseres Verdächtigen sehr wohl gesehen. Was für ein Auto war es?«
    »Ich würde Ihnen ja gerne helfen …«
    Jetzt war Bob Shelton an der Reihe. »Wir haben keine Zeit mehr für Ihre Mätzchen, Cargill!« Zu Bishop sagte er: »Also müssen wir doch Sally holen. Vielleicht helfen sich die beiden gegenseitig ein wenig auf die Sprünge.«
    Die Detectives hatten sich mit Sally Jacobs – die alles andere als das hässlichste Mädchen des sechzehnten oder irgendeines anderen Stockwerkes war–bereits unterhalten, und sie hatte zugegeben, dass sie ein Verhältnis mit Cargill hatte. Da sie allein stehend und, warum auch immer, in diesen Schwachkopf verliebt war, hatte sie nicht so paranoid wie er reagiert und sich auch nicht darum gekümmert, wer sich in der Nähe des Wagens aufhielt oder nicht. Sie glaubte, ein Auto gesehen zu haben, konnte aber weder zur Marke noch zum Modell etwas sagen. Bishop glaubte ihr.
    »Sie hierher bringen?«, fragte Cargill langsam. »Sally?«
    Bishop gab Shelton einen Wink, woraufhin sie sich zum Gehen umwandten. »Dauert nicht lange«, rief er zurück.
    »Nein, nicht«, flehte Cargill.
    Sie blieben stehen.
    Abscheu spiegelte sich auf Cargills Gesicht. Die Schuldigsten sehen immer aus, als hätte man sie besonders ungerecht behandelt. »Es war ein Jaguar Cabrio. Neues Modell. Silber oder Grau. Schwarzes Dach.«
    »Kennzeichen?«
    »In Kalifornien zugelassen. Die Nummer habe ich nicht gesehen.«
    »Ist Ihnen der Wagen in dieser Gegend schon einmal aufgefallen?«
    »Nein.«
    Bishop nickte, und die Detectives drehten sich wieder um.
    Plötzlich erhellte ein verschwörerisches Grinsen Cargills Gesicht. Er zuckte die Achseln und nickte zum Haus. »Sagen Sie, Officer, von Mann zu Mann, Sie wissen bestimmt, wie das ist… Die Sache bleibt doch unter uns, oder?« Er warf einen Blick zum Haus, womit er seine Frau meinte.
    Bishops förmliche Fassade veränderte sich nicht im Geringsten, als er antwortete: »Kein Problem, Sir.«
    »Vielen Dank«, erwiderte der Mann sichtlich erleichtert.
    »Bis auf das Protokoll«, fügte der Detective hinzu. »Darin wird wohl oder übel ein Verweis auf Ihre Beziehung zu Miss Jacobs vermerkt sein.«
    »Protokoll?«, fragte Cargill verunsichert.
    »Das Protokoll, das Ihnen unsere Abteilung für Zeugenaussagen zustellen wird.«
    »Zustellen? Sie meinen … ins Haus?«, keuchte er.
    »Das ist Vorschrift«, sagte Shelton. »Wir müssen jedem Augenzeugen eine Kopie seiner Aussage, also ein Protokoll, zustellen.«
    »Das dürfen Sie nicht!«
    Wie es seiner Natur und auch den gegebenen Umständen angemessen war, erwiderte Bishop ohne das geringste Lächeln: »Tut mir Leid, Sir, aber das müssen wir sogar. Wie mein Kollege schon sagte, es ist Vorschrift.«
    »Ich kann sie mir ja bei Ihrer Dienststelle abholen.«
    »Nein. So was muss mit der Post zugestellt werden, und zwar aus Sacramento. Rechnen Sie in den nächsten paar Monaten damit.«
    »
Monaten?
Können Sie es nicht genauer sagen?«
    »Genauer wissen wir es selbst nicht, Sir. Vielleicht kommt es ja schon nächste Woche, es könnte aber auch August werden. Jedenfalls vielen Dank für Ihre Hilfe. Schönen Abend noch, Sir.«
    Sie eilten zu ihrem mitternachtsblauen Crown Victoria und ließen den Geschäftsmann einfach stehen, der zweifellos bereits wilde Pläne konstruierte, wie er in den nächsten zwei oder drei Monaten die Post abfangen konnte, damit der Bericht nicht seiner Frau in die Finger fiel.
    »Abteilung für Zeugenaussagen?«, erkundigte sich Shelton mit hochgezogenen Augenbrauen.
    Bishop zuckte die Achseln. »Hört sich doch gut an.« Die Männer lachten.
    Dann rief Bishop in der Funkzentrale an und gab eine eilige Anfrage hinsichtlich Phates Wagen durch. Diese Anfrage ging an sämtliche Kraftverkehrsämter und erkundigte sich nach einem neuen silbernen oder grauen Jaguar Cabrio. Bishop wusste, dass der Wagen, wenn ihn Phate für dieses Verbrechen benutzt hatte, entweder gestohlen oder unter falschen Angaben

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